Schröder und Putin - Stationen einer Männerfreundschaft
Bereits vor seiner Berufung zum Aufsichtsratschef bei Rosneft, wurde Gerhard Schröder als "Putins wichtigster Lobbyist" bezeichnet. Die Ukraine fordert nun, den Altkanzler auf die EU-Sanktionsliste zu setzen.
Zwei, die sich verstehen
Den ehemaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder und den neuen, alten russischen Präsidenten Wladimir Putin verbindet eine langjährige Freundschaft. Bereits während seiner Zeit als Regierungschef (1998-2005) hat Schröder eng mit Putin zusammengearbeitet und hielt auch in der Öffentlichkeit stets zu seinem russischen Freund.
Alte Verbundenheit
"Vielleicht verbindet uns auch die Tatsache, dass unsere beiden Familien durch den Zweiten Weltkrieg viel gelitten haben. Ich habe meinen Vater verloren, Putins Bruder starb während der Belagerung von Leningrad durch die Deutschen", erklärte Schröder 2016 in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung. "Und alles, was er mir versprochen hat, hat er auch gehalten. Ich umgekehrt auch."
Auch privat ziemlich beste Freunde
Schon während seiner Amtszeit funkte es zwischen Schröder mit Putin. Die enge politische Freundschaft wurde schnell auch zu einer privaten: Der Kremlchef lud die Schröders zur weihnachtlichen Schlittenfahrt nach Moskau ein; der Altkanzler feierte mit Putin seinen Geburtstag in Hannover.
Freundschaft generationenübergreifend
Das Vertrauensverhältnis zwischen den beiden soll ein sehr inniges sein. Laut Medienberichten sprechen Schröder und Putin deutsch miteinander. Eine von Putins Töchtern besucht die deutsche Schule in Moskau. Und Schröder hat sogar mit seiner damaligen Frau Doris zwei russische Kinder adoptiert.
Lupenreine Demokraten unter sich?
Schröders Nähe zu Putin und seiner Politik hat in Deutschland von Anfang an für kritisches Kopfschütteln gesorgt. Vor allem seine Anmerkung, Putin sei ein "lupenreiner Demokrat", die er 2004 noch als Bundeskanzler machte, wurde in der Öffentlichkeit heftig diskutiert.
Loyalität trotz Völkerechtsbruch
Schröder kümmerte sich nie um die Kritik der Medien. Er hielt auch nach Russlands Annexion der Krim 2014 fest zu seinem russischen Freund. Im letzten Sommer kritisierte er sogar mitten im Bundestagswahlkampf die Stationierung von Bundeswehrsoldaten in Litauen, nahe der russischen Grenze. Seine Behauptung, dies sei "ein vollkommen falsches Signal", verärgerte die NATO-Verbündeten.
Umstrittenes Pipeline-Projekt
Noch als Kanzler setzte sich Schröder vehement für den Bau der Nord Stream-Pipeline ein, die russisches Erdgas durch die Ostsee nach Deutschland transportiert. Polen und die Ukraine fühlten sich umgangen; auch in Deutschland gab es Kritik. Der Altkanzler hielt dagegen: Nord Stream sei ein erfolgreiches europäisch-russisches Projekt.
Vom Kanzler zum "Gas-Gerd"
Direkt nach seiner Amtszeit als Kanzler übernahm Schröder im Dezember 2005 den Vorsitz des Aktionärsausschusses der Nord Stream AG, die zu 51 Prozent dem russischen Gas-Konzern Gazprom gehört. Putin hatte ihn gedrängt, diesen Posten zu übernehmen. In Deutschland wurde Schröder für die Übernahme des Postens scharf kritisiert - weil er als Kanzler den Pipelinebau so massiv gefördert hatte.
Chef-Lobbyist für Putins Ölkonzern
Im August 2017 wurde bekannt, dass der ehemalige Bundeskanzler Aufsichtsratsvorsitzender des Ölkonzerns Rosneft werden sollte. Erneut hagelte es Kritik aus Deutschland und anderen europäischen Ländern. Denn die halbstaatliche Ölfirma steht auf der Sanktionsliste der EU wegen der russischen Annexion der Krim. Doch Schröder nahm den Posten an - und riskiert nun selber auf die EU-Liste zu kommen.