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Schwere NATO-Angriffe auf Tripolis

24. Mai 2011

Bei nächtlichen NATO-Angriffen in Tripolis sind laut libyscher Regierung mehrere Menschen ums Leben gekommen. Laut NATO war das Ziel Gaddafis Fahrzeugpark. Frankreich und Großbritannien wollen Kampfhubschrauber schicken.

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Explosionen (Foto: dapd)
Der Himmel über Tripolis am DienstagBild: dapd

NATO-Kampflugzeuge haben in der Nacht zum Dienstag (24.05.2011) schwere Luftangriffe auf die libysche Hauptstadt Tripolis geflogen. Westliche Korrespondenten berichteten von einer ganzen Serie von Angriffen. Die britische BBC zeigte Bilder von schweren Explosionen in der Stadt. Nach Einschätzung des Senders waren es die bislang schwersten Angriffe auf Tripolis, seit das Militärbündnis mit den Angriffen auf die Truppen des libyschen Machthabers Muammar al-Gaddafi zur Durchsetzung der UN-Flugzone begonnen hat.

Die NATO bestätigte den Einsatz. Die Flugzeuge hätten den Fahrzeugpark des Gaddafi-Regimes im Stadtteil Bab al Asisija mit Lenkwaffen beschossen. Das Lager habe ein Rolle bei der Niederschlagung der Proteste gegen Gaddafi gespielt, teilte das Militärbündnis am Dienstagmorgen mit.

Angriffe auf Fahrzeugpark

Gaddafi (Foto: dpa)
Seine Fahrzeuge waren das AngriffszielBild: picture alliance/dpa

Im Stadtteil Bab el Asisija liegt auch Gaddafis Residenz. Die libysche Regierung teilte mit, durch die NATO-Angriffe seien mindestens drei Menschen getötet und etwa 150 Menschen verletzt worden. Die meisten Opfer seien aber Zivilisten, die in der Nähe der Kaserne gelebt hätten, behauptete Regierungssprecher Mussa Ibrahim.

Laut einem Journalisten der Nachrichtenagentur AFP waren in Bab el Asisija mehrere starke Explosionen zu hören. Noch im Hotel der ausländischen Journalisten waren Luftabwehrfeuer und Schreie aus der Stadt zu hören. Außerdem feuerten Anhänger des Regimes in die Luft und hupten in ihren Autos, als NATO-Kampfflugzeuge in geringer Höhe über die Stadt flogen.

Verstärkung durch Hubschrauber

Demonstration (Foto: dpa)
Gaddafi hat in Tripolis immer noch AnhängerBild: picture-alliance/dpa

Frankreich und Großbritannien werden nach Angaben der französischen Regierung sobald wie möglich Kampfhubschrauber in Libyen einsetzen. Mit diesen könnten militärische Ziele in dichtbevölkerten Gebieten besser angegriffen werden, ohne Zivilisten zu gefährden, sagte der französische Verteidigungsminister Gérard Longuet. Als mögliche Ziele nannte er Tankwagen oder Lastwagen mit Munition. Wie die Zeitung "Le Figaro" berichtete, ist das Kriegsschiff "Tonnerre" bereits am 17. Mai mit zwölf Kampfhubschraubern an Bord von Frankreich nach Libyen aufgebrochen.

Der Einsatz solcher tief fliegenden Hubschrauber sei von der UN-Resolution gedeckt, sagte der französische Außenminister Alain Juppé. Die UN-Resolution 1973 erlaubt Angriffe zum Schutz der Zivilbevölkerung, verbietet aber ausdrücklich ausländische Besatzungstruppen auf libyschem Hoheitsgebiet. Militärexperten halten es für möglich, dass die Entsendung von Hubschraubern Teil eines Bodenkriegs sein könnte.

Opposition sucht Anerkennung

Demonstration (Foto: dapd)
Die Opposition von BengasiBild: dapd

US-Präsident Barack Obama und der britische Premierminister David Cameron kündigten in einem Gastbeitrag in der britischen Zeitung "The Times" (Dienstagausgabe) an, die Angriffe auf Gaddafi fortzusetzen, bis Resolutionen der UN umgesetzt seien. Obama ist gerade auf Staatsbesuch in Großbritannien.

Die libysche Opposition bekräftigte unterdessen ihre Ablehnung von ausländischen Bodentruppen. Einen NATO-Bodeneinsatz würden die Rebellen "niemals" zulassen, sagte der Oppositionsvertreter und frühere libysche Außenminister Abdul Rahman Schalkam nach Angaben der Agentur Interfax am Montag bei einem Besuch in Moskau.

Schalkam wurde in Moskau von Außenminister Sergej Lawrow empfangen. Das zeige, das Moskau die Oppositionsregierung der Rebellenhochburg Bengasi anerkenne, sagte er. Der nationale Übergangsrat in Bengasi sucht international nach Anerkennung als legitime Vertretung. Am Wochenende hatte die EU ein Verbindungsbüro in Bengasi eingerichtet, am Montag sagte Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) in Brüssel, auch Deutschland habe dort ein Verbindungsbüro eingerichtet.

Autor: Dirk Eckert (afp, dapd, dpa)

Redaktion: Frank Wörner