Schriftsteller in Zeiten von Corona
COVID-19 - die Welt im Lockdown. Wie erleben Schriftsteller die Pandemie und die Einschränkungen? Wir haben Autoren aus aller Welt gefragt. Alle Interviews sind auf unserem YouTube-Kanal DW Books zu finden.
Max Porter aus Großbritannien
Max Porter ist der Shootingstar der britischen Literaturszene. 2015 erschien sein Erstlingsroman "Trauer ist das Ding mit Federn", 2019 folgte "Lanny". Beide Bücher heimsten mehrere Preise ein. In Großbritannien gilt seit 24. März ein Lockdown, den Porter in Bath erlebt, im Südwesten Englands. Die Krise trifft vor allem die Armen, sagt er, und darüber muss man reden!
Erik Fosnes Hansen aus Norwegen
Erik Fosnes Hansen ist Norwegens bekanntester Schriftsteller. Sieben Romane hat er bisher geschrieben, "Choral am Ende der Reise" (1990) war ein Bestseller und wurde in 30 Sprachen übersetzt. Fosnes Hansen kehrte – als der landesweite Lockdown am 12. März verkündet wurde – von einer Fernreise zurück nach Oslo, wo er mit seiner Frau, der Schriftstellerin Erika Fatland, lebt.
Ira Mukhoty aus Indien
Ira Mukhoty erreicht mit ihren Sachbüchern ein großes Publikum in ihrer Heimat. "Heroines" von 2017 zum Beispiel erzählt von den indischen Frauen in Mythologie und Geschichte. Die Autorin lebt mit ihrer Familie in Neu-Delhi und erlebt dort den größten Lockdown der Welt: 1,3 Milliarden Menschen dürfen nicht auf die Straße. Für die Armen im Land eine Katastrophe, sagt sie.
Hanne Ørstavik aus Norwegen
Hanne Ørstavik ist eine der renommiertesten Schriftstellerinnen Norwegens. Bereits mit 25 veröffentlichte sie ihren ersten Roman, der Durchbruch kam dann 1997 mit "Liebe", der auch ins Deutsche übersetzt wurde. Hanne Ørstavik lebt im norditalienischen Mailand, wo COVID-19 am schnellsten und am härtesten wütete. Hier erlebte sie auch den Lockdown.
Mike Nicol aus Südafrika
Mike Nicol ist einer der bekanntesten Thriller-Autoren. Seine Kriminalromane zeigen uns die dunkle Seite Südafrikas: die Geschichte der Apartheid, die Gewalt und die Korruption von heute. "Payback", "Killer Country" – wie alle seine Bücher weltweite Bestseller. Mike Nicol lebt in Kapstadt. Dort fühlt er sich sicher. Aber was ist mit den Menschen in den Townships?
Bel Olid aus Spanien (Katalonien)
Bel Olid ist eine der profiliertesten Autorinnen und Übersetzerinnen in Katalonien. Sie schreibt Romane, Essays und Kinderbücher. Spanien hat hohe Infektions- und Todesraten durch die Corona-Pandemie, eine Katastrophe! Bel Olid erlebt den Lockdown in Badalona - und ist überzeugt, dass das Virus und die wirtschaftlichen Folgen nur global bekämpft werden können.
Doron Rabinovici aus Österreich
Doron Rabinovici ist ein österreichischer Schriftsteller und lebt in Wien. Er schreibt Romane, Essays und Theaterstücke, die sich mit Erinnerung, jüdischer Identität und der politischen Situation in Österreich befassen. Dem Lockdown kann er für sich sogar etwas Positives abgewinnen, nämlich Ruhe und Konzentration. Aber er sorgt sich auch um das, was nach der Pandemie kommt.
Esmahan Aykol aus Istanbul
Die deutsch-türkische Schriftstellerin Esmahan Aykol lebt in Istanbul und schreibt Kriminalromane. Mit internationalem Erfolg. Kati Herschel ist die Heldin darin, und sie kämpft mit den verschiedenen Kulturen - wie die Autorin selbst. Aykol fragt sich, wo in der Zeit der Ausgehverbote all die Tagelöhner und die Flüchtlinge sind, die von den Straßen verschwunden sind.
Feby Indirani aus Indonesien
Feby Indirani hat in Indonesien mit einem Erzählband Furore gemacht: "Not Virgin Mary" wurde auch ins Englische übersetzt. Geschichten und moderne Mythen aus der Gegenwart - seit diesem Buch gilt sie vielen jungen Frauen als feministisches Vorbild. Die Pandemie und den Lockdown erlebt Indirani in Jakarta auch als Aufforderung, über unsere Konsumgesellschaft nachzudenken.
Kim Thúy aus Kanada
Kim Thúy kam als Bootsflüchtling von Vietnam nach Kanada - da war sie zehn. Heute ist sie eine der erfolgreichsten Schriftstellerinnen ihrer neuen Heimat. 2018 war Kim Thúy auf der Shortlist für den alternativen Literaturnobelpreis. Sie erlebt den Lockdown in Montréal - und beobachtet mit Sorge den wachsenden Rassismus gegen die asiatische Community.
Leon de Winter aus den Niederlanden
Die Romane des niederländischen Schriftstellers Leon de Winter sind in zahlreiche Sprachen übersetzt: "SuperTex", "Hoffmans Hunger", "Geronimo", "Malibu". Den Lockdown erlebt er in Bloemendaal bei Amsterdam. Ein merkwürdiges Déja-vu, denn er schreibt seit zehn Jahren an einer Geschichte über eine Pandemie.
Michael Levitin aus den USA
Michael Levitin hat 2019 seinen ersten Roman veröffentlicht: "Disposable Man", eine Auseinandersetzung mit der Vergangenheit seiner jüdischen Familie. Im Interview zur Corona-Pandemie zeigt sich Levitin entsetzt über den schnellen wirtschaftlichen Niedergang der USA. Und er ruft seine Landsleute auf, schnell einen Politikwechsel anzustreben.
Nina George aus Deutschland
Nina George ist eine der erfolgreichsten deutschsprachigen Schriftstellerinnen. Ihr Roman "Das Lavendelzimmer" wurde in fast 40 Sprachen übersetzt und war in vielen Ländern auf den Bestsellerlisten. Nina George lebt in Frankreich und in Berlin. Dort erlebt sie den Lockdown - und hat ein paar Überlegungen angestellt, wie man Schriftstellern in Not helfen könnte.
Nora Bossong aus Deutschland
Die Schriftstellerin Nora Bossong zählt zu den wichtigsten ihrer Generation - und wagt sich auch an schwere Themen. Ihr jüngster Roman "Schutzzone" erzählt von einer UN-Mitarbeiterin, die sich mit dem Völkermord in Burundi beschäftigen muss. Bossong lebt in Berlin - und beobachtet, dass viele Menschen nicht gut mit den gegenwärtigen Beschränkungen leben können.