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Staatstrauer in Tschechien nach Prager Schusswaffenattacke

23. Dezember 2023

Mit einer Schweigeminute und dem Geläut von Kirchenglocken hat Tschechien der Opfer der schweren Gewalttat an der Prager Karls-Universität gedacht. Präsident Petr Pavel nahm im Veitsdom an einem Trauergottesdienst teil.

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Tschechien Prag 2023 | nach Schusswaffenangriff an Karls-Universität | Trauer & Gedenken | Ehrengarde
Soldaten der Ehrengarde bei einer Schweigeminute für die Getöteten in PragBild: Gabriel Kuchta/Getty Images

Während der eintägigen Staatstrauer für die 14 Todesopfer des Angriffs wehten die Flaggen an allen öffentlichen Gebäuden wie Schulen und Rathäusern in Tschechien auf Halbmast und waren mit einem Trauerflor versehen. Mittags hielten die Menschen bei einer Schweigeminute inne. Danach läuteten Kirchen im ganzen Land ihre Glocken. Die meisten Advents- und Kulturveranstaltungen wurden abgesagt. Die Fernsehsender änderten ihr Programm.

Ein 24-jähriger Student der Karls-Universität hatte am Donnerstagnachmittag in einem Hochschulgebäude in der Nähe der berühmten Karlsbrücke in der Prager Altstadt 13 Menschen erschossen und 25 weitere verletzt. Danach tötete er sich selbst. Ein Verletzter starb später im Krankenhaus. Die Bluttat löste Entsetzen über die Landesgrenzen hinweg aus.

Erzbischof Graupner fordert Konsequenzen

Im Veitsdom auf der Prager Burg fand ein zentraler Trauergottesdienst statt, an dem auch Präsident Petr Pavel und Ministerpräsident Petr Fiala teilnahmen. "Wir versuchen alle, ein Paradies auf Erden zu errichten, aber die Realität des Lebens zeigt uns, dass das Böse existiert", sagte der Prager Erzbischof Jan Graubner. Er forderte zudem Konsequenzen. "Wir stellen eine Zunahme der Depressionen und Suizide bei Kindern und jungen Menschen fest, aber wir reden nur davon, die Zahl der Psychiater zu erhöhen."

Tschechien Prag 2023 | nach Schusswaffenangriff an Karls-Universität | Gottesdienst Trauer & Gedenken
Der Trauergottesdienst im Veitsdom in PragBild: Gabriel Kuchta/Getty Images

Studierende der Philosophischen Fakultät der Karls-Universität brachten 14 weiße Rosen für die Opfer zum Altar. Ein Chor, der in der Messe sang, wurde von dem Musiker und Dozenten David Eben vom Musikwissenschaftlichen Institut geleitet. Die 49-jährige Institutsleiterin Lenka Hlavkova ist unter den 14 Todesopfern.

Tschechien Prag 2023 | nach Schusswaffenangriff an Karls-Universität | Gottesdienst Trauer & Gedenken
Studierende bringen weiße Rosen als Zeichen der Trauer zum AltarBild: Michal Cizek/AFP/Getty Images

Der tschechische Regierungschef Petr Fiala hatte am Freitag einen improvisierten Gedenkort vor der Universität besucht, wo Studierende und andere Trauerende hunderte Kerzen aufgestellt haben. Es sei schwer, die richtigen Worte zu finden, um die Tat zu verurteilen und zugleich "den Schmerz und die Trauer auszudrücken, die unser ganzes Land in diesen Tagen vor Weihnachten empfindet", sagte Fiala.

Einzeltäter mit großem Waffenarsenal

Bei dem Schützen handelte es nach Polizeiangaben um einen Einzeltäter. Er war nicht polizeibekannt, verfügte den Ermittlern zufolge aber über ein "riesiges Arsenal an Waffen und Munition". Der 24-Jährige wird auch mit dem Tod seines Vaters in Verbindung gebracht, dessen Leiche kurz vor dem Schusswaffenangriff in der Universität im Ort Hostoun westlich von Prag entdeckt worden war.

Tschechien Prag 2023 | nach Schusswaffenangriff an Karls-Universität | Trauer & Gedenken
Ein Trauerkerzenmeer vor einem Gebäude der Karls-UniversitätBild: Gabriel Kuchta/Getty Images

Nach Angaben von Polizeichef Martin Vondrasek hatte die Polizei schon nach dem Fund der Leiche des Vaters eine Fahndung nach dem 24-Jährigen eingeleitet. Der Student hatte demnach in einer Notiz angekündigt, sich in Prag selbst töten zu wollen. Die Polizei durchsuchte daraufhin das Hauptgebäude der Philosophischen Fakultät in der Vermutung, den 24-Jährigen dort bei einer Vorlesung anzutreffen. Der Schütze hatte jedoch ein anderes Gebäude der Fakultät betreten. Zwölf Minuten nach den ersten Meldungen über Schüsse traf die schnelle Eingreiftruppe demnach am Tatort ein.

Weitere Mordtaten?

Der 24-Jährige wird außerdem verdächtigt, am 15. Dezember einen jungen Mann und dessen zwei Monate alte Tochter bei einem Spaziergang im Wald in einem Prager Vorort getötet zu haben. Eine ballistische Analyse habe ergeben, dass die im Wald benutzte Waffe "identisch" sei mit einer Waffe, "die im Haus des Universitätsschützen gefunden wurde", schrieb die Polizei im Onlinedienst X.

Die Polizei nahm seit dem Angriff in der Universität vier Menschen fest, weil sie entweder mit einer Nachahmung der Tat drohten oder diese befürworteten. Bis mindestens Neujahr wird die Polizei einige Orte verstärkt bewachen, darunter mehrere Schulen.

kle/gri (afp, dpa, kna)