Lassafieber in Westafrika
24. Januar 2020Das Nigerianische Zentrum für Seuchenkontrolle hat zwischen dem 1. und 19. Januar 163 Fälle des Lassafiebers bestätigt. 24 Menschen sind daran gestorben. Immer wieder kommt es zu solchen Ausbrüchen.
Das Lassa-Virus ist eine Zoonose - also eine Krankheit, die in der Regel von Tieren auf Menschen übertragen wird. In den am stärksten betroffenen Ländern Westafrikas wird das Virus durch eine Nagetierart übertragen, die in weiten Teilen Afrikas verbreitet ist: die Vielzitzen-Maus oder 'Mastomys natalensis'. "Sie scheidet das Virus mit dem Urin, Kot und Speichel aus", erläutert Jonas Schmidt-Chanasit vom Bernhard-Nocht-Institut in Hamburg. "Wenn der Mensch mit diesen Ausscheidungen in Berührung kommt, zum Beispiel indem er kontaminierte Nahrungsmittel zu sich nimmt, dann kann er sich infizieren", so der Wissenschaftler.
Ist die Krankheit einmal beim Menschen ausgebrochen, besteht hohe Ansteckungsgefahr: durch Tröpfcheninfektionen, offene Wunden oder den Austausch von Körperflüssigkeiten, wie etwa beim Geschlechtsverkehr, überträgt sich das Virus von Mensch zu Mensch. Doch auch in Krankenhäusern ist eine Infektion möglich. "Das passiert aber nur in Krankenhäusern, in denen nicht ganz sauber gearbeitet wird, und wo dann eine Kontamination mit Blutprodukten auftritt", sagt Schmidt-Chanasit.
Vorsicht vor rohem Obst und Gemüse
Vor allem Garten- oder Feldfrüchte, die durch Kot, Urin oder Blut der Nagetiere verunreinigt sind, können für den Menschen gefährlich werden. Eine Erkrankung durch die verunreinigten Nahrungsmittel nennt sich Kontakt- oder Schmierinfektion. Das Risiko lässt sich verringern, indem man Essen für einen längeren Zeitraum deutlich über 100 Grad erhitzt, am besten lange backt oder gründlich durchbrät. Allerdings kann das Virus auch durch die Atemwege übertragen werden - etwa, wenn in einem durch Ratten kontaminierten Stall viel Staub aufgewirbelt wird.
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Das Lassa-Virus gehört zur Gruppe der Arenaviren, die auch als Auslöser von Hirn- und Hirnhautentzündungen bekannt sind. In den Endemiegebieten hat mehr als ein Viertel der Bevölkerung Antikörper gegen den Erreger gebildet. Sie haben sich folglich irgendwann im Leben einmal angesteckt.
Erstmals wurde das Lassafieber 1969 durch die Erkrankung einer Missionsschwester in Nigeria bekannt. Heute gilt es in allen westafrikanischen Staaten zwischen Senegal und Nigeria als endemisch. Aber der Erreger wurde auch schon in anderen Regionen weiter östlich und südlich nachgewiesen: etwa in der Zentralafrikanischen Republik und in Namibia.
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Lassa-Virus: schwer identifizierbar
Das Lassafieber ist ein sogenanntes hämorrhagisches Fieber, also eine Fiebererkrankung, die mit schweren inneren Blutungen einhergehen kann. Die Inkubationszeit beträgt zwischen einer und drei Wochen.
Die Erkrankung beginnt meist ähnlich wie eine Grippe, mit Fieber, Kopf- und Halsschmerzen und Husten. Dann folgen Magen- und Darmbeschwerden mit Übelkeit und Erbrechen. Das Fieber ist von Anfang an sehr hoch und kann bis zu 41 Grad Celsius erreichen. "Ein großes Problem ist, dass die Beschwerden zunächst sehr allgemein sind und dass man klinisch nichts erkennen kann", erklärt Schmidt-Chanasit.
"Behandelt wird Lassafieber mit einem antiviralen Medikament. Dieses hemmt ein bestimmtes Enzym des Virus", sagt Schmidt-Chanasit. "Es muss direkt in der ersten Krankheitswoche eingesetzt werden. So können schwere Verläufe oft abgemildert werden. Wichtig ist auch die richtige Diagnostik, die die Krankheit schnell und richtig identifiziert", sagt Schmidt-Chanasit. Oft wird die Erkrankung fälschlicherweise als Malaria diagnostiziert. Daher geht man davon aus, dass es eine hohe Dunkelziffer nicht erkannter Erkrankungen gibt. Schätzungen über jährliche Neuinfektionen reichen von 100.000 bis 300.000.
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Tod durch Multiorganversagen
Oft geht die Erkrankung ohne Klinikaufenthalt vorbei. Aber Lassafieber kann auch tödlich enden. Bei schwerem Verlauf kommt es zu charakteristischen Schwellungen der Augenlider und anderer Teile des Gesichts. Die Organe werden angegriffen: Es kommt zu Leber-, Lungen- und Hirnentzündungen und im schlimmsten Fall zu einem Multiorganversagen.
Mediziner schätzen, dass aus der Masse der Erkrankten in Afrika, die nie in eine Klinik eingeliefert werden, etwa 98 Prozent die Viruserkrankung überleben. Bei denen, die ins Krankenhaus eingeliefert werden, ist der Verlauf meist so schwer, dass akute Lebensgefahr besteht. Etwa zehn bis 20 Prozent von ihnen überleben die Infektion nicht. Am schlimmsten trifft es schwangere Frauen, die mit Lassa-Symptomen ins Krankenhaus kommen: Ein Drittel bis zur Hälfte von ihnen sterben an den Organschäden. Eine Impfung gegen Lassafieber gibt es nicht.
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