Sportler erleichtert über Olympia-Verschiebung
24. März 2020Tokio 2020 wird es wegen der Coronavirus-Pandemie nicht geben. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hat sich dem wachsenden Druck gebeugt und die Olympischen Spiele, die eigentlich am 24. Juli in der japanischen Hauptstadt beginnen sollten, um ein Jahr verschoben. Damit wird zwar die gesamte Olympia-Vorbereitung der Athletinnen und Athleten über den Haufen geworfen, Trainingspläne und die gezielte Steuerung des Formaufbaus zum Jahres-Höhepunkt obsolet - doch die waren zuvor durch die Corona-bedingten Einschränkungen ohnehin empfindlich gestört worden.
Viel schlimmer war für die meisten Sportler die Ungewissheit, ob und für welchen Zeitpunkt man sich vorbereiten sollte. Jetzt herrscht Klarheit, und vielen von ihnen fällt regelrecht ein Stein vom Herzen.
Hörmann: "Enorm wichtiger Schritt"
"Es ist schön, dass die Verantwortlichen beim IOC ein Einsehen haben und sich nun auch solidarisch mit der Weltgemeinschaft zeigen", begrüßte Jonathan Koch, der Athletensprecher des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB ) die IOC-Entscheidung. Der frühere Ruderer hatte die ungewisse Lage für die Athleten während der Corona-Krise zuvor als "kaum zumutbar" bezeichnet. "So traurig die Verschiebung für jedes Sportlerherz auch sein mag, ist es doch zu begrüßen, dass der Zwiespalt von Trainingsanforderungen und einem gesamtgesellschaftlich solidarischen Verhalten durch die Entscheidung aufgelöst wird", sagte der 34-Jährige.
DOSB-Präsident Alfons Hörmann begrüßte, dass sich das IOC nun doch nicht vier Wochen Zeit zur Entscheidungsfindung genommen hatte und lobte die "nunmehr schnelle und klare Entscheidung". Die Verschiebung der Olympischen und Paralympischen Spiele sei ein "richtiger und enorm wichtiger Schritt für den internationalen Sport und die gesamte Weltgemeinschaft".
Kaul: "Richtig für alle Sportler"
Auch Zehnkampf-Weltmeister Niklas Kaul bezeichnete die Verschiebung der Olympischen Spiele als "richtig für alle Sportler". "Ich hoffe, dass wir alle 2021 die Spiele bekommen, die wir uns erträumen" sagte der 22 Jahre alte deutsche "Sportler des Jahres" von 2019. Die beiden Beachvolleyball-Vizeweltmeister Julius Thole und Clemens Wickler sprachen von einer alternativlosen Entscheidung. "Gesundheit geht immer vor. Nun haben alle Athleten Gewissheit und können sich zielgerichtet auf die Spiele 2021 in Tokio vorbereiten."
"Es ist die einzig richtige und nachvollziehbare Entscheidung", sagte Bob Hanning, der Vizepräsident des Deutschen Handballbundes (DHB). "Jetzt haben wir auch wieder ein Ziel, auf das sich alle Teilnehmer fokussieren und vorbereiten können. Das ist eine gute Nachricht für den Sport und eine gute Nachricht für die Welt." Die sechsmalige Dressur-Olympiasiegerin Isabell Werth, die sich zuvor sehr kritisch geäußert und auf eine schnelle Entscheidung gegen eine Austragung in diesem Jahr gedrängt hatte, sagte: "Das ist das, was wir alle gefordert und erwartet haben."
Aufschub und Ende eines Traums
Der Verein "Athleten Deutschland" bestärkte alle Sportlerinnern und Sportler, ihr Training nun auf den neuen Olympia-Termin auszurichten. "Wir möchten sie alle dazu ermuntern, sich nicht entmutigen zu lassen und ihre Ziele weiterzuverfolgen", hieß es in einer Mitteilung vom Dienstag. Zuvor hatten sich das Internationale Olympische Komitee und die japanischen Gastgeber darauf geeinigt, die Tokio-Spiele wegen der Corona-Pandemie ins kommende Jahr zu verlegen.
Dies bedeute für viele olympische und paralympische Sportlerinnen und Sportler weltweit "den Aufschub, für manche das Ende eines Traums", schrieb "Athleten Deutschland". Das IOC müsse nun mit Japans Regierung, den TV-Rechteinhabern, Sponsoren und weiteren Partnern eine "tragfähige Lösung" für Sommerspiele im nächsten Jahr finden. Positiv sei, dass die IOC-Entscheidung die Sportler von dem Druck, ihr Training unter den Einschränkungen der Corona-Krise fortzuführen. "Sie können sich jetzt darauf konzentrieren, diese Krise solidarisch mit dem Rest der Gesellschaft zu überwinden."
asz/jst (dap, SID)