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Zehn Jahre Klonzeitalter

Judith Hartl27. Februar 2007

Am 27. Februar 1997 wurde das Klonschaf Dolly der Öffentlichkeit vorgestellt. Einem Forscherteam war es erstmals gelungen aus der Zelle eines lebenden Tieres per Kerntransfer ein genetisch identisches Exemplar zu klonen.

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Auch das Klonen von Menschen ist theoretisch machbar - Gummimasken auf einer Wäscheleine, Quelle: BB
Auch das Klonen von Menschen ist theoretisch machbarBild: BilderBox
Dolly
DollyBild: AP

Die Nachricht war eine Sensation und löste eine regelrechte Hysterie aus - die Wissenschaftler ahnten das im Voraus. Und so hielten sie Dolly erst einmal versteckt. Sie präsentierten das erste geklonte Schaf erst über ein halbes Jahr später der Öffentlichkeit.

Wissenschaftler vom Roslin-Institut in Schottland - allen voran Ian Wilmut - klonten Dolly aus Euterzellen. Bei seiner Geburt wog sie 12 Pfund und war gesund. Doch bis es so weit war, waren fast 300 Versuche nötig. Etwa ein Drittel der Schafe aus den Klon-Experimenten waren missgebildet, viele gingen elendig zugrunde. Trotzdem war es ein Quantensprung, sagt Ian Wilmut noch immer stolz: "Wenn ich in fünfzig Jahren zurück auf die Zukunft schauen könnte, dann wäre ich immer noch stolz auf das, was wir erreicht haben oder wozu wir beigetragen haben", sagt er. "Denn ich denke, dass es mehr Nutzen als Schaden bringen wird."

Dolly bekam selbst gesunde Lämmer. Doch schon vor drei Jahren starb sie an einer Lungenentzündung. Dazu hatte sie schwere Arthrose. Eigentlich ungewöhnlich für ein noch relativ junges Schaf. Ein Anlass für Diskussionen und Spekulationen, ob die frühen Alterserscheinungen Folgen des Klonens sein könnten. Mittlerweile ist das Klonen von Tieren keine Besonderheit mehr.

Bewusste Irreführung

Geklonte Schweine
Geklonte SchweineBild: AP

Rinder, Mäuse, Katzen, Ziegen, Schweinen - reine Routine, sagt Heiner Niemann von der Bundesanstalt für Landwirtschaft in Mariensee bei Hannover: "Sie werden lachen: Da hat mich jemand angerufen. Sein Kaninchen war gestorben und er bot mir einen Haufen Geld, um das zu klonen."

Niemann lehnte ab. Auch wenn für ihn das Klonen von Rindern und gentechnisch veränderten Schweinen schon fast etwas Alltägliches ist. Und die Tatsache, dass es möglich ist, Tiere so "einfach" zu klonen, hat deutlich gemacht - auch der Mensch ist theoretisch klonbar. Scharlatane und windige Wissenschaftler überboten sich eine Zeit lang mit angeblichen Klon-Babys oder spektakulären Ankündigungen, bald Menschen klonen zu wollen:

"Ich habe große Probleme mit diesen Leuten. Das sind rücksichtslose Leute, die meiner Ansicht nach überhaupt nicht wissen, was sie machen", bemängelt der deutsche Klonforscher Rudolf Jänisch. Sie verstünden die wissenschaftlichen Grundlagen nicht, oder führten die Öffentlichkeit bewusst in die Irre. "Was diese Leute sagen, ist absolut unverantwortlich."

Therapeutisches Klonen erlauben

Auch Eckhard Wolf, Professor für Molekulare Tierzucht, versichert, dass jeder seriöse Wissenschaftler das Klonen von Menschen ablehne. Unabhängig davon, ob es technisch machbar sei oder nicht. Man könne die Argumentation, das Klonen von Menschen zu verbieten, auf keinen Fall nur auf naturwissenschaftlichen Gegebenheiten gründen, denn diese Argumente seien nur so lange gültig, bis jemand das Gegenteil beweise. "Ich lehne das Klonen von Menschen klar ab", sagt Wolf. "Und zwar in erster Linie aufgrund von moralischen Gesichtspunkten."

Ganze Menschen wollen Wissenschaftler wie Wolf und Jänisch nicht klonen. Sie befürworten aber das Klonen von Embryonen, um aus ihnen embryonale Stammzellen zu gewinnen. Denn aus ihnen kann man Gewebe oder Organe züchten. Sozusagen als Ersatzteile für Patienten. Und um Krankheiten zu heilen, wie Parkinson, Diabetes oder Querschnittslähmung.

Forscher nennen das "Therapeutisches Klonen", sagt der Zellphysiologe Wolfgang Müller-Klieser: "Man erzeugt beispielsweise gesunde Zellen, die ein erkranktes Organ ersetzen können. Das ist zu differenzieren vom Klonen ganzer Organismen wie etwa Dolly."

Besondere Art von Organtransplantation

Entnahme von DNA aus einer Eizelle
Entnahme von DNA aus einer EizelleBild: AP

Embryonale Stammzellen sind Alleskönner. Sie sind totipotent, können sich also in alle möglichen Zellen verwandeln. Zum Beispiel in Nervenzellen, Herzmuskelzellen oder Gehirnzellen. Doch das Klonen von Embryonen ist in Deutschland verboten. Und auch das Forschen mit importierten embryonalen Stammzellen ist sehr stark eingeschränkt und mit großen Auflagen verbunden. Weil menschliche Embryonen bei ihrer Gewinnung zerstört werden. Und die Diskussionen immer um ein Frage gehen: Ist der frühe Embryo ein menschliches Wesen oder ist er es nicht:

"Das ist für mich kein neues Leben", sagt Klonforscher Jänisch. "Das ist etwas, das gemacht worden ist." Man könne sagen, ein klonierter Embryo, der zum Zweck eine embryonale Stammzelle zu machen, geschaffen wurde, sei wie eine besondere Art von Organtransplantation. "Ich kann da nichts anderes sehen."

Innerhalb der weltweiten Wissenschaftlergemeinde vertritt der deutsche Rudolf Jänisch damit keinesfalls eine Außenseitermeinung. In Deutschland findet er jedoch wenig Zuspruch.