So funktioniert die Black Box
2. April 2015Eine Black Box ist ein besonders geschütztes Speichergerät, ähnlich einer Festplatte. Darauf abgelegt werden zum einen alle relevanten Flugdaten, zum anderen auch die Gespräche im Cockpit. Bei älteren Flugzeugen wie dem abgestürzten Airbus der Germanwings in den Alpen werden diese Komponenten in zwei unterschiedlichen Geräten erfasst. Inzwischen gibt es auch Kombigeräte, die beides können. Laut Vorschrift müssen jedoch auch dann zwei dieser Kombigeräte an Bord sein.
Eine Black Box muss in der Lage sein, viele Unfallszenarien unbeschadet zu überstehen. Vor der Zulassung wird getestet, ob sie einen Aufprall mit 750 Stundenkilometern auf eine Betonwand, eine statische Last von 2,25 Tonnen für mindestens fünf Minuten, Hitze von 1100 Grad Celsius für eine Stunde und den Wasserdruck in einer Meerestiefe von 6000 Metern aushält.
Robust und leicht auffindbar
Um auch im Meer leichter auffindbar zu sein, senden die Geräte beim Kontakt mit Salzwasser ein Signal, das in einem Umkreis von etwa zwei Kilometern zu empfangen ist. Die Lage des Wracks selbst muss bei einer so kurzen Reichweite allerdings schon ziemlich genau bekannt sein.
Die Daten helfen den Experten, die Ursache eines Unfalles oder einer schweren Störung zu ergründen und mögliche Fehlerquellen einzudämmen. Vollständig rekonstruieren können sie einen Flug jedoch nicht. Für die Spezialisten bei der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung (BFU) in Braunschweig ist die Auswertung einer Black Box Tagesgeschäft. "Ich glaube, dass wir bestimmt jede zweite Woche so was haben", sagt Jens Friedemann, Sprecher der BFU. "Solche Auswertungen gibt es aber auch bei Ereignissen, die nicht so spektakulär sind, also bei sogenannten schweren Störungen." Solche schweren Störungen sind Ereignisse, die nur fast zu einem Unfall geführt hätten.
Der Flugdatenschreiber
Die Menge der vom Flugdatenschreiber erfassten Daten ist in den vergangenen Jahren immer größer geworden. "Heutzutage sind das viele hundert, manchmal über tausend Parameter, die da aufgezeichnet werden", so Friedemann. Dazu zählen Dinge wie die Flugstrecke, Flughöhe, Geschwindigkeit, Lage des Flugzeuges, Drehzahlen und Abgastemperatur der Triebwerke, Stellungen des Fahrwerks und der Landeklappen.
Für die Auswertung einer Black Box gibt es weltweit nur einige wenige spezialisierte Stellen. "Etwa eine Hand voll, etwas mehr", sagt Friedemann. Nicht jede Stelle ist auch in der Lage, jeden Flugschreiber zu untersuchen. Die Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung kann sowohl westliche als auch bestimmte Geräte russischer Bauart auswerten. Aber bei manchen Modellen müssen die Fachleute in Braunschweig dennoch die Hilfe ausländischer Labore in Anspruch nehmen.
Auch Privates wird aufgenommen
Der Stimmenrecorder, die zweiten Komponente der Black Box, zeichnet alle Geräusche im Cockpit auf. Neben den Gesprächen der Piloten gehören dazu auch automatische Ansagen der Computer, der Funkverkehr, Gespräche mit der Crew und Durchsagen an die Passagiere. Aber auch Geräusche von Schaltern und Triebwerken registriert das Gerät.
Alle Privatgespräche der Piloten landen natürlich ebenfalls in der Black Box - darum ist ein sorgsamer Umgang mit den erfassten Audiodateien auch aus datenschutzrechtlicher Sicht sehr wichtig. Gespräche dürfen nur ausgewertet werden, um Unglücke oder Störungen aufzuklären. Daher werden nach maximal 120 Minuten die Aufnahmen überschrieben. Ältere Rekorder nehmen sogar nur 30 Minuten auf. Es ist sogar technisch möglich, dass der Pilot Aufnahmen stoppt oder löscht. In der Praxis, so Flugunfallexperte Jens Friedemann, werde davon aber nicht Gebrauch gemacht.
Orange statt Schwarz
Für die Zukunft ist es laut Friedemann vorstellbar, dass auch Videogeräte bestimmte Anzeigen im Cockpit aufnehmen. Auch die Sendeleistung des Ortungssignals unter Wasser soll möglicherweise verbessert werden. Schwarz ist und war die "Schwarze Kiste", die Black Box der Luftfahrt, übrigens nie. Die Farbe ist sogar vorgegeben: leuchtend Orange.