1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Spanien gegen Kroatien im Stil eines Boxers

28. Juni 2021

Im Achtelfinale der EURO 2020 lässt sich Spanien gegen Kroatien auch von mehreren Wirkungstreffern nicht beirren. Der dreifache Europameister ist zwischenzeitlich angeknockt, behält aber stets die Fäuste oben.

https://p.dw.com/p/3vhZ1
EURO 2020 | Kroatien vs Spanien | Tor Oyarzabal
Große Erleichterung und grenzenlose Freude bei Spanien, das schlecht in die EM gestartet istBild: Stuart Franklin/REUTERS

Beim Boxen spricht man gerne von Nehmerqualitäten. Oft gewinnt im Ring nicht der Kämpfer, der härtere Schläge austeilen kann, sondern derjenige, der besser in der Lage ist, Treffer einzustecken. Im Achtelfinale der EM gegen Kroatien musste die Fußball-Nationalmannschaft Spaniens gleich mehrere solcher Wirkungstreffer verarbeiten. Die Kroaten schlugen härter zu, Spanien fiel aber dennoch nicht um - und setze sich am Ende in der Verlängerung mit 5:3 (3:3, 1:1) verdient durch.

Dabei sah es zunächst nach einer klaren Angelegenheit aus: Die Mannschaft von Trainer Luis Enrique war von Anfang an das bestimmende Team, hatte mehr Ballbesitz und die klareren Chancen. Dann aber kam der erste Tiefschlag: Spaniens Pedri spielte fast von der Mittellinie einen eigentlich harmlosen Rückpass auf Torwart Unai Simon. Dem rollte der Ball über den ausgestreckten Fuß und kullerte ins Tor (20. Minute). Es war das erste Eigentor Spaniens bei einer EM oder WM.

Spanien verhindert frühen K.o.

Kroatien schien nun zu riechen, dass der Gegner angeknockt war und suchte den schnellen K.o. Die Mannschaft, die auf den Corona-infizierten Ivan Perisic und den gesperrten Abwehrchef Dejan Lovren verzichten musste, drängte auf das 2:0. Spanien hing in den Seilen, überstand die Angriffswelle aber und erkämpfte sich bald wieder die Oberhand. In der 38. Minute erzielte Pablo Sarabia per Abstauber den Ausgleich, nachdem Kroatiens Torhüter Dominik Livakovic zuvor einen Schuss nur nach vorne hatte abklatschen können. Nach weiteren Toren von Cesar Azpilicueta (57.) und Ferran Torres (77.) stand es 3:1 für Spanien - die Partie war eigentlich entschieden.

EURO 2020 | Kroatien vs Spanien | Tor Pasalic
Unglaublich! Mario Pasalic (2.v.l.) kann es selbst kaum glauben, dass er zum 3:3 getroffen hat Bild: Hannah McKay/Getty Images

Doch auch Kroatiens Elf, bei der Ex-Weltfußballer Luka Modric erst spät aufdrehte und seine herausragenden Qualitäten zeigte, bewies Kampfgeist. Mit purer Willenskraft schafften die Kroaten noch vor dem Ende der regulären Spielzeit den Ausgleich. Die eingewechselten Mislav Orsic (85.) und Mario Pasalic (90.+2) trafen und versetzten Spanien so die nächsten schmerzhaften Schläge. Kroatien hatte das Momentum auf seiner Seite und führte quasi nach Punkten.

Parade als Riechsalz

Und fast wäre Bundesliga-Stürmer Andrej Kramaric in der Verlängerung der nächste Punch gelungen, doch der Angreifer der TSG Hoffenheim scheiterte frei vor dem Tor an Unai Simon, der damit seinen Fauxpas aus der ersten Halbzeit wieder gutmachte. Die Parade des Schlussmanns wirkte auf seine Mitspieler wie das Riechsalz auf einen benebelten Faustkämpfer. Die Spanier schüttelten sich kurz und besannen sich wieder auf ihre Stärken.

Ausgerechnet der zuvor von den Fans und der Presse stark kritisierte Alvaro Morata war es dann, der mit dem Tor zum 4:3 die Weichen auf Sieg stellte (100.). Wenig später erzielte Mikel Oyarzabal das 5:3 (103.). Ein Treffer, von dem sich nun die Kroaten nicht mehr erholten.

Für Spanien, den Weltmeister von 2010 und Europameister von 2008 und 2012, endet mit dem Viertelfinaleinzug eine Durststrecke. Bei der WM 2014 war bereits in der Vorrunde, bei der Europameisterschaft 2016 und der WM 2018 jeweils im Achtelfinale Endstation gewesen.