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Alin Coen Band

30. November 2011

Sie stammen aus Hamburg und Weimar und sind seit viereinhalb Jahren am Start. Musikalisch bewegt sich die Alin Coen Band zwischen Pop und Folk, und ihre einfühlsamen Texte treffen punktgenau den Zeitgeist.

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Alin Coen - die deutsche Songwriterin bei einem Konzert der Lausch Lounge am 14.03.2011 in Hamburg, Fliegende Bauten.
Alin Coen BandBild: picture-alliance/Jazzarchiv

Gefühle werden bei der Alin Coen Band ganz groß geschrieben. Es geht um Liebe, um die aktuelle und die verflossene, es geht um Nähe, um Verlust, um Wünsche und die Suche nach dem Ich. Kurzum: Es geht um das wahre Leben. Im Moment sei sie sehr emotionsthematisch unterwegs, bestätigt Sängerin Alin. "Bei den meisten Lieder geht es ums Loslassen. Und es dreht sich dabei nicht nur um Liebe, sondern auch darum, seine eigenen Gewohnheiten irgendwie mal loszulassen, dass man sich selber so ein bisschen aus dem Quark kriegt."

Bullerbü und Umwelttechnik

Eigentlich macht Alin Coen so gar nicht den Eindruck, nichts auf die Reihe zu kriegen. Im Gegenteil, sie wusste schon ziemlich früh, was sie wollte: nämlich Musik machen - oder doch lieber die Umwelt retten? "Ich war halt tatsächlich so ein bisschen hin- und hergerissen zwischen Musik und Umweltschutztechnik und habe mir deswegen auch eine Stadt gesucht, wo man beides studieren kann", lacht Alin Coen. So konnte sie sich die Option offen halten, doch noch auf Musik umzusatteln, falls es mit der Umweltschutztechnik nicht so gut klappen sollte. "Aber auf der anderen Seite habe ich auch gedacht, dass ich Musik sowieso machen würde", fügt sie hinzu.

Alin Coen am Mikrofon (Foto: hk Foto)
Frontsängerin Alin Coen wurde für ihre poetischen Texte ausgezeichnetBild: hk Foto

Und so kam es, dass die sympathische Hamburgerin mit 19 Jahren in Schweden an einem Talentwettbewerb teilnahm und kurz darauf in Weimar fleißig Umwelttechnik büffelte. In ihrer Freizeit traf sie sich mit dem Architekturstudenten und Hobbygitarristen Jan Frisch und den ausgebildeten Jazzern Philipp Martin am Bass und Fabian Stevens am Schlagzeug. Gemeinsam wagte man sich an eigene musikalische Experimente, und 2007 gründete das Quartett dann die Alin Coen Band.

Hexentanz und Sprachgemisch

Auch wenn sich die vier Musiker nach der einzigen Frau in der Alin Coen Band benannt haben, herrscht doch gleiches Mitspracherecht für alle – obwohl sich die musikalischen Laien Jan und Alin so manch bösen Blick ihrer Profikollegen einfingen, wenn sie am Fachvokabular scheiterten oder nicht die nötige Disziplin an den Tag legten. "Schon bei meinem ersten Auftritt mit vier Jahren bin ich beim Hexentanz falsch rum auf dem Besen geritten", schmunzelt Alin. "Ich hatte nicht richtig aufgepasst. Das war von Anfang an so, ich mache immer irgendwas falsch. Mindestens an einer Stelle vergesse ich, wie mein Text oder wie mein Akkord geht, aber das gehört wohl dazu."

Zumindest an Alins Texten haben die drei Band-Männer selten etwas auszusetzen. Die 28-jährige feilt mit viel Sorgfalt an ihren poetischen Liedern, die nie ins Kitschige abgleiten und mit melancholischem Unterton zum Träumen einladen. Dafür wurde sie sogar mit einem Musikautorenpreis in der Kategorie Nachwuchsförderung ausgezeichnet. Kein Wunder eigentlich, denn ihre einfühlsamen Texte treffen den Zeitgeist - und das sogar in zwei Sprachen. Alin schreibt sowohl auf Deutsch als auch auf Englisch; im Englischen könne sie mehr Gewicht in die Emotionen reinlegen, sagt sie, es falle ihr in diesem Idiom einfach leichter als im Deutschen, Wut, Verzweiflung oder Trauer auszudrücken.

Gitarrist Jan Frisch (Foto: hk Foto)
Jan Frisch legt losBild: hk Foto

"Wer bist du?"

Gitarre und Klavier spielen, singen und texten: Das alles betreibt Alin Coen schon seit ihrer Kindheit mit wachsender Leidenschaft. Sie träumte immer davon, auf der Bühne zu stehen, und mit 18 Jahren war es dann so weit. "Es war zwar nur eine Abi-Veranstaltung, aber immerhin mein erstes eigenes Konzert", erzählt sie. Nur neun Jahre später erschien auf dem eigenen Label mit dem bizarren Namen "Pflanz einen Baum" schon das Debütalbum der Alin Coen Band: "Wer bist du".

"Die Frage 'Wer bist du' bezog sich auf eine Frau, die sehr unglücklich mit ihrem Job und überhaupt mit ihrem Leben war", erklärt die Sängerin. "Ich hatte so ein bisschen das Gefühl, dass es vielleicht daran liegt, dass sie nicht auf ihre innere Stimme hört, die ihr sagt, wer sie ist und was sie tun sollte mit ihren Talenten."

Alin Coen Band auf der Bühne im Tanzbrunnen (Foto: hk Foto)
Weg von kleinen Clubs: die Alin Coen Band auf der großen BühneBild: hk Foto

Auf dem Weg nach oben

Alin Coen jedenfalls weiß, was sie mit ihren Talenten anfangen soll. Kontinuierlich klettert die Band die Erfolgsleiter hinauf. Im Jahr 2008 absolvierte sie das PopCamp des Deutschen Musikrats, das Nachwuchsmusikern das nötige musikalische und organisatorische Know How mit auf den Weg gibt, anschließend avancierten ihre Songs beim Berliner Internet Musiksender TV Noir zu den beliebtesten Clips, und der endgültige Durchbruch kam mit dem Auftritt in der skurrilen und populären Sendung "Inas Nacht".

Dass die letzte Tournee so erfolgreich war, schreibt Alin Coen allerdings bescheiden der guten Werbestrategie ihrer Booking Agentur zu. "Ich bin im Moment ziemlich zufrieden mit allem", sagt sie. "Aber ich empfinde uns auf jeden Fall schon noch als kleine Band. Ich seh‘ uns noch nicht als die große erfolgreiche berühmte Band da draußen."

Einfach sei die Musik nicht zu beschreiben, die sie machen, findet die Alin Coen Band. Bassist Philipp redet schon mal von ElasticFolk, Gitarrist Jan von Dezimalrock und Alin von puristischem kantigem Pop. Schon länger sucht die Band nach einer Erklärung, doch Fazit bleibt: "Das Einzige, wo sich bei uns einfach alles sperrt, ist, wenn wir das Gefühl haben, die Musik ist zu schlicht oder die Tonabfolge schon zu bekannt." Spannend soll es bleiben, so das Credo der Alin Coen Band, und bisher haben sie dieses Versprechen an sich selbst auch immer eingehalten.

Schlagzeuger Fabian Stevens (Foto: hk Foto)
Fabian Stevens in seinem ElementBild: hk Foto


Autorin: Suzanne Cords
Redaktion: Matthias Klaus