Belgier noch zu retten?
19. September 2007Die Aktion eines ehemaligen belgischen Journalisten wirft ein Schlaglicht auf die schwierige Situation des Landes zwischen Ardennen und Nordsee, das 100 Tage nach den Parlamentswahlen immer noch ohne Regierung ist. Viele Belgier sehen pessimistisch in die Zukunft, weil sich die zerstrittenen flämischen und wallonischen Parteien nicht einigen können. Die wohlhabenden Flamen im Norden fordern mehr Eigenständigkeit, die französisch-sprachigen Wallonen im ärmeren Süden fürchten eine Auflösung Belgiens, das 1830 eher zufällig als Königreich gegründet wurde.
Zwei Drittel glauben an Teilung
Laut einer aktuellen Umfrage des französischsprachigen Rundfunksenders RTBF sehen 50 Prozent der skeptischen Wallonen eine Aufspaltung Belgiens in den nächsten 13 Jahren voraus. Die große Mehrheit der Wallonen möchte dies allerdings verhindern. In Flandern wünscht jeder Zweite eine Teilung des Landes. Zwei Drittel gehen fest davon aus, dass es irgendwann zum Bruch kommen wird, berichtet die Zeitung "Het Laatste Nieuws".
Ist Belgien also noch zu retten? Zumindest ist es unverkäuflich, denn schließen drücken das Land Staatsschulden in Höhe von 300 Milliarden Euro. Und die müssten wohl vom neuen Eigentümer mit übernommen werden. Der belgische EU-Kommissar Louis Michel versuchte die Gemüter zu beruhigen. 100 Tage Regierungskrise seien noch nicht besonders lange. Belgien habe da schon anderes erlebt. Den Rekord gab es 1988. Da dauerte die Regierungsbildung 148 Tage. Am Ende werde es einen Kompromiss geben, sagte Michel, der selbst einen Posten in der Regierung übernehmen könnte. Immer mehr Belgier hängen übrigens die schwarz-rot-gelbe Trikolore in den Vorgarten oder an Autobahnbrücken. Sie wollen mit der Nationalfahne zeigen, dass sie Belgier bleiben wollen.