Spionage-Ballons: "Auch Europa muss wachsam sein"

"Wir haben verstärkte chinesische Geheimdienstaktivitäten auch in Europa gesehen", sagte NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg bei einem Treffen mit US-Außenminister Antony Blinken. Der mutmaßliche Spionage-Ballon über den USA bestätige ein "Muster", wonach China in den vergangenen Jahren "stark in neue militärische Fähigkeiten investiert" habe. Dazu zählten Satelliten, Cyberfähigkeiten und eben auch Ballons. "Wir müssen also wachsam sein", mahnte der Norweger.

Die USA hätten die gesammelten Informationen über den abgeschossenen chinesischen Ballon mit Partnerländern geteilt, sagte Blinken auf der gemeinsamen Pressekonferenz mit Stoltenberg. Im Verlauf der Bergungsarbeiten gebe es fast stündlich weitere Informationen. "Wir werden in den kommenden Tagen mehr dazu sagen", fügte Blinken hinzu. Mit Stoltenberg habe er zudem über die systemischen und taktischen Herausforderungen gesprochen, die China für die NATO darstelle.

Welche Geheimnisse offenbaren die Trümmer?

Der Flug des mutmaßlichen Spionage-Ballons aus China über den USA hat die ohnehin frostigen Beziehungen beider Länder seit der vergangenen Woche weiter abgekühlt. Außenminister Blinken sagte eine geplante China-Reise kurzerhand ab. US-Präsident Joe Biden ließ den Ballon schließlich am Samstag an der US-Ostküste über dem Atlantik von einem Kampfflugzeug abschießen, als sich der Ballon nicht mehr über dem Festland befand.

Jetzt läuft die Bergung aus dem Meer. Die USA erhoffen sich von der Auswertung wichtige Erkenntnisse über das chinesische Vorgehen. Nach US-Angaben wurden in den vergangenen Jahren chinesische Ballons über Ländern auf fünf Kontinenten entdeckt. China hatte nach der Entdeckung des Ballons über den USA erklärt, es handele sich um einen zivilen Ballon für meteorologische Zwecke, der vom Kurs abgekommen sei.

rb/mak (AP, AFP, dpa, Reuters)