Sri Lanka hat seinen ersten Heiligen
14. Januar 2015Die Heiligsprechung des Missionars gilt als Höhepunkt des Papstbesuchs in Sri Lanka. Das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche nutzte die Zeremonie zu einem Aufruf nach Religionsfreiheit. Jeder Mensch müsse "ohne Einschüchterung und äußeren Zwang" die Wahrheit suchen und seine religiösen Überzeugungen kundtun dürfen, sagte Franziskus bei der Messe an der Strandpromenade von Colombo.
Es war die erste Heiligsprechung im überwiegend buddhistischen Sri Lanka. Der Missionar Joseph Vaz (1651 - 1711) wurde im indischen Goa geboren, verbrachte die meiste Zeit seines Lebens aber auf Sri Lanka, das damals Ceylon hieß. Vaz reiste verkleidet als einfacher Arbeiter über die Insel, da nach den Portugiesen die calvinistischen Niederländer die Kolonialherrschaft übernommen hatten und die Katholiken auf der Tropeninsel verfolgten.
"Apostel Ceylons"
Vaz habe wie wir heute in einer Zeit rascher und tiefgreifender Veränderungen gelebt, sagte der Papst bei der Heiligsprechungszeremonie. Er stehe dafür, gegen Widerstände voranzuschreiten und an die Peripherien zu gehen.
Zu der Heiligsprechungsfeier kamen mehr als 500.000 Menschen. Dabei gibt es in der gesamten Inselrepublik nur rund 1,2 Millionen Katholiken, etwa sieben Prozent der Bevölkerung. Die Regierung hatte den Mittwoch zum Feiertag erklärt. Zahlreiche Sonderzüge waren im Einsatz, um Teilnehmer aus allen Landesteilen zu der Feier nach Colombo zu bringen.
Am gleichen Ort, der Strandpromenade von Colombo, hatte Papst Johannes Paul II. vor 20 Jahren bereits die Seligsprechungsfeier für Vaz gehalten. Die katholische Bevölkerungsminderheit Sri Lankas verehrt den Ordenspriester als "Apostel Ceylons", der gemeinsam mit einem Mitbruder auch erstmals Teile der Bibel und katechetische und liturgische Literatur in die beiden Hauptlandessprachen singhalesisch und tamilisch übersetzte.
Papst besucht Norden Sri Lankas
Als erster Papst überhaupt wird Franziskus die früheren Bürgerkriegsgebiete im Norden des Landes besuchen. Dort will er im Marienheiligtum von Madhu mit Familien der ehemals verfeindeten Tamilen und Singhalesen für Versöhnung und Frieden beten. Bereits am Dienstag, dem ersten Tag seines Sri Lanka-Besuchs, hatte das Kirchenoberhaupt die Menschen der Inselrepublik zur Versöhnung nach dem jahrzehntelangen Bürgerkrieg aufgerufen. Am Donnerstag reist Franziskus weiter auf die Philippinen, das am stärksten katholisch geprägte Land der Region.
qu/gmf (dpa, kna)