Serbisch-albanischer Gipfel verschoben
20. Oktober 2014Die Regierungschefs von Serbien und Albanien haben nach dem Skandal beim Qualifikationsspiel für die Fußball-EM ihr Treffen verschoben. Die Gespräche würden nun am 10. November stattfinden, teilten beide Seiten mit. Es gebe noch zu viele "klare Meinungsverschiedenheiten" über das Fußballspiel zwischen den Nachbarländern am vergangenen Dienstag in Belgrad, hätten beide Politiker in einem Telefongespräch festgestellt, hieß es.
Hoffnung auf Annäherung
Eigentlich wollte der albanische Ministerpräsident Edi Rama am Mittwoch zu seinem serbischen Amtskollegen Aleksandar Vucic nach Belgrad reisen. Es wäre der erste Besuch eines albanischen Regierungschefs in Serbien seit 68 Jahren gewesen. Beobachter hatten darin die Möglichkeit für einen Neustart der seit Jahrzehnten angespannten Beziehungen zwischen beiden Balkan-Ländern gesehen.
Bei dem Fußballspiel am 14. Oktober war es zu einem Eklat gekommen. Die Begegnung wurde in der ersten Halbzeit abgebrochen, nachdem eine Kleindrohne mit einer Flagge "Großalbaniens" über dem Spielfeld aufgestiegen war. Die Fahne zeigte die Umrisse eines fiktiven großalbanischen Reiches, das neben Albanien und dem Kosovo auch Gebiete in Mazedonien, Montenegro, Serbien und Griechenland umfasst.
Als ein serbischer Spieler die Flagge an sich nahm, kam es zu einem Handgemenge. Auch einige Zuschauer stürmten auf den Platz und griffen albanische Spieler an. Gleichzeitig prügelten sich Spieler beider Mannschaften.
Nach Angaben serbischer Offizieller soll der Bruder des albanischen Ministerpräsidenten, Olsi Rama, die Drohne von der Tribüne aus gesteuert haben. Dieser weist die Vorwürfe zurück.
Am Samstag zündeten Fußballfans des Belgrader Erstligisten Roter Stern beim Stadtderby gegen Partizan im Stadion eine albanische Fahne an. Die albanische Regierung reagierte empört. Das Außenministerium in Tirana rief serbische Politiker auf, "sich von solchen Aktionen, die schädlich für die Zukunft und Stabilität auf dem Balkan sind, zu distanzieren". Serbien müsse die Täter vor Gericht stellen.
wl/sti (dpa, afp, rtr)