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Schlechtes Klima für Soldatinnen

Bettina Marx24. Januar 2014

Rund zehn Prozent der Soldaten in der Bundeswehr sind Frauen. Seit 2001 stehen ihnen alle Laufbahnen in den Streitkräften offen. Doch noch immer sind sie nicht voll integriert. Das Klima hat sich sogar verschlechtert.

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Soldatin zwischen zwei männlichen Soldaten beim Beförderungsappell in Dresden Foto: DPA
Bild: picture-alliance/dpa

Die Bundeswehr hat für Frauen in den letzten Jahren an Attraktivität eingebüßt. Nur noch 57,3 Prozent der Soldatinnen würden sich noch einmal für diesen Beruf entscheiden. Das ist ein Minus von neun Prozentpunkten im Vergleich zum Jahr 2005. Und nur noch 34,6 Prozent der Soldatinnen würden einer Freundin empfehlen, ebenfalls die Laufbahn bei der Bundeswehr einzuschlagen.

Dies ergibt eine Studie, die das Bundesministerium der Verteidigung vorgestellt hat. Sie beruht auf einer Befragung von rund 5000 Soldatinnen und Soldaten aus dem Jahr 2011, die vom Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr in Potsdam erstellt wurde. Dabei ging es vor allem um die Fragen: Wie gut sind Frauen in die Bundeswehr integriert? Werden sie von ihren männlichen Vorgesetzten und Kameraden akzeptiert? Sind sie sexuellen Belästigungen ausgesetzt? Welche Karrierechancen haben sie?

Verschlechtertes Integrationsklima

"Das Ergebnis ist ambivalent", befindet der Projektleiter und Autor der Studie, Gerhard Kümmel. In manchen Bereichen habe sich das Integrationsklima "eingetrübt". So seien 34 Prozent der männlichen Soldaten der Meinung, Frauen seien "dem harten Leben im Feld" nicht gewachsen, eine Zunahme von 6 Prozentpunkten im Vergleich zum Jahr 2005. Mehr als die Hälfte der männlichen Soldaten glaubten außerdem, Frauen seien nicht für körperlich anspruchsvolle Funktionen geeignet. Und nur noch 77 Prozent seien überzeugt, dass man mit Frauen gut zusammenarbeiten könne, ein Rückgang von sechs Prozentpunkten. Eine knappe Mehrheit der männlichen Soldaten kritisiert außerdem, dass Frauen zu positiv bewertet und bevorzugt würden.

Frauen der Bundeswehr auf einem Übungsplatz Foto: DPA
Bild: picture-alliance/dpa

Sexuelle Belästigung bei der Bundeswehr

Bei den Frauen dagegen sind Integrationsbereitschaft und Leistungswille nach wie vor sehr hoch. Dabei wählen sie meistens den Weg der Assimilation, um sich an ihre männlich dominierte Umgebung anzupassen. Rund 88 Prozent der Soldatinnen sind der Meinung, dass alle Bereiche der Bundeswehr für Frauen geöffnet werden sollten. Zum Vergleich: Bei den Männern fordern dies nur 62 Prozent. 40 Prozent der Soldaten möchten Frauen dagegen von Kampfhandlungen ausschließen. Bei den Soldatinnen sind nur 28 Prozent dafür, davon ausgenommen zu werden.

Einen großen Unterschied ergaben auch die Fragen nach sexueller Belästigung am Arbeitsplatz. Jede zweite Soldatin hat dies schon einmal erlebt, entweder in Form von zotigen Witzen oder pornografischen Darstellungen oder auch durch unerwünschte körperliche Berührungen. Sexuelle Nötigung und Vergewaltigung dagegen wird nur von drei Prozent der Frauen berichtet. Männern fielen diesen Vergehen der Studie zufolge gar nicht zum Opfer.

Vereinbarkeit von Beruf und Familie

Nur geringe Unterschiede gibt es zwischen Männern und Frauen bei der Frage nach der Vereinbarkeit von Dienst und Familie. Bei beiden hat die Unzufriedenheit darüber deutlich zugenommen. Nur noch die Hälfte der Befragten war 2011 der Meinung, dass sich Familie und Bundeswehr gut miteinander verbinden lassen. Sowohl Männer als auch Frauen berichten vermehrt von Partnerschaftskrisen aufgrund des Dienstes. Bei beiden Geschlechtern führte dies in rund 44 Prozent der Fälle zur Trennung vom Ehe- oder Lebenspartner.

Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen, CDU, hatte aufgrund der sich häufenden Beschwerden über die Unvereinbarkeit von Dienst und Familie kurz nach Weihnachten eine familienpolitische Offensive bei der Bundeswehr angekündigt. Sie wolle den Dienst attraktiver für Familien machen und die Bundeswehr zum attraktivsten Arbeitgeber überhaupt. Dazu gehöre der Ausbau von Kinderbetreuungseinrichtungen und die verbesserte Möglichkeit zur Teilzeitarbeit. Aber auch die häufigen Versetzungen, unter denen die Familien der Soldaten leiden, sollen in Zukunft reduziert werden.

Von der Leyen besucht Bundeswehr in Afghanistan Foto: DPA
Sie will die Bundeswehr für Familien attraktiver machen: Verteidigungsministerin von der LeyenBild: picture-alliance/dpa

Für Frauen attraktiver

Auch für Frauen soll der Dienst in den Streitkräften nach dem Willen der Ministerin attraktiver werden. Die Bundeswehr profitiere von der wachsenden Zahl der Soldatinnen, sagte von der Leyen in Berlin. Die nun vorgelegte Studie zeige aber, dass es noch Handlungsbedarf gebe. Ihr Haus werde die Ergebnisse der Untersuchung umfassend auswerten und die daraus gewonnenen Erkenntnisse für ihre Attraktivitätsoffensive nutzen. "Die Bundeswehr braucht die fähigsten Köpfe und davon sind ebenso viele weiblich wie männlich."

Seit 2001 stehen Frauen in der Bundeswehr alle militärischen Laufbahnen offen. Doch noch immer sind sie eine Minderheit in der Truppe. Allein im Sanitätsdienst, wo Frauen auch schon vor 2001 tätig waren, stellen sie bereits mehr als 40 Prozent. In allen anderen Teilstreitkräften liegt ihr Anteil kaum über, zum Teil sogar unter zehn Prozent. Immerhin, bei den Bewerbern ist ein leichter Anstieg zu vermelden. Im letzten Jahr lag der Frauenanteil bei den Bewerbungen bei 14 Prozent, erklärte Vizeadmiral Heinrich Lange, Abteilungsleiter Führung und Streitkräfte.

Die 50jährige Ärztin Dr. Verena von Weymarn vor einem Bild des Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker am 14. März 1994 in ihrem Büro im Bundeswehrkrankenhaus Gießen.
Verena von Weymarn ist die erste Frau, die im Jahr 1994 zum General befördert wurdeBild: picture-alliance/dpa

Insgesamt verrichteten im Jahr 2013 rund 18.800 Soldatinnen ihren Dienst bei der Bundeswehr. Dies entspricht einem Anteil von annähernd zehn Prozent. Inzwischen, so Lange, seien die ersten Soldatinnen, die im Jahr 2001 ihren Dienst antraten, in Führungspositionen angekommen.