Die Mugabes und das gestohlene Geld
22. November 2017Die südafrikanische Klatschpresse ist voll von Geschichten über "unermesslichen Reichtümer", die Robert Mugabe und seine Familie über die Jahrzehnte hinweg angehäuft haben sollen. Seine Geburtstagsfeiern sollen schon mal über zwei Millionen Dollar gekostet haben, gut 500.000 US-Dollar alleine für Champagner und Kaviar. Wie viel genau der greise Ex-Staatschef und seine Familie besitzen, ist unbekannt: Schätzungen gehen von bis zu einer Milliarde US-Dollar aus. Neben seinem 25-Schlafzimmer-Wohnhaus in Simbabwes Hauptstadt Harare im Wert von 8,5 Millionen Euro besitzt Mugabe eine mehr als vier Millionen Euro schwere Luxusvilla in Hongkong - angeblich eine der Lieblingsimmobilien seiner Frau Grace. Seine wohl wertvollste Immobilie ist der Hamilton Palast im englischen Sussex im Wert von mehr als 40 Millionen Euro.
Hinzu kommen Ländereien von mehr als 15.000 Hektar, darunter solche aus Enteignungen weißer Farmer. Einige der Farmen sollen in private Rückzugs- und Erholungsorte umgewandelt worden sein. Außerdem: Mehrere gepanzerte Dienstfahrzeuge, darunter ein Dienst-Mercedes im Wert von einer Million Euro und ein Rolls-Royce, teurer Schmuck, Uhren, Beteiligungen an Diamanten- und anderen Rohstoffgeschäften.
"Gucci Grace": die Unersättliche
Seine 40 Jahre jüngere Ehefrau Grace wird von Mugabe mit teuren Geschenken überhäuft. Wegen ihres extravaganten Kleidungsstils wird sie Gucci-Grace genannt. Im September 2014 verteidigte sie öffentlich ihren Mann und nannte ihn den "ärmsten Präsidenten der Welt". Neben Kleidung liebt sie Schmuck: Als sie einen Diamantenring im Wert von 20 Millionen US-Dollar, den sie zu ihrem 20. Hochzeitstag bestellt hatte, nicht rechtzeitig geliefert bekam, verklagte sie den libanesischen Schmuckhändler.
Die Kinder von Robert und Grace Mugabe werden ebenfalls mit Luxus überhäuft. Chatunga Mugabe bewohnte jahrelang eine Penthauswohnung in Dubai. Monatliche Miete: 30.000 Euro. Dann zog er für "nur" circa 4.000 US-Dollar Miete ins schicke Rivonia-Viertel im südafrikanischen Johannesburg. Nach ausschweifenden Partys flog er allerding bald aus der Wohnung. Aufsehen erregte auch ein auf Instagram gepostetes Video, das den Mugabe-Sohn dabei zeigt, wie er in einem Club in Johannesburg Champagner über seine mit Diamanten besetzte Armbanduhr kippt.
Ex-Finanzminister packt aus
Während seiner eigenen Amtszeit sei er mit dem korrupten System Mugabe konfrontiert worden, erinnert sich Tendai Biti, zwischen 2009 und 2013 simbabwischer Finanzminister unter Premierminister Morgan Tsvangirai, im DW-Interview. Das System Mugabe sei nicht auf den greisen Präsidenten und seine Familie beschränkt gewesen: "Mein Problem waren nicht nur die Millionen, die Mugabe regelmäßig abzweigte, sondern die Milliarden, die in anderen Kanälen verschwanden", erzählt Biti. "Heute wissen wir, dass es circa 15 Milliarden US-Dollar waren, die allein während meiner Amtszeit verschwanden." Gleichzeitig habe das Geld für soziale Aufgaben an allen Ecken und Enden gefehlt; weite Teile der Bevölkerung lebten bis heute in bitterer Armut.
"Eine der größten Aufgaben der zukünftigen neuen Regierung Simbabwes wird es sein, das gestohlene Geld Mugabes zurück ins Land zu holen", sagt Biti. "Es sollte nicht allzu schwer sein, Mugabes Konten ausfindig zu machen. Es gibt schließlich internationale Regeln bezüglich der Transparenz von globalen Finanzgeschäften."
Gut versteckt in Steueroasen
Paul Holden, Leiter der britischen Nichtregierungsorganisation Corruption Watch UK, hält es hingegen für sehr schwer, der Spur des Geldes der Mugabes zu folgen: "Ob das Geld zurück nach Simbabwe kommt, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Zunächst muss herausgefunden werden, wie groß das Vermögen der Mugabes wirklich ist und wo genau es sich befindet", so der gebürtige Südafrikaner im DW-Interview. Vermutlich sei ein Großteil des Mugabe-Vermögens in Steuerparadiesen. Selbst wenn festgestellt werden könnte, wo das Geld ist, käme eine andere Schwierigkeit hinzu: der Beweis, dass es sich um gestohlenes Geld handelt.
Fälle aus anderen Ländern zeigen, wie schwierig und langwierig dieser Prozess sein kann: So soll der ehemalige nigerianische Präsidenten Sani Abacha während seiner Amtszeit zwischen 1993 und 1998 bis zu fünf Milliarden US-Dollar an Erdöleinnahmen außer Landes geschafft haben. "Erst nach mehr als 16 Jahren konnte ein kleiner Teil des gestohlenen Geldes zurück nach Nigeria geholt werden", berichtet Holden.
Folgt ein Despot dem anderen?
"Meine Hoffnung ist, dass die Absetzung Mugabes der Anfangspunkt für einen Wandel Simbabwes von einer Diktatur hin zu einem demokratischen Staat mit einer freien und starken Zivilgesellschaft ist", sagt Holden. Die Frage sei jetzt, ob der designierte Nachfolger Mugabes, der bisherige Vizepräsident Emmerson Mnangagwana, der richtige Mann sei, diese Entwicklung zu befördern.
"Mnangagwa war mehr als 30 Jahre lang enger Weggefährte Mugabes und als solcher Teil des korrupten Systems", so Holden. "Die meisten Beobachter sind also sehr skeptisch, ob er wirklich entscheidend anders als sein Vorgänger sein wird, oder ob - wie so oft - ein Despot dem anderen folgt."
Mitarbeit: Chrispin Mwakideu