Schweiz: Neue Vorschriften für Pilzsammler
Nach der Corona-Pandemie entdeckten viele die Freude am Pilzesammeln in der Natur. Neue Maßnahmen zum Schutz der Biodiversität in der Schweiz schränken diese Aktivitäten jedoch ein.
Pilzsuche in der idyllischen Waldlandschaft
Nahe Les Mosses in den Schweizer Bergen bei Montreux versammeln sich immer wieder begeisterte Pilzsammler. "Die Pandemie hat die Menschen wieder in den Wald zurückgebracht", sagt Jean-Michel Froidevaux, Vorsitzender der Schweizerischen Vereinigung der amtlichen Pilzkontrollstellen (Vapko), die regelmäßig Schulungen für Pilzsammler organisiert und prüft, ob die gesammelten Pilze genießbar sind.
Einführung in die Pilzkunde
Die Experten klären auf: Denn dass Sammeln seltener oder geschützter Pilzarten ist in der Regel strengstens verboten, da viele von ihnen unter Artenschutz stehen. Daher ist es besonders wichtig, sich über die verschiedenen Arten zu informieren, bevor man in den Wald zum Pilze sammeln aufbricht.
Giftig oder ungiftig?
Alle gesammelten Pilze werden nach der Suche feinsäuberlich sortiert und genauestens inspiziert. Angesichts des steigenden Interesses hat der Verband zusätzliche Kurse in das Angebot aufgenommen. "Bei den Schulungen und Pilzkontrollen haben wir viele Leute gesehen, die nichts über Pilze wussten", sagte Jean-Michel Froidevaux während eines fünftägigen Workshops.
Die Pilze und das Ökosystem Wald
Der wachsende Enthusiasmus für das Sammeln von Pilzen hat jedoch Sorgen geweckt, dass dies negative Auswirkungen auf die Artenvielfalt haben könnte. Gleichzeitig wächst das Bewusstsein für die Rolle der Pilze im Ökosystem Wald: Mit ihrer Fähigkeit, abgestorbenes organisches Material zu zersetzen und Bäume mit Wasser und Nährstoffen zu versorgen, gelten sie als unverzichtbare Stützen des Waldes.
Pilze sollen eigenen Schutzstatus bekommen
Die lebenswichtige Rolle der Pilze soll auf der UN-Konferenz zur biologischen Vielfalt (COP16), die bis zum 1. November in Kolumbien stattfindet, diskutiert werden. In der Schweiz gab es bereits vor den COVID-19-Beschränkungen in mehreren Kantonen Regelungen zur Anzahl der Tage, an denen Pilze gesammelt werden durften, sowie zur erlaubten Sammelmenge. Die Vorschriften wurden nun verschärft.
Eingeschränkte Zeiten für die Pilzsammler
Der westliche Kanton Waadt, zu dem Les Mosses und das nahe gelegene Leysin gehören, hatte im Juli neue Maßnahmen eingeführt, um der Natur eine Pause zu gönnen. Pro Tag dürfen nicht mehr als zwei Kilogramm Pilze gesammelt werden, wobei das Sammeln in den ersten sieben Tagen eines jeden Monats verboten ist und ansonsten nur zwischen 7.00 Uhr und 20.00 Uhr erlaubt.
Besonders wichtig: Ein geschultes Auge!
Für einige Pilzexperten seien die Einschränkungen ein Schritt in die richtige Richtung, um den Respekt vor der Natur zu fördern. Jean-Michel Froidevaux bezeichnete das siebentägige Verbot jedoch als "schwer nachvollziehbar". Er wies darauf hin, dass eine 30-jährige Studie der Eidgenössischen Forschungsanstalt ergeben hat, dass das Pflücken die Menge und Vielfalt der Pilze nicht beeinflusst.
Menschlicher Andrang gefährdet Ökosysteme
Pro Natura, die älteste Naturschutzorganisation der Schweiz, warnte jedoch auch davor, dass der Zustrom von Menschen in die Landschaft Folgen für die Ökosysteme haben kann, wie zum Beispiel zertrampelte Vegetation, gestörte Wildtiere oder übermäßig genutzte Ressourcen wie Pilze. Besorgter seien sie allerdings über sportliche Aktivitäten, die eine Erneuerung der Infrastrukturen erfordert.