Die Syrien-Politik der USA im Überblick
7. April 2017Die Geschichte der US-amerikanischen Syrien-Politik ist so alt wie die Geschichte des Landes selbst. Selbst als das heutige Syrien noch Teil des Osmanischen Reiches war, unterhielten die Vereinigten Staaten bereits eine diplomatische Dependance in Damaskus - und übten Einfluss auf das Schicksal des Landes aus.
Nach 1945: Wegbereiter der Unabhängigkeit
Die Vereinigten Staaten waren schon in die Unabhängigkeitsbemühungen der ehemaligen Kolonie Arabische Republik Syrien involviert. US-Präsident Harry Truman stellte sich nach dem zweiten Weltkrieg gegen französische Bestrebungen, das Völkerbund-Mandat für den jungen Staat Syrien zu ergattern. Mit der Unterstützung der USA konnte sich das Land stattdessen zu einem eigenständigen Staat erklären und 1945 die Charta der Vereinten Nationen unterschreiben.
1957: Die CIA als Drahtzieher der ersten Staatskrise
Knapp zehn Jahre später kam es jedoch zum diplomatischen Eklat. Konflikte um Öl und die Vormachtstellung der Großmächte USA und Russland machten auch vor Syrien nicht halt. Die CIA unterstützte 1949 einen syrischen Militärcoup gegen den damaligen Präsidenten Shukri al-Quwatli. Prompt wendete dieser sich nach seiner Wiederwahl deshalb dem pro-russischen Ägypten zu. Ein erneuter Versuch der USA, 1957 al-Quwatli zu stürzen, scheiterte. Die beiden Länder brachen ihre diplomatischen Beziehungen zueinander ab. Syrien vereinte sich für kurze Zeit mit Ägypten in der sogenannten Vereinigten Arabischen Republik.
1967: Sechs Tage Krieg, zwanzig Jahre Schweigen
Ein Krieg, der nicht mal eine Woche dauerte, und doch den Nahen Osten für Jahrzehnte prägte: Zwischen dem 5. und 10. Juni 1967 kam es bereits zum dritten Mal zu einem militärischen Konflikt zwischen Israel und den arabischen Staaten Ägypten, Jordanien und Syrien. Der Krieg endete mit einer erstarkten Kooperation zwischen den USA und Israel. Russland rüstete derweil Ägypten und Syrien weiter auf. Die Arabische Liga wandte sich geschlossen gegen Israel: Keine Anerkennung, keine Verhandlung, kein Frieden.
1990: Verbündete im Zweiten Golfkrieg
Nach dem Einmarsch des Irak in Kuwait im Sommer 1990 führten die USA unter Präsident George Bush Senior die UN-Kriegsallianz zur Befreiung des kleinen Emirats an. Auch Syrien wurde Bündnispartner in der Militäroffensive. Vom Januar bis März 1991 wurden Luftangriffe gegen Saddam Husseins Truppen geflogen und Bodentruppen kämpften bis zur Kapitulation des Irak.
2000: Clintons Kompromiss scheitert
Unter Präsident Bill Clinton scheiterte die fragile Kooperation zwischen den USA und Syrien erneut. Zuerst versuchte Clinton, mit den Osloer Verträgen den Friedensprozess im Nahen Osten voranzutreiben. Neben Vermittlungsgesprächen zwischen dem Israelischen Premierminister Ehud Barak und Yasser Arafat, dem Vorsitzenden der Palästinensischen Befreiungsorganisation PLO, holte Clinton auch Ägypten, Syrien und den Libanon an den Tisch. Trotz zahlreicher Bemühungen in seinen zwei Amtszeiten scheiterten seine Friedensbemühungen. Einer der Gründe war die Ablehnung des Kompromisses mit Israel durch den seit 1970 amtierenden Machthaber Syriens, Hafiz Al-Assad. 2001 begann die zweite Intifada.
2002: Syriens Veto im Irak-Krieg
Mit den Terroranschlägen vom 11. September 2001 veränderte sich die US-Politik im Nahen Osten grundlegend. Zunächst blieb Syrien von der "Schurkenstaat"-Rhetorik des damaligen US-Präsidenten George W. Bush verschont. Als Zeichen guten Willens lieferte Syrien den USA Informationen über Islamisten-Netzwerke. Als Gegenleistung erwartete Damaskus Unterstützung bei seinem Wunsch, den Libanon wieder als Protektorat zu annektieren.
Die USA stürzten sich währenddessen in den Irak-Krieg - und Syrien stellte sich im Weltsicherheitsrat auf die Seite der Opposition. Und anstatt die Irak-Sanktionen zu befolgen, baute der seit 2000 amtierende Machthaber Baschar al-Assad das Handelsvolumen mit der Ölmacht um drei Milliarden US-Dollar aus.
Die USA waren sich unschlüssig, wie sie mit Syrien verfahren sollten: Das Außenministerium wollte Syrien erneut als Verbündeten gewinnen. Das Pentagon lehnte dies ab, weil das Assad-Regime offen terroristische Gruppen wie die Hisbollah unterstütze. Als im Libanon 2005 Premierminister Rafik Hariri ermordet wurde, zog Washington seinen Botschafter aus Damaskus ab - und beschuldigte Syrien, Drahtzieher des Anschlags gewesen zu sein.
2013: Obama zwischen Konferenzen und Krieg
Mit dem Ausbruch des Bürgerkriegs in Syrien setzte US-Präsident Obama auf eine zweigleisige Außenpolitik. Einerseits versuchte er, mit Sanktionen das Regime für dessen Menschenrechtsverletzungen zur Verantwortung zu ziehen. Andererseits setzte er auf Dialog und Diplomatie: 2013 entsandte er erstmals nach acht Jahren wieder einen Botschafter nach Damaskus.
Während zu Beginn des Bürgerkriegs die damalige US-Außenministerin Hillary Clinton noch erklärte, dass ein Militäreinsatz in Syrien ausgeschlossen sei, unterstützte das Land syrische Rebellen 2013 mit Waffenlieferungen nach einem bis heute nicht geklärten Giftgasangriff der syrischen Regierung auf die Bevölkerung. Von 2015 an flog das US-Militär im Kampf gegen die Terrormiliz "Islamischer Staat" auch in Syrien Luftangriffe. Im Weltsicherheitsrat und bei den Friedenskonferenzen zu Syrien gelten die USA neben Russland als wichtiger Verhandlungspartner im Bemühen um eine Lösung des Konflikts.