Schüler und Studenten lassen nicht locker
2. September 2019Vor vielen Schulen in der chinesischen Sonderverwaltungszone bildeten Schüler vor Unterrichtsbeginn lange Menschenketten. Einige trugen Gasmasken, Helme und Schutzbrillen, mit denen sich die Demokratie-Aktivisten vor dem Tränengas der Polizei schützen.
Auch vor der chinesischen Universität von Hongkong versammelten sich zahlreiche Studierende. Sie hielten Banner und skandierten Parolen. Viele Grundschulen blieben an diesem Montag wegen einer Taifunwarnung geschlossen.
Hohe Polizeipräsenz
Trotz des Aufrufs der Protestbewegung zu einem Generalstreik fuhren Züge aber wieder nach Fahrplan und Geschäfte waren geöffnet. Stellenweise blockierten schwarzgekleidete Demonstranten im morgendlichen Berufsverkehr die Türen der U-Bahnen und hielten sie von der Weiterfahrt ab. Es kam zu erheblichen Verspätungen. In dem dichten Transportnetz der Millionenmetropole herrschte starke Polizeipräsenz, die geplante größere Störaktionen durch Aktivisten verhinderte.
Seit Monaten finden in Hongkong Massenproteste statt für mehr Demokratie und gegen den wachsenden Einfluss der Regierung in Peking. Die Demonstranten fürchten eine zunehmende Beschneidung ihrer im Vergleich zu Festland-China größeren bürgerlichen Freiheiten.
Am Samstag war eine Kundgebung eskaliert, als einige Demonstranten auf einer Hauptverkehrsstraße in der Nähe des Polizeihauptquartiers eine Barrikade in Brand setzten. Die Polizei antwortete mit Tränengas, Schlagstöcken und Wasserwerfern. Am Sonntag belagerten Aktivisten erneut den Flughafen. Mindestens ein Dutzend Flüge wurden gestrichen.
Die Hongkonger Fluggesellschaft Cathay Pacific warnte ihre Mitarbeiter davor, sich an dem geplanten Generalstreik an diesem Montag zu beteiligen. Der Generalstreik Anfang August, bei dem das öffentliche Leben in der Metropole nahezu zum Stillstand kam, war noch von der Gewerkschaft der Flugbegleiter unterstützt worden. Cathay Pacific hat seither mindestens vier Mitarbeitern gekündigt, die die Protestbewegung unterstützten.
China droht
Unterdessen hat China die Gewalt bei den Wochenendprotesten in Hongkong scharf verurteilt. Bei den schweren Zusammenstößen zwischen Demonstranten und Polizeikräften wurden nach Polizeiangaben zwischen Freitag und Sonntag insgesamt 159 Personen festgenommen, darunter ein 13-Jähriger mit zwei Brandsätzen. Es seien mehr als 80 Molotowcocktails geworfen worden.
"Die gegenwärtigen Demonstrationen in Hongkong haben komplett den Rahmen der Freiheit, sich zu versammeln und zu protestieren, verlassen und sich zu extremer Gewalt entwickelt", sagte Außenamtssprecher Geng Shuang vor der Presse in Peking. Es sei eine ernste Herausforderung der rechtlichen und sozialen Ordnung und bedrohe das Leben und Eigentum Hongkonger Bürger. Die Vorgänge "berührten ernsthaft" den Grundsatz "ein Land, zwei Systeme", nach dem Hongkong autonom regiert werde, so der Sprecher.
uh/stu/cgn/gri (rtr, afp)