Sehr billige Immobilien in Deutschland, Italien und Schweden
4. Juli 2024Zugegeben: Mit dem klassischen Schwedentraum vom roten Holzhäuschen hat das eher nüchtern wirkende Götene mit seinen großen Wohnblöcken auf den ersten Blick wenig gemein.
Dafür lockte der 5000-Einwohner-Ort im Südwesten Schwedens nun mit unschlagbaren Immobilienpreisen - und verkaufte Grundstücke für weniger als eine schwedische Krone (ca. zehn Cent) pro Quadratmeter. Bei 150 Quadratmetern - der durchschnittlichen Größe für ein Einfamilienhaus - müsste ein Käufer also weniger als 15 Euro zahlen.
Der äußerst günstige Preis galt für 30 Grundstücke, die schon seit Jahrzehnten verlassen daliegen. Niemand hatte sich mehr für sie interessiert, obwohl das Örtchen sogar in der Nähe des großen und beliebten Vänernsees liegt.
Auf einmal berühmt: Götene in Schweden
Mit ihrer Schnäppchen-Aktion wollte die Gemeinde wieder Käufer anlocken und die Region beleben. Es gibt allerdings eine Bedingung: Der neue Besitzer verpflichtet sich mit dem Kauf, innerhalb von zwei Jahren ein Haus darauf zu bauen.
Anfangs verlief der Verkauf trotz des extrem niedrigen Preises eher schleppend. Ein viral gegangenes Tiktok-Video und verschiedene englischsprachige Medienberichte brachten dann jedoch den Durchbruch, die Stadtverwaltung wurde mit Anfragen überhäuft.
"Wir haben Interessenten aus Europa, Asien - vor allem Indien und Pakistan - wie aus den USA, Australien und sogar Südamerika", sagte Bürgermeister Johann Mansson. Nun wurde der Verkauf zunächst eingestellt, ab Anfang August sollen die restlichen Grundstücke versteigert werden.
Landflucht in Europa
Das schwedische Götene ist ein Beispiel für eine Entwicklung, die sich seit Jahrzehnten in ganz Europa zeigt. Junge Leute ziehen aus den Dörfern weg, weil es oftmals zu wenig Arbeit gibt und die Stadt attraktiver wirkt.
Dadurch beginnt oft ein Teufelskreis aus Wegzug und immer schwächer werdender Infrastruktur. Mit Hilfe von EU-Programmen, Initiativen oder eben Marketingaktionen einzelner Dörfer wie Götene soll er wieder durchbrochen werden, bevor Landstriche komplett veröden.
Denn der Trend hin zur Stadt wird laut Experten weiter anhalten. Laut der Europäischen Kommission wird der sogenannte Urbanisierungsgrad bis 2050 auf 83,7 Prozent steigen. Derzeit leben rund 74 Prozent der Menschen innerhalb der EU in kleineren oder größeren Städten.
"Ein-Euro-Häuser" in Italien
Auch in Italien können Interessenten bereits seit 2008 für wenig Geld ein Haus ergattern. Die Versteigerung fängt bei einem symbolischen Euro an, meist werden die Häuser schließlich für einige tausend Euro verkauft.
Rund 50 Gemeinden bieten die sogenannten "Casa a un Euro" (Ein-Euro-Häuser) an, um ihre verlassenen Dörfer wiederzubeleben. Die stark renovierungsbedürftigen Immobilien stehen beispielsweise in der Toskana, auf Sizilien oder Apulien.
Doch auch hier gehen die Käufer oftmals einen Vertrag mit der Gemeinde ein, der sie dazu verpflichtet, das Haus in den kommenden Jahren zu sanieren. Manche Kommunen verlangen zudem, dass der Käufer die Immobilie selbst bewohnt und sie nicht als Ferienhaus vermietet. Da die Immobilien teilweise verfallen sind, stehen zudem noch hohe Sanierungskosten an.
Wer sich davon nicht abgeschreckt fühlt, kann neben kommerziellen Portalen oder den Webseiten der Ortschaften auch über gemeinnützige Initiativen fündig werden. "Streetto" zum Beispiel ist nach eigenen Angaben ein Zusammenschluss junger Leute, die das historische Zentrum von Cammarata in Sizilien wiederbeleben wollen.
Nun suchen sie nach Menschen, die sich aktiv einbringen und einen "neuen Vibe und Ideen" in die alten Gässchen bringen wollen, wie sie auf ihrer Webseite schreiben.
Schnäppchen in Deutschland auf dem Land
In Deutschland wurden seit der deutschen Wiedervereinigung 1990 vor allem die ländlichen Gebiete in Mittel- und Ostdeutschland regelrecht entvölkert, während die Metropolen immer weiter zulegten. Seit einigen Jahren scheint dieser Trend jedoch erst einmal gestoppt.
Vor allem Menschen im Alter zwischen 30 und 49 Jahren ziehen mit ihren Kindern wieder häufiger aufs Land, wie die Stiftung Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung in einer Studie von September 2023 erklärt. Corona und die Möglichkeiten des Home-Offices haben diese Entwicklung weiter vorangetrieben.
Dennoch: Auch in Deutschland finden sich noch Schnäppchen-Häuser. Zwar gibt es keine Ein-Euro-Häuser wie in Italien oder die Billiggrundstücke wie in Schweden.
Doch laut dem kommerziellen Immobilienportal "immoscout" sind auch in Deutschland Häuser für wenige tausend Euro zu haben. So wird zum Beispiel derzeit ein Fachwerkhaus im sächsischen Wurzen ab 6200 Euro versteigert, im ebenfalls sächsischen Bobritzsch ab 9200 Euro.
Herrenlose Immobilien in Deutschland
Andere interessieren sich auch für Immobilien und Grundstücke, die noch weniger als einen Euro kosten - nämlich gar nichts. Diese Immobilien oder Grundstücke gehören niemandem, weil zum Beispiel der Besitzer die Immobilie freiwillig aufgegeben hat und sich keine anderweitigen Interessenten gefunden haben.
Rund 1200 herrenlose Grundstücke gibt es beispielsweise im westdeutschen Rheinland-Pfalz, so das dortige Finanzministerium (Stand 2020). Doch eine Übernahme muss wohlüberlegt sein, denn die scheinbar kostenlosen Grundstücke können auch tief verschuldet sein. Die Hypothek bleibt bestehen und geht dann auf den nächsten Besitzer über.