Schuscha von Aserbaidschan eingenommen
9. November 2020Schuscha sei nicht mehr unter Kontrolle von Berg-Karabach, teilte der Sprecher des Anführers der Region, Wagram Pogossjan, am Montag mit. Der aserbaidschanische Präsident Ilham Aliyev hatte bereits am Sonntag verkündet, seine Kämpfer hätten die Stadt erobert. Armenien und die Region Berg-Karabach hatten das zu dem Zeitpunkt noch zurückgewiesen. Armeniens Regierungschef Nikol Paschinjan blieb auch am Montag bei der Darstellung, die Kämpfe um Schuscha gingen weiter.
Schuscha gilt als Schlüsselstadt. Die Behörden in Berg-Karabach hatten selbst mitgeteilt, dass ihr Verlust am Ende auch eine Niederlage im Kampf um die ganze Region bedeuten könnte. Die Führung in Berg-Karabach räumte zudem ein, dass die aserbaidschanischen Truppen kurz vor der Hauptstadt Stepanakert stünden.
Präsident Aliyev hatte am Sonntag bereits den Sieg in dem Konflikt mit Armenien kommen sehen. Jetzt hieß es, weitere 23 Ortschaften seien unter aserbaidschanische Kontrolle gebracht worden.
Der Sprecher der Karabach-Führung Pogossjan schrieb dazu bei Facebook: "Leider verfolgt uns eine Serie der Misserfolge, und die Stadt Schuscha ist komplett außerhalb unserer Kontrolle. Der Feind steht vor Stepanakert, nun ist schon unsere Existenz in Gefahr." Schuschi, wie die Karabach-Armenier die Stadt nennen, liegt nur elf Kilometer von der Hauptstadt Stepanakert entfernt. Sie dürfte Aliyevs nächstes Ziel sein. "Der Feind steht vor Stepanakert, nun ist schon unsere Existenz in Gefahr", schrieb Pogossjan weiter.
Die schweren Gefechte um die Region Berg-Karabach, wo überwiegend Armenier wohnen, hatten Ende September begonnen. Aserbaidschan hatte nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion vor rund 30 Jahren ebenfalls in einem Krieg die Kontrolle über das bergige Gebiet mit etwa 145.000 Bewohnern verloren. Seit 1994 galt eine brüchige Waffenruhe.
Aserbaidschan kann sich in dem Konflikt auf seinen "Bruderstaat" Türkei berufen. Russland wiederum ist Schutzmacht Armeniens.
uh/qu (dpa, rtr)