Shopping - frischer Wind oder Krise?
Mode soll begeistern - und die Kunden zum Kauf verführen. Doch der deutsche Handel klagt über schlechte Zahlen. Nun soll ein altes Konzept aus den USA frischen Wind in die Branche bringen. Ob das funktioniert?
Schick sparen
Ein ganz normales Mode-Kaufhaus, sollte man meinen. Doch die erste "Saks Off 5th"-Filiale in Deutschland ist für das Fachblatt 'Textilwirtschaft' "eines der spannendsten Handelsprojekte des Jahres in Europa". Mit deutlichen Preisnachlässen für nicht mehr ganz aktuelle Designer-Kollektionen will der am 8. Juni in Düsseldorf eröffnete Laden Kunden anlocken.
Mode-Promis...
... durften bei der Eröffnung unweit der Düsseldorfer Shoppingmeile Königsallee natürlich nicht fehlen. Wayne Drummond (Mitte), Europa-Präsident von "Saks Off 5th", will mit seinen Läden "die Attraktivität der Innenstädte steigern und Einkaufsstraßen beleben". In den USA betreibt die Firma mehr als 100 Outlet-Filialen, in Deutschland wird sie in diesem Sommer noch vier weitere eröffnen.
Tradition und Wandel
Das Haus der Düsseldorfer Filiale ist auch ein Symbol für den Wandel der deutschen Warenhäuser. Die Fassade stammt noch vom Kaufhaus von Paul Carsch, der 1915 ein "Haus für vornehme Herren- und Knabenbekleidung" eröffnete und 1939 vor den Nazis fliehen musste. Von der Enteignung jüdischer Geschäftsleute profitierte auch der Kaufhaus-Betreiber Horten, dessen Logo noch immer über dem Eingang prangt.
Warenhäuser in der Krise
In den 1990er Jahren wurde Horten mit der Kaufhof-Gruppe verschmolzen, die gleich um die Ecke an der Königsallee eine große Filiale betreibt. Als Kaufhof selbst in Schwierigkeiten geriet, übernahm 2015 die Hudson's Bay Company aus Kanada für 2,8 Milliarden Euro die rund 100 Filialen. Die Kanadier versprachen Milliarden-Investitionen und neue Ideen.
Lange Erfahrung...
... kann Hudson's Bay vorweisen: Die Firmengeschichte geht bis ins Jahr 1670 zurück, Kerngeschäft war der Pelzhandel mit Trappern. 2013 übernahm Hudson's Bay für 2,9 Milliarden US-Dollar den amerikanischen Kaufhaus-Konzern Saks Fifth Avenue. Für den ist das Geschäft mit vergünstigter Ware, englisch "off-price", ein alter Hut. Das erste "Saks Off 5th" eröffnete 1990.
Die Konkurrenz im Blick
Ob die Kombination aus schicken Läden mit günstigen Preisen auch in Deutschland Erfolg haben wird, muss sich zeigen. Hierzulande findet man Outlet-Stores meist auf der grünen Wiese. In den Innenstädten ist vor allem TK Maxx präsent, dessen Läden bestenfalls schlicht sind. Auch der angeschlagene Kaufhof-Konkurrent Karstadt wittert eine Chance und will bald ein Outlet-Experiment wagen.
Autsch, Couch-Shopping
"Durch neue Konzepte wie 'Saks Off 5th' wird nicht mehr verkauft", glaubt Branchenkenner Joachim Stumpf von der Münchner Handelsberatung BBE. "Der Verdrängungswettbewerb im deutschen Textilhandel wird lediglich noch verstärkt." Keine gute Nachricht für klassische Warenhäuser, die schon seit Jahren Kunden verlieren - die shoppen zunehmend online.
Große Pläne, schlechte Zahlen
Rund 40 "Saks Off 5th"-Geschäfte will Hudson's Bay in den kommenden Jahren in Deutschland eröffnen. Das erfordert große Investitionen, doch das Geld ist knapp. Im abgelaufenen Geschäftsjahr machte der Konzern 360 Millionen Euro Verlust. Probleme macht ausgerechnet die Discount-Sparte mit "Saks Off 5th" und dem gerade erst übernommenen US-Onlinehändler Gilt.