Spätes Erinnern an Olympia-Attentat von 1972
6. September 2017"Der Erinnerungsort kommt spät, aber nicht zu spät", hatte Bayerns Kultusminister Ludwig Spaenle (CDU) vor wenigen Tagen noch gesagt. Warum nicht schon früher ein Denkmal für die insgesamt zwölf Opfer der Terroristen entstanden war, sondern jahrzehntelang nur eine kleine, unscheinbare Tafel am ehemaligen Quartier der Sportler hing, konnte er indes auch nicht erklären.
Die Einweihungszeremonie der rund 2,3 Millionen teuren Gedenkstätte fiel dafür umso publikumswirksamer aus. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hatte den israelischen Präsidenten Reuven Rivlin nach München eingeladen - ein Vorgang, der in Israel als sehr positives Signal gesehen und gewürdigt werde, wie der neue israelische Botschafter in Deutschland, Jermy Issacharoff, erklärte.
Wichtige Erinnerung an die Opfer
Dem halbstündigen Festakt zur Eröffnung des Mahnmals am Nordrand des Münchner Olympiaparks wohnten neben Angehörigen der Opfer, Steinmeier und Rivlin auch Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer und IOC-Präsident Thomas Bach bei.
In seiner Rede entschuldigte sich Steinmeier zunächst für den späten Zeitpunkt des offiziellen Gedenkens. "Lange, viel zu lange fehlte dieser Ort!", erklärte der Bundespräsident. Das Olympia-Attentat präge immer noch die Gegenwart, doch bis heute seien die Opfer in der öffentlichen Wahrnehmung hinter den Tätern verblasst.
Ilana Romano, Witwe des getöteten israelischen Gewichthebers Josef Romano, sprach von einem "höchst bewegenden Ereignis". Ihre Landsleute seien damals "glücklich und voller Stolz" zu den Spielen nach München gereist, doch "sie kehrten in Särgen zurück". Das Jahr 1972 stehe für den Beginn des weltweiten Terrors der Gegenwart, ergänzte sie.
Besuch der KZ-Gedenkstätte Dachau
Als erster Staatspräsident Israels besuchte Rivlin später die KZ-Gedenkstätte Dachau. Dort legte er mit Steinmeier und Seehofer einen Kranz für die Opfer des Nationalsozialismus nieder. Vor 45 Jahren hatte auch die israelische Olympiamannschaft einen Kranz in Dachau niedergelegt - wenige Tage vor dem Tod elf ihrer Sportler durch palästinensische Terroristen. Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, bedankte sich "von Herzen" für die Geste des israelischen Staatspräsidenten.
Am 5. September 1972 waren acht Terroristen der palästinensischen Organisation "Schwarzer September" in das Olympische Dorf in München eingedrungen. Sie töteten zwei israelische Sportler und nahmen neun Geiseln. Der Versuch, die Geiseln 36 Stunden später auf dem rund 30 Kilometer entfernten Flughafen Fürstenfeldbruck zu befreien, endete in einem Blutbad, bei dem nicht nur die entführten Sportler sondern auch ein Polizist und fünf der acht Attentäter getötet wurden.
djo/bri (afp, epd, kna, sid)