Silvester rund um den Globus
1. Januar 2012Mit Silvester ist die stille Zeit in den meisten Metropolen beendet: Mit Böllern vertreiben die Menschen weltweit um Mitternacht symbolisch böse Geister und heißen das Jahr 2012 willkommen.
Wer feiert wann?
Los ging es bereits um elf Uhr Mitteleuropäischer Zeit (MEZ) in Samoa - dreizehn Stunden, bevor die ersten Raketen über dem Brandenburger Tor in Berlin in die Luft steigen. Dort findet alljährlich Deutschlands größte Silvesterparty statt.
Um drei Uhr MEZ, als hierzulande viele schon müde nach Hause taumelten, ging es in Lateinamerika erst richtig los: In Rio de Janeiro feierten bis zu zwei Millionen Menschen am legendären Copacabana-Strand mit Samba-Musik und Feuerwerk das neue Jahr 2012 - und das trotz Regen.
Um sechs Uhr deutscher Zeit feierte New York, in den Morgenstunden dann Chicago, Los Angeles und zuletzt, als viele Deutsche um elf Uhr schon beim Neujahrsbrunch saßen: Honolulu.
Wer feiert wie?
In der australischen Metropole Sydney wurde Schlag Mitternacht ein farbenfrohes, riesiges Feuerwerk über dem Hafen gezündet. Mehr als 1,5 Millionen Menschen bestaunten - bei sternenklarem Himmel - das zwölf Minuten dauernde Spektakel und wünschten sich alles Gute für 2012. In Neuseeland hatten die Menschen weniger Glück: Heftiger Wind und starker Regen vermiesten die Stimmung.
In Japan strömten Millionen Besucher in der Neujahrsnacht in die Tempel und Schreine des Inselreiches, um die Götter um Segen und bessere Zeiten zu bitten. Peking begrüßte das neue Jahr mit einem Countdown am Himmelstempel. Die letzten Sekunden des Jahres 2011 wurden zum Abschluss einer Lasershow auf das 600 Jahre alte Wahrzeichen der chinesischen Hauptstadt projiziert. Die Pekinger Bürger waren nicht eingeladen - die kommunistische Führung Chinas fürchtet jede Ansammlung von Volksmassen als unkalkulierbares Sicherheitsrisiko.
Das berühmteste Feuerwerk Englands - an der Themse, vor dem Riesenrad "London Eye" - konnten nur eine Viertelmillion Menschen aus der Nähe erleben. Viele weitere beobachteten das Spektakel von den Hügeln vor der Stadt aus.
Sportlich startete São Paulo ins neue Jahr: Zum traditionellen Silvesterlauf traten 25.000 Läufer an. Und in New York durfte diesmal der Popstar Lady Gaga den Knopf drücken, der die berühmte Kristallkugel für die letzten 60 Sekunden des Jahres über den Times Square senkte.
Wer isst was?
In Frankreich steht bei den Feiern zum Jahreswechsel meist ein mehrgängiges Menü im Mittelpunkt der Feierlichkeiten von "Saint Sylvestre", oft mit Austern und Champagner. Der Süden Deutschlands feiert häufig mit Raclette oder Fondue (inspiriert von den Schweizer Nachbarn). Viele norddeutsche Küstenbewohner verspeisen dagegen einen Karpfen, dessen silberne Schuppen Reichtum fürs neue Jahr versprechen sollen. Denselben Zweck erfüllen in Italien und in den USA Linsen, die ebenfalls symbolisch für Geldstücke stehen. Spaniern und Argentiniern versprechen Weintrauben Wohlstand.
Moskauer feiern das Familienfest "Jolka" bei Olivensalat. In Israel gibt es zu Neujahr gewürzte Äpfel und kleine Honigkuchen, und auch Schottland mag es süß: Ein traditionelles Neujahrsrezept ist hier der Whiskey-Früchtekuchen, den junge Männer zu den Nachbarn bringen, zusammen mit Stücken schwarzer Kohle. Nicht ganz risikofrei ist eine japanische Silvesterspezialität: An Omochi, klebrigen, fest gestampften Reisteigrundnudeln, ersticken jedes Jahr Menschen.
Wer glaubt woran?
Die guten Wünsche für das neue Jahr werden allerorten mit Riten und Bräuchen begleitet.
Brasilianer schenken der Meeresgöttin Yemanyá kurz vor Mitternacht Gebinde aus weißen Blüten, die an den Strand gebracht werden. In Tokio drängen sich Menschenmassen vor dem Meji-Schrein, um die Götter freundlich zu stimmen.
Europa hält es weltlicher: Bulgaren teilen handfeste Schläge mit der "Surwatschka" aus, dem Ast des Kornelkirschbaumes, und versprechen sich davon Gesundheit. Wer an Silvester in Spanien oder Italien rote Boxershorts oder Dessous trägt, dem blühen Liebe und Leidenschaft. Das gilt allerdings nur, wenn die Reizwäsche ein Geschenk ist.
In Deutschland sollen die kleinen Figuren, die sich aus schwungvoll ins Wasser gekippten heißen Blei ergeben, die Zukunft voraussagen. Umweltorganisationen weisen allerdings darauf hin, dass die gegossenen Gebilde anschließend in den Sondermüll gehören, und die Verbraucherinitiative rät, sich in diesem Jahr lieber im ähnlich fantasievollen, dafür aber gesundheitlich unbedenklicheren Wachsgießen zu versuchen.
Den "guten Rutsch" darf man sich dagegen weiterhin unbesorgt wünschen: Was nach "Hals- und Beinbruch" klingt, bedeutet eigentlich den Wunsch eines guten Neustarts: "Rutsch" geht auf das hebräische Wort "rosh" zurück, das "Anfang" heißt.
Autorin: Johanna Schmeller / Ursula Kissel (mit dpa, epd)
Redaktion: Friedel Taube / Christian Walz