Schumacher wird 50 - die Erinnerung bleibt
2. Januar 2019Es ist ruhig geworden um Michael Schumacher. Seit seinem Skiunfall vor fünf Jahren am 29. Dezember 2013 in den französischen Alpen, der Schumachers Leben von einer Sekunde auf die andere mehr veränderte als seine unzähligen Erfolge, Titel und Auszeichnungen, lebt er abgeschottet in seinem Schweizer Haus. Seinen 50. Geburtstag wird Schumacher am 3. Januar abgeschirmt von der Öffentlichkeit erleben. Was bleibt, ist die Erinnerung.
"Natürlich rückt mir immer als erstes der Moment in den Kopf, als Michael mir damals den Siegeskranz beim Kartrennen übergeben hat", sagt Sebastian Vettel. Damals war Vettel noch ein kleiner Junge, Schumacher aber schon eine feste Größe im Formel-1-Zirkus. Schon lange ist Schumacher nun Vettels Kumpel, noch länger sein Vorbild. Michael Schumacher - der siebenmalige Weltmeister, der 91-malige Grand-Prix-Gewinner, der Rekordmann der Formel 1.
Nico Rosberg: "Das war echt unglaublich"
Als Rennfahrer wurde Schumacher zu einem Phänomen: ein Außergewöhnlicher in seinem Metier. Ein Grenzenverschieber, ein Bessermacher. "Michael Schumacher konnte dir Löcher in den Bauch fragen. Er wollte einfach wissen, worüber er spricht", erklärt der ehemalige Mercedes-Motorsportchef, Norbert Haug, in einem Gespräch mit der dpa. Was er machte, wollte er richtig machen. Perfekt. "Eine Eigenschaft, die ich wirklich faszinierend fand, war die Energie, die er in diesen Beruf stecken konnte, ins Rennfahren. Das war Wahnsinn, grenzenlos und echt unglaublich", erzählt Nico Rosberg, der drei Jahre lang Schumachers Teamkollege bei Mercedes war, nachdem der damals fast 41-Jährige nach drei Jahren Rennpause ab 2010 ein Comeback feierte.
Aber was macht eigentlich einen Weltklasse-Rennfahrer aus? Wird man als Weltklasse-Rennfahrer geboren? "Man stellt sich das Rennfahren manchmal auch ein bisschen falsch von außen vor, so, als wäre es vom Wahnsinn getrieben. Genau das ist es nicht", sagt Haug: "Es ist hochgradige Beherrschung bei höchster Geschwindigkeit." Und das Wissen, dass jeder Fehler verheerende Folgen haben kann. Bereits zu einem frühen Karriere-Zeitpunkt wurde Schumacher dies direkt vor Augen geführt.
Er war am 1. Mai 1994 dabei, als Ayrton Senna, eine Ikone der Motorsport-Königsklasse, in Imola tödlich verunglückte. Es war das schwarze Wochenende der Formel 1. Einen Tag vor Senna hatte der Österreicher Roland Ratzenberger einen Unfall nicht überlebt. Schumacher gewann damals das Rennen und holte in diesem Jahr auch zum ersten Mal die Weltmeisterschaft.
Fünf Titel mit Ferrari in Folge
Schumacher blieb von schweren Verletzungen oder Unfällen während seiner Karriere meist verschont. Er reizte die Grenzen aus, auch die des Regelwerks und die des Verhaltens auf der Strecke. Sein schwerster Formel-1-Unfall ereignete sich 1999 in Silverstone als Schumacher am Ende einer Kurve in die Reifenstapel krachte und sich das Schienbein brach. Ein Jahr später begann seine Titelära im Ferrari mit fünf WM-Triumphen in Serie. "Er hat einen Maßstab an Dominanz gesetzt, auch wenn es manchmal kontrovers zuging", sagt Damon Hill.
