Soja in Scheiben: Welche Zukunft hat "pflanzliches Fleisch"?
Die Nachfrage nach fleischlosen Produkten wächst, allein in den USA um 23 Prozent im letzten Jahr. Aber können pflanzliche Alternativen klassische Burger und Würstchen ersetzen? Und sind diese wirklich besser fürs Klima?
Großer Hunger
Viele Menschen versuchen, schädliche Einflüsse auf die Umwelt zu reduzieren und setzen auf pflanzliche Alternativen zum Fleisch. Investoren haben davon Wind bekommen. Als Beyond Meat Anfang Mai sein Wall Street Debüt feierte, verdoppelte sich der Aktienkurs am ersten Tag. "Investoren sehen eine große Geschäftschance", sagte Bruce Friedrich, Chef des Good Food Institute, der AFP.
Zum Verwechseln ähnlich
Fleischalternativen wie Beyond Meat und Impossible Burger sind möglich dank neuer Essenstechnologien. Zu den Inhaltsstoffen gehören Soja, Favabohnen und Erbsen. Anders, als bereits bekannte vegetarische Burger, sollen diese fleischlosen Burger wie richtiges Fleisch schmecken, aussehen, riechen und sogar "bluten" (das Geheimnis ist Rote Bete Saft). Gesünder sind sie oft obendrein.
Gut für die Umwelt
Weniger Fleisch zu essen ist nicht nur eine gesundheitsbewusste Entscheidung. Laut eines WWF Reports von 2018 ist der Verzicht von Tierprodukten eine "relativ einfache und günstige Methode", den Klimawandel anzugehen. Die Viehzucht verursacht große Mengen an Treibhausgasemissionen, verbraucht ein Zehntel der weltweiten Frischwasserreserven und trägt zu großflächiger Entwaldung in Südamerika bei.
Ein Kassenschlager
Beyond Meat wird bereits in tausenden amerikanischen Supermärkten und Restaurants verkauft. Große Marken wollen nun am Erfolg teilhaben. Nestlé führte kürzlich eine fleischlose Frikadelle ein, Unilever übernahm den holländischen pflanzenbasierten Fleischproduzenten The Vegetarian Butcher, Burger King führt gerade einen Beyond Burger in den USA ein und McDonald's testet einen veganen Burger.
Nicht nur Vorteile
Industrielle Sojapflanzen sollen zu weitflächiger Entwaldung beitragen, genau wie Palmöl, das in manchen Fleischalternativen enthalten ist. Mehr als eine Million Quadratkilometer Land werden laut der in Brüssel beheimateten Umweltorganisation Fern benötigt, um Soja anzubauen. Aber nur ein kleiner Prozentsatz wird für die Fleischalternativen verwendet, der Großteil wird zu Tierfutter verarbeitet.
Gesundes Essen?
Es gibt auch Ernährungsbedenken. Ein pflanzlicher Burger kann mehr als doppelt so viele gesättigte Fette und den siebenfachen Natriumgehalt haben wie ein herkömmlicher Burger. Umweltgruppen sind zudem besorgt, dass Impossible Burger gentechnisch veränderte Hefe verwendet, die einen Fleischgeschmack suggeriert. Und exzessiver Konsum kann zu Krebs führen, genau wie der von richtigem Fleisch.
Eine Scheibe, Röhre oder Platte gefällig?
Und es gibt noch einen Haken: In Europa könnte das pflanzliche Fleisch bald als "Scheibe", "Röhre" und "Platte" statt als Burger, Würstchen und Steak verkauft werden. Denn der Agrarausschuss des Europäischen Parlaments hat sich kürzlich dafür ausgesprochen, dass Herstellern von vegetarischen Produkten verboten werden soll, Wörter zu benutzen, die normalerweise mit Fleisch assoziiert werden.