Spanien versinkt im Schnee
9. Januar 2021Spaniens Hauptstadt verschwindet unter einer dichten Schneedecke: In Madrid haben die schwersten Schneefälle seit 50 Jahren für ein Verkehrschaos gesorgt. Der Flughafen der spanischen Hauptstadt musste aus Sicherheitsgründen geschlossen werden. Auch an diesem Samstag sind alle Flüge am Internationalen Flughafen Barajas abgesagt. Andere Teile des Landes wurden ebenfalls von Schneemassen heimgesucht. Laut dem spanischen Innenministerium kamen bislang drei Menschen in Schneestürmen ums Leben.
Der spanische Wetterdienst Aemet rief für das Zentrum des Landes die Alarmstufe rot aus. Die Regionen Madrid, Castilla-La Mancha (Zentrum) und Valencia (Osten) waren am stärksten von den Schneefällen betroffen. Für Samstag werden laut Aemet in der Hauptstadt und in der zentralen Hochebene des Landes durchschnittlich weitere 20 Zentimeter Schnee erwartet, in den höchsten Lagen könnten demnach sogar bis zu 50 Zentimeter fallen.
Weitreichendes Verkehrschaos
Auf mehr als 400 Straßen war der Verkehr gestört, hunderte Auto- und Lastwagenfahrer strandeten wegen der Wettersituation auf Rastplätzen oder blieben im Schnee stecken. Auch der Zugverkehr zwischen Madrid und Valencia war nach Angaben der Bahngesellschaft Renfe gestört. Das Rathaus der historischen Stadt Toledo musste mit Hilfe der Armee vom Schnee befreit werden.
In Madrid gab es seit 1971 keine derartigen Schneefälle mehr. Kinder bauten Schneemänner, während Menschen auf Skiern an ihnen vorbeifuhren. Der öffentliche Busverkehr sowie die Müllabfuhr wurden eingestellt. Madrids Bürgermeister José Luis Martinez-Almeida veröffentlichte ein Video auf Twitter, in dem er die Menschen aufrief, zu Hause zu bleiben.
Fußballspiel abgesagt
Auch Fußballfans haben das Nachsehen: Das Primera-Division-Spiel zwischen Tabellenführer Atletico Madrid und Athletic Bilbao muss wegen der Wetterlage ausfallen. Das teilte La Liga am Morgen mit. Die Entscheidung sei der "außergewöhnlichen Situation durch den Sturm über einem großen Teil der iberischen Halbinsel" sowie der Schließung des Flughafens von Madrid geschuldet, wodurch das Team aus Bilbao nicht in die Hauptstadt reisen konnte. Auch optimale Spielbedingungen seien angesichts der Witterung nicht zu gewährleisten. Ein neuer Spieltermin soll in den nächsten Tagen verkündet werden.
Sturm zieht weiter
Laut Wettervorhersage wird der Auslöser für den Schneefall - der Sturm Filomena - am Sonntag nach Nordosten weiterziehen. Zwar soll dadurch der Schneefall nachlassen, die außergewöhnlich niedrigen Temperaturen werden aber wohl bleiben. Ein inoffizieller nationaler Temperaturrekord von über -35 Grad war am Mittwoch auf mehr als 2000 Metern Höhe an der privaten Wetterstation in Clot de la Llança in den zentralspanischen Pyrenäen gemessen worden.
Viel Schnee auch in Norditalien
Kräftige Schneefälle bescherten auch der Feuerwehr in Italien zahlreiche Einsätze. Vor allem im Norden des Landes mussten die Rettungskräfte Straßen freiräumen und liegengebliebene Fahrzeuge wieder flottmachen. Der Schnee lastete auch auf den Dächern vieler verschneiter Orte in den Regionen Emilia Romagna und Lombardei. Im Dorf Sappada in der nordöstlichen Region Friaul-Julisch Venetien nahe der österreichischen Grenze mussten die Feuerwehrleute eine Kirche erklimmen, um die Schneemassen vom Dach zu schaufeln. Die Feuerwehr meldete insgesamt rund 200 Schnee-Einsätze aus den Regionen.
Sommerliche 27 Grad auf Kreta
Völlig gegensätzlich ist dagegen die Wetterlage im Süden Griechenlands: Warme Luftmassen aus Afrika haben hier nahezu sommerliche Temperaturen zur Folge. In Chania auf Kreta wurden knapp 27 Grad gemessen. Die Meteorologen erwarteten für Sonntag und Montag Spitzenwerte bis zu 30 Grad. Auch in Athen ist es so warm, dass die Einwohner die Fenster öffneten und auf Balkonen und Terrassen sitzen.
Ein Wärmeschub zum Jahresanfang ist in Griechenland allerdings nicht selten. Das Phänomen ist seit dem Altertum bekannt: Ein großes Hoch setzt sich über mehrere Tage hinweg über dem Südosten Europas fest und erzeugt eine Art Sommerwetter mitten im Winter.
Wegen der Corona-Pandemie warnten die Gesundheitsbehörden die Bürger, nicht in Massen zu den Stränden zu gehen. Zahlreiche griechische Fernsehsender berichteten jedoch, dass die Küsten in den meisten Regionen des Landes bereits um die Mittagszeit überfüllt waren.
sti/as/kle (afp, sid, ape)