Schön warm in Köln
17. Januar 2013
Steil ragen die beiden steinernen Türme in den Himmel. 157 Meter misst das Bauwerk vom Boden bis zur Spitze. Monströs und wuchtig steht es mitten in der Kölner Innenstadt, direkt neben dem Hauptbahnhof. Für Besucher, die zum ersten Mal in die Stadt kommen, mag der Kölner Dom auf den ersten Blick etwas Erdrückendes haben. Doch keiner wird achtlos an der bekanntesten Kirche Deutschlands vorbeilaufen, dafür ist ihr Anblick einfach zu beeindruckend.
Auf der Domplatte direkt vor der Kathedrale geht es wuselig zu. 20.000 Menschen besuchen den Dom pro Tag. Sechs Millionen im Jahr. Keine Sehenswürdigkeit in Deutschland ist beliebter. Doch mich hält es heute nicht lange auf der zugigen Domplatte. Schnell flüchte ich über die Trankgasse zu einem der besten Hotels in Köln.
Fünf-Uhr-Tee mit DomblickIm Excelsior Hotel Ernst habe ich für den "High Tea" reserviert. Von der Empfangshalle steige ich nur die Treppen hoch zur Empore, schon kann ich mich in einen der bequemen Stühle sinken lassen. Seit 2010 bietet das Excelsior einen originalgetreuen englischen Nachmittagstee an. Aus einer Karte kann ich aus 35 verschiedenen Teesorten wählen. Auf jeder Seite steht etwas zur Herkunft, zum Anbaugebiet und zur Geschichte des jeweiligen Tees geschrieben. Bei Fragen hilft Andrea Helbig jederzeit, sie hat in Sri Lanka eine spezielle Teeausbildung abgeschlossen und darf sich seitdem "Tea Master Gold" nennen. Das spezielle Teeangebot werde sehr gut angenommen, auch in den Sommermonaten.
Das Ambiente ist ruhig und gediegen. Kein Laut dringt von der Menschenmenge vor dem Kölner Dom herüber, die man gut durch die Fenster auf der Empore beobachten kann. Das hektische Treiben der Großstadt vergesse ich in den Räumlichkeiten komplett. "Man bringt Ruhe mit, diese Hektik entweicht", berichtet Andrea Helbig über ihre Beobachtungen der Gäste. Viele der Kunden würden auch schon mal mehr als drei Stunden bleiben. Zum Tee wird mir eine Etagere mit allerlei Köstlichkeiten gereicht: Scones mit clotted cream und Marmelade, kleine Sandwiches, Bagels und feines Gebäck.
Erholen an einem historischen Ort
Nachdem ich fast zwei Stunden im Excelsior verweilt habe, ist der Hunger gestillt. Mit der U-Bahn geht es direkt vom Dom in den Stadtteil Ehrenfeld im Kölner Nordwesten. Hier, mitten in dem quirligen Viertel, liegt das Neptunbad. Gebaut 1912 als Städtische Badeanstalt, lag es nach seiner Schließung 1994 lange Zeit brach. Nach groß angelegter Renovierung wurde das Bad als Premium Sports Club & Spa 2002 wiedereröffnet. "Wir haben unter Denkmalschutzbedingungen versucht, die architektonischen Gegebenheiten weitgehend beizubehalten", erklärt Geschäftsführer Cornelius Riehm. "Und ich glaube, wir haben einen der schönsten Wellness- und Fitnessclubs in ganz Deutschland geschaffen."Schon am Empfangsbereich begegne ich der Vergangenheit. Auf einem alten Schwarz-Weiß-Foto aus dem Jahr 1912 sind mehrere Männer in der damaligen Schwimmhalle zu sehen. Heute sind dort der Fitnessbereich und das Schwimmbad untergebracht. Das Wellnessangebot erstreckt sich auf über 4000 Quadratmeter und ist im japanischen Stil gehalten. Sieben verschiedene Saunen laden zum Entspannen ein.
Im Kaiserbecken wurden die historischen Fliesen verbaut. Hier kann ich mich zu meditativer Unterwassermusik treiben lassen. Im Außenbereich spaziere ich durch einen Zen-Garten: ein Sonnendeck mit Bambussträuchern. Spätestens als ich die japanischen Heißwasserbäder betrete, die sogenannten Onsenbäder, ist die asiatische Illusion perfekt. "Wir mussten die Bäder auf 36 Grad herunterkühlen, obwohl der Japaner am liebsten erst bei 60 Grad ins Wasser steigt.", sagt Geschäftsführer Riehm mit einem Lächeln im Gesicht. "Aber wir mussten uns an die europäischen Gewohnheiten anpassen."
Schokoladenparadies am RheinNach so viel Entspannung meldet sich bei mir der kleine Hunger zurück. Im Kölner Schokoladenmuseum direkt am Rhein gibt es nicht nur jede Menge Süßes, sondern auch einen Hauch von Urlaubsstimmung. Im Tropenhaus, in dem extra ein feuchtwarmes Klima geschaffen wurde, kann ich mir Kakaobäume im Original anschauen. Das ist wirklich sommerliches Flair mitten im Winter.
Weiter geht es zu den Produktionsanlagen, wo der Entstehungsprozess einer kleinen Tafel Schokolade dargestellt wird. Eine solche kleine Schokolade erhält jeder Besucher beim Eingang. Im ersten Stock versuche ich mein Talent als Chocolatier. Nach nur einer halben Stunde kann ich bereits meine Eigenkreationen verkosten.
Endgültig warm ums Herz wird es mir aber, als ich vor dem drei Meter hohen Schokoladenbrunnen stehe. Draußen dämmert es schon abendlich, die Schiffe fahren erleuchtet den Rhein entlang und eine Mitarbeiterin hält mir eine Waffel entgegen. Die hat sie gerade erst frisch in den Schokoladenbrunnen getaucht und die flüssige Schokolade tropft an der Waffel entlang. Wer jetzt zögert, ist hier definitiv fehl am Platz.