Sierens China - Elfenbein Adé
4. Januar 2017Wenn man bedenkt, welchen wert Elfenbein in der Kultur und der Handel mit Elfenbein für China hat, dann ist es schon eine Entscheidung, was der chinesische Staatsrat zum Jahresbeginn verkündet hat. Innerhalb diesen Jahres, will China dem nationalen Handel mit Elfenbein komplett einen Riegel vorschieben. Damit kommt Peking dem Beschluss der Convention on International Trade in Endangered Species of Wild Fauna and Flora CITES-Artenschutzkonferenz vom Oktober vergangenen Jahres nach. Die Mitgliedsländer von CITES riefen darin alle Länder auf, ihre nationalen Elfenbeinmärkte zu schließen. Nach der Haifischsuppe ist nun auch bald Schluss mit dem Elefantenzahn. Dass nun China so konsequent reagiert, bringt viel Lob von ausländischen Tierschutzorganisationen: Der World Wilde Life Fond (WWF) nannte es einen "Meilenstein für den Elefantenschutz". Es sei zudem "eine wichtige Voraussetzung, um das Abschlachten der Elefanten aufzuhalten." Denn wenn der Handel illegal wird, wird auch die Wilderei nach Elefanten in Afrika nachlassen.
In Afrika werden jährlich rund 20.000 Elefanten geschlachtet, um die globale Nachfrage nach Elfenbein zu stillen. Aili Kang, die Programmdirektorin des Naturschutzverbandes Wildlife Conservation Society in China ging sogar weiter. Sie sagte dazu, dass sich durch ein Verbot "alles für die afrikanischen Elefanten" ändere.
Auch für China, dem weltweit größten Markt für Elfenbein wird sich nun alles ändern.
Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping setzt damit wichtige Signale: Einerseits will er sich nun der Weltgemeinschaft im Kampf gegen den Elfenbeinhandel anschließen und andererseits macht er durch das Verbot des nationalen Handels Druck auf die eigenen Landsleute. In China ist Elfenbein sehr beliebt, doch wenn der Handel illegal wird, schreckt dies die Konsumenten ab. Zumindest in der Theorie. So begrüßenswert die Entscheidung ist, so schwierig ist ihre Umsetzung, zumal der Handel mit Elfenbein-Schnitzereien innerhalb Chinas unter bestimmten Voraussetzungen immer noch legal bleibt. Elfenbein, das 1981 importiert wurde, darf zum Beispiel uneingeschränkt gehandelt werden. Denn erst seitdem ist China Mitglied bei CITES. Auch genehmigte Sonderverkäufe aus Lagerbeständen von vier afrikanischen Ländern aus dem Jahr 2008 sind legal.
Vor über einem Jahr bereits haben sich Chinas Präsident Xi und US-Präsident Barack Obama darauf verständigt, dem Elfenbeinhandel ein Ende zu setzen. Seitdem haben Händler die Preise von illegalen Elfenbeinprodukten gesenkt, in der Hoffnung, dass sie ihre Lager noch räumen können, bevor die Regierung die Zügel anzieht und striktere Gesetze verkündet. Nun ist es soweit: Schon bis Ende März sollen zahlreiche Unternehmen und Handelsplätze schließen. Ob sich das so einfach durchsetzen lässt, ist eine andere Frage. Immerhin sind die Elfenbeinhändler der Regierung bekannt. Schon vor zwei Jahren hat die chinesische Regierung Händlerlizenzen ausgegeben. Wer keine hat, darf nicht mit Elfenbein handeln.
Am schwierigsten wird es jedoch, mit den im Geheimen operierenden Schmugglern fertig zu werden. Es gibt zu wenig Ermittler. In Peking sind es gerademal 370 Beamte aus der Försterei-Behörde, die dafür zuständig sind. Die Sorgen einzelner Tierschützer, dass der Schwarzmarkt nun blüht, ist nicht ganz unberechtigt. Allerdings ist es im Zuge der Antikorruptionskampagne für Beamte schwieriger geworden, sich bestechen zu lassen und die Schmuggler zu decken. Die Strafen jedenfalls sind drakonisch genug, um Schmuggler abzuschrecken. Im März vergangenen Jahres wurden zwei chinesische Männer zu jeweils 35 Jahren Haft verurteilt, weil sie 1,8 Tonnen Elfenbein aus Tansania schmuggelten. Dies war bis dahin die höchste Strafe, die für diese Art von Verbrechen verhängt wurde. Dass wichtigste jedoch an dieser Entscheidung weist weit über das Elfenbein-Thema hinaus. Peking ist zunehmend bereit, international Verantwortung zu übernehmen und sich eben nicht mehr mit kulturellen Eigenheiten rauszureden.
Unser Kolumnist, der Bestseller-Autor Frank Sieren („Geldmacht China"), gilt als einer der führenden deutschen China-Spezialisten. Er lebt seit über 20 Jahren in Peking.