Schüsse in München: War der Verdächtige ein Islamist?
Veröffentlicht 5. September 2024Zuletzt aktualisiert 5. September 2024Es war gegen 9 Uhr vormittags, als ein Verdächtiger in der Innenstadt von München einen Großeinsatz der Polizei auslöste - ganz in der Nähe des NS-Dokumentationszentrums und des israelischen Generalkonsulats. Der Mann gab den Sicherheitsbehörden zufolge mehrere Schüsse in der Metropole im Süden Deutschlands ab, die von den alarmierten Polizisten erwidert wurden. Dabei wurde der mit einer Langwaffe älterer Bauart bewaffnete Mann angeschossen und starb kurz darauf. "Er hat gezielt auf die Polizisten geschossen, die haben das Feuer erwidert", so der Landesinnenminister des Bundeslandes Bayern, Joachim Herrmann.
Bei dem Erschossenen handelte es sich laut Münchens Polizeipräsident Thomas Hampel um einen 18-jährigen österreichischen Staatsbürger, der auch in dem Nachbarland wohnte. Die Ermittlungen in den Fall übernahm demnach eine für Terrorismusbekämpfung zuständige Spezialabteilung der Münchner Generalstaatsanwaltschaft.
Nach Informationen des deutschen Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" und der österreichischen Tageszeitung "Der Standard" soll der 18-Jährige aus dem Salzburger Land stammen und Österreichs Sicherheitsbehörden als Islamist bekannt gewesen sein. Zu den Motiven des Mannes liefen die Ermittlungen, sagte der Sprecher der Münchner Polizei, Andreas Franken.
Der Mann war laut einem Medienbericht voriges Jahr wegen mutmaßlicher Nähe zur Terrororganisation "Islamischer Staat" in Österreich angezeigt worden. Wie die österreichische Presseagentur APA berichtet, waren auf dem Mobiltelefon des jungen Österreichers mit bosnischen Wurzeln Daten und ein Computerspiel sichergestellt worden, die eine Nähe zu islamistisch-terroristischem Gedankengut bezeugten.
Er wurde laut APA danach bei der Staatsanwaltschaft Salzburg angezeigt. Das Verfahren wegen IS-Mitgliedschaft sei aber eingestellt worden.
Gedenkfeier im Konsulat zum Olympia-Attentat
Das israelische Außenministerium teilte mit, es seien keine Konsularmitarbeiter verletzt worden. Im Konsulat habe es eine Gedenkfeier zum Olympia-Attentat in München 1972 gegeben, deshalb hatte es den Angaben zufolge nicht geöffnet.
Am 5. September 1972 erschossen palästinensische Terroristen im Olympischen Dorf zwei Männer und nahmen neun Geiseln. Rund 18 Stunden später endete damals ein Befreiungsversuch mit dem Tod der neun israelischen Geiseln, eines Polizisten und von fünf der Attentäter.
Zahlreiche Polizisten waren vor Ort, auch ein Hubschrauber im Einsatz. Die Polizei rief dazu auf, den Bereich von Brienner Straße und Karolinenplatz großräumig zu meiden. Dort seien Verkehrssperren errichtet worden. An den Straßensperren standen mit Maschinenpistolen bewaffnete Beamte.
Die Polizei sei schnell alarmiert worden und auch schnell vor Ort gewesen, betonte Landesinnenminister Herrmann. Die Hintergründe des Geschehens müssten nun "erstmal geklärt werden". Dass sich die Tat in der Nähe des NS-Dokumentationszentrums und des israelischen Generalkonsulats ereignet habe, könne allerdings "Hinweise auf Zusammenhänge" liefern.
Faeser: "Schwerwiegender Vorfall"
Ob neben der Polizei noch jemand Schüsse abgegeben hat, ist offen. Zeugen hatten von mehreren Schüssen in dem Areal berichtet.
Bundesinnenministerin Nancy Faeser teilte mit, in München handele es sich um "einen schwerwiegenden Vorfall". Sie sei mit den Einsatzkräften in Kontakt, wolle aber nicht spekulieren. "Der Schutz israelischer Einrichtungen hat oberste Priorität", sagt Faeser während einer Pressekonferenz in Berlin.
(Dieser Artikel wird nicht mehr aktualisiert. Redaktionsschluss: 17.45 Uhr)
AR/se/kle (dpa, rtr, afp, epd)