Der 58-Jährige weiß, wovon er redet. In der Liste der Rivalen, die mit Schumacher um die WM kämpften, taucht auch Hill auf. 1994 fuhren sich die beiden WM-Gegner gegenseitig ins Auto, 1995 musste sich Hill seinem Rivalen im Benetton erneut geschlagen geben. 1996 besiegte der Engländer dann den Deutschen. Mit sieben WM-Titeln ist Schumacher bis heute aber unerreicht. "Sieben Titel zu gewinnen ist wahnsinnig", sagt Hill mit einem leicht ungläubigen Kopfschütteln und einem Lächeln.
Im Kart legt Schumacher den Grundstein
Schumacher erarbeitete sich seine Erfolge: Kfz-Mechaniker, keine wohlhabenden Eltern, der Vater arbeitete unter anderem als Platzwart einer Kartbahn, die Mutter betrieb den dortigen Kiosk. Der Aufstieg eines einfachen Jungen aus einfachen Verhältnissen. "Diesen rohen, natürlichen Hunger kannst Du nicht schlagen", sagte vor einigen Wochen Lewis Hamilton in einem dpa-Interview. Zusammen mit Bruder Ralf fuhr Schumacher auf der Kartbahn in Kerpen, wo er auch den Grundstein für seine einzigartige Karriere legte.
Was heute bleibt, sind Erinnerungen. An sieben WM-Titel, an über 300 Rennen, an legendäre Zweikämpfe, an Ausraster, wie im WM-Finale 1997, als er seinen damaligen Widersacher Jacques Villeneuve in Jerez de la Frontera von der Piste rammte. Schumacher wurden danach alle Punkte aberkannt, der WM-Titel ging an Villeneuve. Aber Schumacher war auch ein Teamplayer, ein echter Anführer. "Schnelles Rennfahren ist die Aufnahme in den Klub der Besten. Aber ein Team zu formen, es aufzubauen bei Rückschlägen, das macht den Unterschied zwischen sehr guten und sehr, sehr guten Fahrern aus", betont Norbert Haug.
Lewis Hamilton: "Er wird immer der Größte aller Zeiten bleiben"
Am Ende aller sportlichen Triumphe steht diese eine Tragödie, dieser vermaledeite 29. Dezember 2013, ohne den sich die Geschichte von Michael Schumacher heute nicht mehr erzählen lässt. Doch der folgenschwere Skiunfall des Formel-1-Rekordweltmeisters soll zumindest am 3. Januar, wenn Schumacher 50 Jahre alt wird, noch einmal deutlich zurücktreten hinter die Lebensleistung des Giganten.
"Er wird immer der Größte aller Zeiten bleiben", würdigte Lewis Hamilton unlängst in der "Bild am Sonntag" sein Idol und gab zu: "Ganz persönlich erinnere ich mich daran, dass ich bei meinem Rennspiel auf der Konsole immer ihn als Fahrer genommen habe, als ich jung war." Wie geht es Michael Schumacher heute? Wie wird er seinen 50. Jahrestag feiern? Schumacher hat sein Privatleben immer geschützt und nie der Öffentlichkeit preisgegeben. Das ist auch heute noch so und daran wird sich auch an seinem Geburtstag nichts ändern.
In den besten Händen
Einen Tag vor seinem 50. hat sich die Familie mit einem Statement auf der offiziellen Facebook-Seite an die Öffentlichkeit gewandt. "Wir freuen uns darüber und möchten uns von ganzem Herzen bedanken dafür, dass ihr Michaels 50. Geburtstag gemeinsam mit ihm und mit uns feiert", heißt es: "Michael kann stolz sein auf das, was er erreicht hat, und wir sind es ebenfalls." In dem Statement bittet die Familie außerdem um Verständnis dafür, dass es nach wie vor keine Informationen über den aktuellen Gesundheitszustand Schumachers gibt: "Ihr könnt euch sicher sein, dass er in besten Händen ist und wir alles Menschenmögliche tun, um ihm zu helfen. Bitte habt Verständnis, wenn wir uns nach Michaels Wünschen richten und ein so sensibles Thema wie Gesundheit, so wie früher auch immer, in der Privatsphäre belassen."