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Staatskonzern übernimmt Yukos-Tochterunternehmen

23. Dezember 2004

Der Kreml behält weiter seinen Einfluss: Nachdem die Yukos-Tochter Juganskneftegas am Wochenende an die unbekannte Baikal-Finanzgruppe versteigert wurde, soll nun der Staatskonzern Rosneft Baikal gekauft haben.

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Rosneft-Sitz in MoskauBild: AP

Das Rätseln um die Zukunft der Kernsparte des angeschlagenen russischen Ölkonzerns Yukos scheint ein Ende zu haben. Der staatliche Ölkonzern Rosneft ist nach Angaben eines Sprechers neuer Besitzer der wichtigsten Yukos-Fördertochter Juganskneftegas. Der Staatskonzern habe 100 Prozent der Aktien der Baikal-Finanzgruppe aufgekauft, die Juganskneftegas am Sonntag bei einer Zwangsversteigerung erworben hatte, zitierte die russische Nachrichtenagentur Interfax am Mittwochabend (22.12.2004) den Rosneft-Sprecher. Dadurch halte Rosneft 76,6 Prozent an Juganskneftegas. Ein Kaufpreis für die Baikal-Übernahme wurde nicht genannt.

Verbindung zum Kreml

Rosneft ist die letzte große Ölfirma in russischem Staatsbesitz. Seit Tagen kursierten Gerüchte, dass auch die zuvor unbekannte Baikal-Finanzguppe in Verbindung zum Kreml steht. Die Baikal-Finanzgruppe hatte für umgerechnet sieben Milliarden Euro den Zuschlag für die bisherige Yukos-Fördertochter erhalten.

Rosneft ist der siebtgrößte Energiekonzern in Russland. Im vergangenen Jahr förderte er 19,4 Millionen Barrel Rohöl. Zwischen Rosneft und dem halbstaatlichen Konzern Gasprom, der lange als Anwärter auf den Kauf von Juganskneftegas galt, bestehen enge Verbindungen. Im September gaben beide Unternehmen den Plan für eine Fusion bekannt. Gasprom hatte sein Gebot für Jukanskneftegas kurz vor der Zwangsversteigerung zurückgezogen.

Bereits unmittelbar nach der Auktion hatten sich die Hinweise auf bislang unbekannte Hintermänner des Käuferunternehmens verdichtet. Russische Medien vermuteten Kreml-nahe Kreise hinter der Baikal-Finanzgruppe.

"Wunderbares Weihnachtsgeschenk"

Juganskneftegas war versteigert worden, um einen Teil der Steuernachzahlungen von Yukos in Höhe von umgerechnet 20,7 Milliarden Euro zu begleichen. Mit dem Erlös aus der Auktion wollten die Moskauer Behörden offiziell einen Teil der Yukos-Steuerschuld eintreiben. Der inhaftierte Firmengründer Michail Chodorkowski hatte der russischen Regierung nach der Zwangsversteigerung vorgeworfen, das "effizienteste Ölunternehmen" Russlands zerstört und sich ein "wunderbares Weihnachtsgeschenk genehmigt" zu haben. Chodorkowski war im Oktober 2003 festgenommen worden. Er hält dem Kreml politische Beweggründe vor, da er vor der Präsidentenwahl oppositionelle Parteien finanziell unterstützt hatte.

Mit dem Kauf will Rosneft nach Angaben des Sprechers seinen Umbau zu einem "ausgewogenen nationalen Energiekonzern" fortführen, indem die Förderkapazitäten entwickelt würden. Der Erwerb von Jukanskneftegas sei "im Rahmen der Entwicklungsprojekte von Rosneft realisiert" worden. (kap)