"Terminator: Genisys" im Kino
9. Juli 2015Viel Geballer, viele Zeitreisen und viel Arnold Schwarzenegger: "Terminator: Genisys" setzt die populäre Filmreihe so fort, wie man das erwarten musste. Die Kontinuität ist unverkennbar: Ganze Szenen aus James Camerons "Terminator" (1984) wurden re-inszeniert.
Der Kampf zwischen Mensch und Maschine soll mal wieder mit einer Zeitreise entschieden werden: Kyle Reese (Jai Courtney), ein Soldat der Menschenarmee im Jahre 2027, wird ins Jahr 1987 zurückgeschickt, um dort die Mutter des Anführers der Menschen, John Connor (Jason Clarke), zu beschützen.
Veränderung der veränderten Vergangenheit
Doch diese Vergangenheit ist bereits verändert worden: Bereits zehn Jahre zuvor war der Terminator T-800 (Arnold Schwarzenegger) bei Sarah Connor (Emilia Clarke) aufgetaucht - mit der Mission, sie ihr Leben lang zu beschützen. Unter der Aufsicht ihres Ziehvaters ist sie zu einer hartherzigen Kämpferin herangewachsen. "Paps" nennt sie den T-800.
Als Kyle aus der Zukunft kommt, um Sarah zu beschützen, hat sie bereits andere Pläne: Sie möchte das Betriebssystem Skynet zerstören, bevor es ein Eigenleben entwickelt und den Maschinen ermöglicht, untereinander zu kommunizieren. Damit würde es erst gar nicht zum Kampf zwischen Mensch und Maschine kommen.
Actionfilm mit unerwarteter Besetzung
Der fünfte Terminator-Film geizt nicht mit Maschinenpistolen-Salven und Verfolgungsjagden per Hubschauber oder Bus. Szenen wie diese gehörten zu allen Terminator-Filmen dazu. 2015 sind die Maschinen immerhin glaubwürdiger animiert als 1984.
Arnold Schwarzenegger, der 67-jährige Ex-Gouverneur Kaliforniens, mimt nach wie vor den Androiden - die Grenze zwischen Mensch und Maschine wird allerdings noch mehr aufgeweicht als in "Terminator 2 – Tag der Abrechnung", in dem sich Arnie am Ende selbst "terminiert" und als letztes Lebenszeichen den Daumen nach oben streckt.
Sarah hat jahrelang versucht, der Maschine menschliche Züge beizubringen - vor allem das Lächeln. Der T-800 wirkt menschlich, spür- und sichtbar menschlicher als im ersten Teil (1984). Doch so wirklich authentisch gelingt Arnie das Lachen irgendwie auch 2015 noch nicht.
Emilia Clarke fällt bei der Rollenbesetzung auf. Zum einen, weil man sie aus dem US-Serienhit "Game of Thrones" kennt. Zum anderen, weil ihre Pausbacken und ihr jugendlich aussehendes Gesicht nicht dem Klischee der Action-Heldin entsprechen. Die Postmoderne weicht das Stereotyp einer stahlharten Lara Croft auf - "Terminator: Genisys" macht dabei mit.
Wohlfühl-Terminator gegen übermächtiges Betriebssystem
In einer Zeit der Wearables und des "Internets der Dinge" ist es nur zeitgemäß, den Unterschied zwischen Mensch und Maschine zu hinterfragen. Der Terminator ist nicht mehr nur darauf aus, seinen Auftrag zu erfüllen. Als Kyle und Sarah versuchen, das Betriebssystem Skynet zu sprengen, rät Arnie ihnen: "Im Keller gibt es einen Schutzraum, darin könnt ihr die Sprengung überleben." Der Terminator erkennt einen Sinn im Weiterleben - auch nachdem seine Mission erfüllt ist.
Das Hauptquartier von Skynet erinnert stark an die Software-Campi im Silicon Valley - das Betriebssystem wird dem Planeten später die Apokalypse bringen. Der Skynet-Hype, der im Film inszeniert wird - die Tablets von jung und alt zeigen den Countdown bis zum Release - erinnert an die Apple-Jünger, die sich bereits Tage vor dem Release des neuen iPhones vor den Shops zum Campen niederlassen.
Skynet wird angepriesen als ein System, das das Leben erleichtert und alles und jeden miteinander vernetzen kann – auch Militär-Maschinen. Unsere Drohnen und W-LAN-fähigen Kühlschränke kommen dieser Vision schon recht nahe. Macht "Terminator: Genisys" also den Gedanken salonfähig, Apple, Google & Co. am besten schnell in die Luft zu sprengen, bevor es zu spät ist? Nein, so einfach ist es dann doch nicht.
Nicht viel Neues
Der Film scheint zu warnen vor dem Tag, an dem sich die Vernetzung sämtlicher Maschinen verselbstständigt und unumkehrbar wird. Diesen Tag sollen die Menschen erkennen. Heute sind es nur 3D-Drucker, die sich selbst reproduzieren können. Morgen vielleicht Drohnen.
"Terminator: Genisys" erfindet das Rad nicht neu. Das konnte man aber wohl auch nicht erwarten. Ästhetik und Feingefühl für das Detail hinken dem Standard gerade der ersten beiden Filme hinterher. Daran können die guten Effekte nichts ändern. Vor allem die Handlung und ihre Zeitsprünge stiften Verwirrung – und zeigen, dass dieser Film vielleicht "auf Terminator komm raus" produziert wurde.