St. Pauli gelingt Pokal-Sensation gegen den BVB
18. Januar 2022Die 2000 Zuschauer im Stadion am Millerntor feuerten ihr Team derart enthusiastisch und lautstark an, als handele es sich um mindestens die doppelte Anzahl. Sie ahnten offenbar, dass etwas ganz Besonderes in der Hamburger Luft lag. Und ihr intensives stimmliches Engagement sollte sich lohnen. Tatsächlich gelang dem Zweitligisten FC St. Pauli gegen den haushohen Favoriten Borussia Dortmund die Pokal-Sensation. Mit 2:1 (2:0) besiegte das Team von Trainer Timo Schultz die Westfalen und zog damit völlig überraschend ins Viertelfinale des DFB-Pokals ein.
Etienne Amenyido brachte St. Pauli bereits nach vier Minuten in Führung. Axel Witsel traf nach 40 Minuten ins eigene Tor. Erling Haaland gelang per Handelfmeter lediglich noch der Anschlusstreffer für den BVB (58.).
Spielerisch überlegen, aber keine Ideen
Die Mannschaft von Marco Rose enttäuschte auf ganzer Linie, zeigte eine blamable Leistung. "Es ist natürlich sehr bitter. Wir haben eine Riesenchance verpasst, den Pokal wieder zu gewinnen", sagte BVB-Kapitän Marco Reus nach dem Abpfiff. Die Chance, sich diesen Titel in diesem Jahr zu sichern, schien besonders groß zu sein. Schließlich war der Seriensieger FC Bayern München schon nicht mehr im Wettbewerb.
Spielerisch war der BVB natürlich überlegen, dominierte auch die Partie. Aber die vehemente und körperlich robuste Spielweise des Zweitligisten machte den Dortmundern sichtlich zu schaffen. Großchancen gab es für die Dortmunder kaum einmal. Und wenn, schlossen Reus und Thorgan Hazard viel zu unkonzentriert vor dem Pauli-Tor ab. Mangelnde Kreativität, so gut wie keine überraschenden Momente, kaum Anspielmöglichkeiten in der Spitze waren das hervorstechende Merkmal des Dortmunder Auftritts. Und auch die besonders große Schwäche des BVB kam wieder einmal zum Vorschein.
Dortmund kein Spitzenteam
Einmal mehr musste das Rose-Team zwei Gegentreffer hinnehmen. Die Abwehr ist in dieser Saison die Achillesferse der Mannschaft. In der Bundesliga kassierte der BVB in 19 Partien bereits 29 Gegentreffer. In der bereits nach der Gruppenphase beendeten Champions-League-Saison waren es elf Gegentreffer nach sechs Partien. Und auch gegen einen Zweitligisten erweist sich die Defensive der Dortmunder erneut als viel zu löchrig. Eine fatale Bilanz, die davon zeugt, dass der BVB von einem echten Spitzenteam derzeit meilenweit entfernt ist.
Jüngst bei Eintracht Frankfurt konnte der BVB einen 0:2-Rückstand in der Bundesliga noch einmal drehen. Dieses Mal gingen die Hamburger mit dieser Führung aber als verdienter Sieger vom Platz, weil sie das Spiel unbedingt gewinnen wollten und die Dortmunder keine Antworten parat hatten.
Die Saison des BVB ist so gut wie verpatzt. Das Minimalziel, die erneute Qualifikation für die finanziell so lukrative Champions League und die Teilnahme an der Europa League bleiben dem BVB noch. Nicht sonderlich viel für diesen besonders ambitionierten Verein.
Das DFB-Pokal-Achtelfinale am Dienstag
1860 München - Karlsruher SC 0:1 (0:0)
Tore: 0:1 Wanitzek (69., Handelfmeter)
1. FC Köln - Hamburger SV 3:4 i.E. (0:0,0:0,1:1)
Tore: 0:1 Glatzel (92.), 1:1 Modeste (120./Foulelfmeter)
Elfmeterschießen: 0:1 D. Kinsombi, Heuer Fernandes hält von Özcan, Schwäbe hält von Kittel, 1:1 Modeste, 1:2 Vuskovic, 2:2 Ljubicic, 2:3 Gyamerah, 3:3 Duda, 3:4 Schonlau, Kainz verschießt
VfL Bochum - FSV Mainz 05 3:1 (0:1)
Tore: 0:1 Onisiwo (36.), 1:1 Pantovic (56., Foulelfmeter), 2:1 Pantovic (59.), 3:1 Löwen (80.)