"Schutzmaßnahmen" für Migrantenkinder
27. Dezember 2018Der Achtjährige starb zu Weihnachten: Wegen Krankheitserscheinungen hatten die US-Behörden Felipe und dessen Vater zwar in ein Krankenhaus im Bundesstaat New Mexiko gebracht. Doch die Hilfe kam zu spät. Der Migrantenjunge aus Guatelmala überlebte die Nacht zum Dienstag nicht. Die Todesursache ist noch unklar.
Es ist schon das zweite Mal, dass innerhalb weniger Wochen ein Kind, das aus Lateinamerika in die Vereinigten Staaten flieht, im Gewahrsam der US-Grenzschutzbehörde ums Leben kommt. Anfang Dezember war die siebenjährige Jakelin nach ihrer Festnahme gestorben - an Dehydrierung. Auch sie stammt aus Guatemala und wurde jetzt in ihrer Heimatstadt San Antonio Secortez beerdingt.
Intensivere Untersuchungen
Die zuständige US-Heimatschutzministerin Kirstjen Nielsen hat nun auf die beiden Todesfälle reagiert und "Schutzmaßnahmen" angekündigt. Die Versorgung von jungen Migranten an der Grenze soll verbessert werden. Kinder sollten nach ihrer Einreise früher und intensiver medizinisch untersucht werden, teilte Nielsen mit.
Die medizinische Abteilung der US-Küstenwache sei angewiesen worden, Empfehlungen für medizinische Programme abzugeben. Zudem habe sie auch das Verteidigungsministerium um Unterstützung für die ärztliche Versorgung an der Grenze gebeten. Und sie habe bei Gesprächen mit Mexiko angeregt, dass Migranten auch in den Unterkünften die nötige gesundheitliche Betreuung bekämen.
Zugleich setzt Nielsen aber weiter auf Abschreckung: Sie forderte den US-Kongress auf, die nötigen Haushaltsmittel für den Grenzschutz bereitzustellen und die Grenzsicherung zu verbessern. So will sie den Ansturm von Migranten insgesamt verringern. Um die Finanzierung der von der Regierung geplanten Grenzschutzmaßnahmen gibt es heftigen Streit zwischen den Parteien im Kapitol in Washington, der sogar vor einer zum gefürchteten Shutdown geführt hat. Die US-Regierung kann jetzt Behördenmitarbeiter nicht mehr entlohnen.
Grenzschutz überfordert
Der Chef der Grenzschutzbehörde, Kevin McAleenan, rief die Politik zum Handeln auf: Der US-Grenzschutz sei von der großen Zahl der ankommenden Migranten "überfordert". Der US-Kongress müsse der Behörde mehr Geld für die Gesundheitsversorgung bereitstellen.
McAleenan sprach von 25.000 Kindern in US-Gewahrsam. "Das ist ein enormer Zustrom, das ist anders als das, was wir bisher kannten."
Ministerin Nielsen kündigte an, sie wolle noch in dieser Woche an die Grenze reisen, um sich selbst ein Bild von der medizinischen Versorgung dort zu machen.
Die beiden Todesfälle nannte Nielsen eine "Tragödie". In den vergangenen Monaten habe die Zahl von Familien und unbegleiteten Kindern, die illegal über die Grenze in die USA kämen, dramatisch zugenommen. Angestiegen sei auch die Zahl derer, die bei ihrer Ankunft in den USA krank seien. Das verschärfe die Lage. Die Ministerin sagte, im Haushaltsjahr 2018 - also zwischen Anfang Oktober 2017 und Ende September 2018 - seien sechs Migranten in US-Gewahrsam gestorben. "Darunter waren keine Kinder", betonte Nielsen.
AR/ww (dpa, afp)