"Schlussstrich für Petry"
19. April 2017DW: Herr Niedermayer, ist der Verzicht Frauke Petrys auf eine Spitzenkandidatur zur Bundestagswahl ein Sieg der Rechtsaußen im AfD-Machtkampf?
Oskar Niedermayer: Es ist auf jeden Fall ein Sieg derjenigen, die sich in der Partei gegen Frau Petry wenden. Das bedeutet nicht unbedingt, dass jetzt der äußerste rechte Flügel die Herrschaft in der Partei übernimmt. Dieser Flügel ist zwar eine starke Minderheit in der Partei, gerade im Osten der Republik, aber bisher immerhin noch eine Minderheit. Jetzt muss man erst einmal sehen, wie die Mehrheitsverhältnisse auf dem AfD-Parteitag in Köln am Samstag sind, wo es ja nicht nur um Personen, sondern eben auch um Inhalte geht.
DW: Glauben Sie, dass Frauke Petry sich jetzt ganz aus der Spitze der AfD zurückzieht?
Ich denke, dass das jetzt durchaus ein Schlussstrich sein wird für eine sehr herausgehobene Rolle in der Partei für Petry. Sie bleibt zwar Vorsitzende, zumindest für die nächsten Monate noch, aber die Spitzenkandidaten oder das Spitzenteam werden natürlich dann die herausgehobene Position darstellen und da ist Sie nicht mehr vertreten. Ich kann mir von ihrem Charakter her nicht vorstellen, dass Sie sich als Parteisoldatin in die zweite Reihe begibt und mitarbeitet ohne im Mittelpunkt zu stehen.
DW: Kommt es damit wieder zu einer Spaltung der AfD wie schon nach dem Austritt von Parteigründer Lucke 2015?
Ich glaube nicht, dass es eine Spaltung geben wird. Es kommt jetzt sehr darauf an, was mit den beiden Anträgen passiert, die Frauke Petry für den Parteitag gestellt hat. Da geht es ja um eine Abgrenzung nach rechts außen und die Unterscheidung zwischen den verschiedenen Strategien, Fundamentalopposition oder bürgerliche Partei, die irgendwann einmal koalitionsfähig wird. Wenn der Parteitag dies diskutiert, wird sich auch daran zeigen wo die Partei hingeht.
Zuletzt hatte die AfD in Umfragen wieder etwas zulegen können. Wird Petrys Verzicht die Partei Wählerstimmen kosten?
Es ist zum einen so, dass die AfD-Wählerinnen und Wähler weit weniger nach Personen entscheiden wie bei anderen Parteien. Zum anderen ist natürlich Petry mit Abstand die bekannteste Person der Partei, gerade bei Leuten, die sich nicht so sehr mit der AfD beschäftigen. Das heißt, es wird schon eine Veränderung da sein, aber ich glaube, dass sich das in Grenzen halten wird, weil der Personeneffekt bei dieser Partei bei weitem nicht so stark ist wie bei anderen Parteien.
Der Parteienforscher Prof. Oskar Niedermayer arbeitet an der Freien Universität Berlin.
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