Johannes Vetter sorgt für einen Paukenschlag
11. August 2017Der deutsche Rekordhalter Johannes Vetter will am Samstag zuschlagen und bei der Leichtathletik-WM in London seine erste WM-Medaille holen. Der 24-Jährige überzeugte bereits in der Qualifikation: Mit 91,20 Metern warf Vetter gleich im ersten Versuch so weit, wie noch nie ein Speerwerfer in einer Qualifikation. "91 Meter sind ziemlich geil! Die Form stimmt, und ich bin verletzungsfrei", sagte das Kraftpaket von der LG Offenburg nach der Pflicht. "Nun muss ich am Samstag Vollgas geben. Ich bin gut drauf und möchte mir im Finale am besten eine Medaille abholen. Mit 88 Metern und Bronze wäre ich auch zufrieden - aber eigentlich darf es schon etwas mehr sein", meinte Vetter in den Katakomben des Olympiastadions.
Auch Olympiasieger Thomas Röhler schaffte den Sprung ins Finale, benötigte aber zwei Versuche, um mit 83,87 Metern über der geforderten Weite (83,00) zu bleiben. Der Mannheimer Andreas Hofmann, hinter Vetter und Röhler in diesem Jahr Nummer drei der Welt, kam im zweiten Durchgang auf 85,62 Meter und darf damit auch auf eine Medaille hoffen.
Das DLV-Speertrio zählt zu den größten Medaillenhoffnungen bei dieser WM. Sollten Vetter, Röhler und Hofmann am Samstag alle drei Medaillen abräumen, würden sie Geschichte schreiben - ein WM-Sweep ist im Speerwurf noch keiner Nation gelungen.
Ramil Guliyev siegt über 200 Meter
Eine Überraschung gab es im Finale über 200 Meter der Männer: Der Südafrikaner Wayde van Niekerk verpasste das angestrebte Gold-Double über 200 und 400 Meter und musste sich über die halbe Stadionrunde überraschend Ramil Guliyev geschlagen geben. Der Vize-Europameister und gebürtige Aserbaidschaner war in 20,09 Sekunden zwei Hundertstelsekunden schneller und durfte sich als erster männlicher Leichtathletik-Weltmeister der Türkei feiern lassen.
Isaac Makwala landete abgeschlagen auf Platz sechs. Der Sprinter aus Botswana hatte in den vergangenen Tagen für Schlagzeilen gesorgt. Der Weltverband IAAF hatte ihm wegen einer ansteckenden Magen-Darm-Erkrankung erst die Teilnahme am Vorlauf verweigert, ihm dann aber doch ein Solo-Rennen gegen die Uhr gestattet.
Ein Doppelsieg über 200 und 400 Meter, wie ihn van Niekerk angepeilt hatte, war zuletzt US-Legende Michael Johnson geglückt: bei der WM 1995 in Göteborg und bei den Olympischen Spielen 1996 in Atlanta. Superstar Usain Bolt hat bei seiner letzten WM auf einen Start auf seiner Lieblingsstrecke verzichtet.
US-Amerikaner Taylor verteidigt als erster Dreispringer seinen Titel
Die Dreispringer lieferten dem Publikum eine tolle Show - am Ende flog Titelverteidiger und Olympiasieger Christian Taylor mal wieder am weitesten: Mit 17,68 Metern holte er sein drittes WM-Gold und überflügelte dabei seinen Landsmann Will Claye nur um fünf Zentimeter. Europameister Max Heß aus Chemnitz hatte seinen Start verletzungsbedingt kurzfristig absagen müssen. Beim Aufwärmen vor der Qualifikation bekam der 21-Jährige muskuläre Probleme im Oberschenkel.
Das Finale über 400 Meter Hürden der Frauen entschied die Amerikanerin Kori Carter für sich. In 53,07 Sekunden setzte sie sich vor Olympiasiegerin Dalilah Muhammad aus den USA (53,50) durch. Ristananna Tracey aus Jamaika holte in 53,74 Sekunden Bronze. Vierte wurde die entthronte Titelverteidigerin Zuzana Hejnova aus Tschechien (54,20).
Derweil hat sich die Lage nach den Ausbrüchen von Magen-Darm-Erkrankungen im WM-Teamhotel der deutschen Leichtathleten etwas entspannt. "Im Moment haben wir keinen neuen Fall", sagte Mannschaftsarzt Andrew Lichtenthal der Deutschen Presse-Agentur. Nur noch ein Sportler sei wegen der Ansteckungsgefahr in der 48-Stunden-Quarantäne. Etwa 40 Menschen sind derzeit bei der WM betroffen, drei von ihnen steckten sich mit dem Norovirus an, wie die Gesundheitsbehörde Public Health England (PHE) mitteilte.
se/fab (dpa, sid)