Schlechte Noten
12. August 2009Der "Arabische Bericht über die menschliche Entwicklung 2009" nimmt eine umfassende Analyse der Lebensrealität der arabischen Region vor. Unter dem Titel "Herausforderungen für die menschliche Sicherheit" beschreibt er die Auswirkungen von bewaffneten Konflikten, aber auch den Einfluss von Umweltbedingungen auf die Sicherheit der Einzelnen.
Gefördert vom Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) haben mehr als 100 unabhängige arabische Wissenschaftler und Intellektuelle die 208-seitige Studie erarbeitet. Unterstützt wurden sie dabei von einem hochrangigen Beirat aus Politikern und Wissenschaftlern der Region.
Am Dienstag (11.8.2009) wurde der Bericht nun auch in einer deutschsprachigen Fassung in Berlin vorgestellt. Nach Ansicht von Entwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul trägt er zur Vertiefung der Kenntnisse über die arabische Welt bei, er enthalte wichtige Anstöße für die internationale Diskussion und auch für die Zusammenarbeit mit den Ländern der Region.
Eine der wichtigsten Thesen des Berichts: Die autoritären Regime in der Region konzentrieren sich vor allem auf den Erhalt ihrer Macht, statt die enormen Herausforderungen anzugehen. Diese kritischen Worte haben Tradition: Schon die erste Ausgabe des Entwicklungsberichts von 2002 sorgte für großes Aufsehen, weil dort Mißstände in den arabischen Ländern deutlich angesprochen wurden. Da ging es um Themen wie Regierungsführung, Bildung und Frauenrechte.
Zündstoff für politische Reformdiskussion
Auch die aktuelle Ausgabe liefert Zündstoff für eine politsche Reformdiskussion. Nicht alle arabischen Länder sind von den Analysen und Vorschlägen angetan, sagt Mansour Khalid. Er ist Mitglied des Beirats des "Arabischen Berichts" und Berater des Direktors des UN-Umweltprogramms. "Der Bericht ist sehr direkt, aber man kann keine wirtschaftliche Entwicklung haben, wenn es keine politische Entwicklung gibt." Ohne Rechtsstaatlichkeit, Menschenrechte und Frauenrechte sei die nicht zu haben - doch in einigen arabischen Ländern gelten solche Prinzipien nach wie vor nicht viel. "Diese Themen sind für manche heiße Kartoffeln - für uns nicht. Deswegen wollen wir sie jedermann präsentieren", so Khalid.
Wichtig ist ihm vor allen Dingen, zu analysieren, was der Bericht bewirkt, sagte Khalid. Die Studie bedeute nichts, wenn sie hinterher nur in einer Bibliothek stehe. Mindestens ein Jahr lang sollen die Analysen deshalb zur Diskussion gestellt werden. Man werde in Alexandria anfangen, weitere Meetings soll es in Marokko und Jordanien geben, wahrscheinlich auch im Sudan, in Kuweit und in Dubai.
Jugendarbeitslosigkeit weltweit am höchsten
Rola Dashti, Mitglied des Berichtsbeirates, ist eine der ersten weiblichen Abgeordneten im kuwaitischen Parlament. Für sie ist die verbreitete Jugendarbeitslosigkeit im arabischen Raum eines der größten Probleme. Während die Jugend in der westlichen Welt als Bereicherung empfunden werde, würde sie in der arabischen Region als eine Belastung gesehen, kritisierte Rola Dashti: "Die Jugendarbeitslosigkeit in unserer Region ist die höchste weltweit. Wir verschwenden eine gigantische Ressource".
Eine weitere Herausforderung für die arabische Welt sei der zunehmende Kampf um Ressourcen wie Wasser. Bis 2015 wird die Bevölkerung dort nach UN-Schätzungen von jetzt 317 Millionen Menschen auf 395 Millionen anwachsen. Neben der wachsenden Belastung für die Umwelt drohten durch das Bevölkerungswachstum auch weitere Kriege und Konflikte, warnte Rola Dashti.
Autorin: Sabine Ripperger
Redaktion: Manfred Götzke