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Siegeszug gentechnisch veränderter Pflanzen

15. Juni 2010

Zwar vertreten Deutschland und die EU eine kritische Haltung gegenüber Genpflanzen, doch der weltweite Trend zeigt deutlich: immer mehr Länder entscheiden sich für den Anbau von Gensoja, Genmais oder Genbaumwolle.

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Maiskolben (Foto: AP)
Bild: AP

Bislang sind in Europa nur zwei Genpflanzen zugelassen: Die Maissorte MON-810, die schon seit zwölf Jahren angebaut werden darf sowie die Genkartoffel Amflora von BASF. Diese Stärkekartoffel wurde gentechnisch so verändert, dass sie eine besondere Stärke produziert, die für die Herstellung von Klebstoff oder Papier optimal geeignet ist. Dem transgenen Mais MON-810 wurden bestimmte Gene aus anderen Organismen eingeschleust, die ihn besonders resistent gegen Schädlinge oder Unkraut machen sollen.

Deutschland hat sich gegen den Anbau von MON-810 entschieden. Damit machte es Gebrauch von der Möglichkeit, selbst über die Zulassung oder das Anbau-Verbot einer genmanipulierten Pflanze zu entscheiden. Denn genau so soll das in Zukunft laufen: Die EU will die Zulassung von Genpflanzen beschleunigen, dafür dürfen die Mitgliedsstaaten im Gegenzug den Anbau solcher Pflanzen leichter verbieten können.

Genpflanzen weltweit auf dem Vormarsch

Zwar werden in den meisten Ländern der EU gentechnisch veränderte Pflanzen angebaut, unter anderem auch in Deutschland, doch die Haltung der einzelnen Staaten wird zunehmend kritischer. So hat Frankreich, das bislang zweitwichtigstes Anbauland in der EU war, die Aussaat von transgenen Pflanzen untersagt. Auch in Österreich und Ungarn gibt es Verbote. Nur Spanien, Tschechien und die Niederlande wollen den Anbau von Genpflanzen intensivieren.

Gentechnisch veränderte Sojabohnen neben konventionellen (Foto: DW)
Nur schwer zu unterscheiden: links die gentechnisch veränderten SojabohnenBild: DW

Doch mit seiner kritischen Haltung gegenüber Genpflanzen steht die EU recht isoliert da. Denn weltweit geht der Trend eindeutig hin zu gentechnisch veränderten Pflanzen. So sind bereits über 70 Prozent aller Sojapflanzen gentechnisch verändert. Bei Baumwolle liegt der Anteil bei fast 50 Prozent, bei Mais etwa 25 Prozent und bei Raps um die 20 Prozent.

Klar an der Spitze derjenigen, die den Genpflanzen-Anbau vorantreiben und befürworten, liegen die USA. Hier befindet sich die Hälfte aller Flächen, die weltweit mit gentechnisch veränderten Pflanzen bebaut sind. Auch ganz vorne mit dabei: Argentinien, Brasilien, Indien, Kanada und China. Und es kommen mehr und mehr dazu. Denn Bauern auf der ganzen Welt hoffen auf mehr Ertrag, auf schneller wachsende und widerstandsfähigere Pflanzen und darauf, dass sie weniger teure Pestizide einsetzen müssen. Etwa 14 Millionen Bauern bauten 2009 weltweit gentechnisch veränderte Pflanzen an. Das sind fünf Prozent mehr als 2008. Das geht aus dem Jahresbericht des internationalen Biotechnik-Verbands ISAAA hervor. Besonders bemerkenswert ist dabei, dass fast 90 Prozent Kleinbauern aus Entwicklungsländern sind.

Afrikanische Frau hält vertrockneten Weizenhalm in der Hand (Foto: Picture alliance)
Sind Genpflanzen ein Ausweg aus der Nahrungskrise?Bild: picture-alliance/dpa

Genpflanzen werden sich durchsetzen

Die Gesundheitsrisiken sind bislang ungeklärt. Auch weiß man nicht, wie sich die gentechnisch manipulierten Soja- oder Maissorten verhalten, wenn sie sich mit anderen Pflanzen kreuzen und sich so die eingebauten Gene von Bakterien oder Viren unkontrolliert in der Umwelt verbreiten. Und hier liegt das Problem. Wie sollen sich Länder, die sich gegen den Anbau von Gen-Pflanzen entscheiden, vor Verunreinigungen des Saatguts schützen?

In der EU ist man bei Saatgut sehr streng. Während Lebensmittel bis zu 0,9 Prozent Gentechnik enthalten dürfen, ohne dass dies deklariert werden muss, gilt bei Saatgut die Nullprozent-Grenze. Das bedeutet: nicht ein einziges Gen-Korn darf das Saatgut kontaminieren. Zu solchen Verunreinigungen kommt es jedoch regelmäßig, meistens geraten die Gen-Körner versehentlich ins Saatgut. In diesen Fällen haftet zwar der Hersteller, doch letztendlich hat der Bauer den Schaden. Er muss, wenn er schon ausgesät hat, alles wieder entfernen und vernichten. Auch wenn der Genpflanzen-Anteil nach einer leichten Saat-Kontamination nur 0,1 Prozent betragen würde – das entspräche gerade mal etwa 100 Pflanzen pro Hektar. Zwar werden regelmäßig Stichproben genommen, letztendlich ist es langfristig jedoch unmöglich, Saatgut garantiert genfrei zu halten. Denn die Biologie hält sich nicht an Landesgrenzen. Pflanzen haben den starken Drang sich auszubreiten. Auch gentechnisch veränderte. Und was einmal in die Umwelt gelangt, ist nur sehr schwer wieder zurückzuholen.

Autorin: Judith Hartl
Redaktion: Gudrun Heise