1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Schlagabtausch auch bei den Demokraten

18. Januar 2016

Bislang gingen sie höflich miteinander um. Doch beim letzten TV-Duell vor der ersten US-Vorwahl griffen sich die Präsidentschaftsbewerber Clinton und Sanders scharf an. Die Themen: Waffen, Gesundheit, Vortragshonorare.

https://p.dw.com/p/1HfAz
Hillary Clinton und Bernie Sanders (Foto: rtr)
Gestenreich versucht jeder, auf seine Weise zu punktenBild: Reuters/R. Hill

Bernie Sanders konnte es sich nicht verkneifen. Die letzte TV-Diskussion der US-Demokraten vor der ersten Vorwahl am 1. Februar in Iowa lief gerade 30 Minuten, da kam die schwere Breitseite: Hillary Clinton wisse sehr genau, dass sie 50 Punkte vor ihm gelegen habe, als der Wahlkampf begonnen habe, erklärte der 74-jährige Senator von Vermont. "Und nun was? In Iowa, in New Hampshire ist das Rennen sehr, sehr knapp. Vielleicht liegen wir in New Hampshire sogar vorne", zitierte Sanders die letzten Umfrageergebnisse. Die Ex-Außenministerin und frühere First Lady lachte erst, dann presste sie die Lippen aufeinander.

Im Gegensatz zu den oppositionellen Republikanern verliefen die TV-Debatten der Demokraten bisher recht friedlich. Doch nun ging es darum, auf den letzten Metern vor den ersten innerparteilichen Vorwahlen noch Boden gut zu machen. Sanders, der selbst ernannte demokratische Sozialist, galt lange als chancenloser Außenseiter. Doch er holte auf, und er ist beliebt, vor allem bei jungen Menschen.

Macht der Großbanken beschränken

Sanders sieht sich als Kämpfer für faire Löhne, er will die Macht der Großbanken beschränken. Nach dem Unterschied zwischen ihm und Clinton gefragt, antwortete er: "Der erste Unterschied ist, ich nehme kein Geld von großen Banken. Ich bekomme keine persönlichen Vortragshonorare von Goldman Sachs." Laut dem Nachrichtenportal "Politico" erhielt Clinton von der Investmentbank 2013 für drei Vorträge insgesamt 675.000 Dollar.

Bernie Sanders (Foto: AP)
Bernie Sanders sagt, was er denkt - und das kommt anBild: picture-alliance/AP Photo/M. Smith

Im Gegenzug versuchte sich die 68-jährige Clinton als Bewerberin zu präsentieren, die das fortführen will, was Präsident Barack Obama angefangen hat. "Er (Sanders) hat Obama dafür kritisiert, dass dieser Spenden von der Wall Street angenommen habe", erklärte sie. "Und Präsident Obama hat unser Land aus der großen Rezession geführt."

Clinton hielt ihrem Kontrahenten zudem vor, zweimal für ein Gesetz gestimmt zu haben, das Waffenverkäufer vor Klagen schützt. Sanders entgegnete, Clintons Umgangton bei dem Thema sei unredlich. Er habe damals für das Gesetz gestimmt, weil es verhindere, dass die Besitzer von kleinen Waffengeschäften zur Rechenschaft gezogen werden, wenn jemand mit einer Waffe eine Straftat begehe, die sie legal verkauft hätten. Am Samstagabend hatte er sich von dem Gesetz distanziert.

Gesundheitsvorsorge

Auch beim Thema Gesundheitsversorgung versuchte jeder, auf seine Weise zu punkten. Sanders wolle "Obamacare" - das Programm, das Millionen Amerikanern eine Gesundheitsversicherung ermöglicht - rückgängig machen, wiederholte Clinton.

Das trifft allerdings nicht ganz den Kern, denn Sanders fordert eine allgemeine Krankenversicherung. Details dazu hatte er am Sonntag veröffentlicht, kurz vor der TV-Debatte. Eine gesundheitliche Versorgung solle "ein Recht für jeden Mann, für jede Frau und jedes Kind sein", erklärte er. Die Ex-First Lady fragte, welche Vision er da gerade beschrieben habe: die, die er schon neun Mal in den Kongress eingebracht habe, oder den Plan, den er gerade erst veröffentlicht habe? Außerdem würde sein Konzept die Mittelschicht belasten.

O'Malley (l.), Clinton und Sanders nach der letzten TV-Debatte (Foto: AP)
Jetzt geht es in die Vorwahlen: O'Malley (l.), Clinton und Sanders nach der letzten TV-DebatteBild: picture-alliance/AP Photo/M. Smith

Der dritte Bewerber auf der Bühne, Martin O'Malley, liegt in Umfragen bei vier Prozent. Bei der Debatte im US-Sender NBC konnte er sich kaum Gehör verschaffen. Laut der von "Politico" veröffentlichten Übersicht kam er auf 13 Minuten und 58 Sekunden Redezeit, während Clinton 27 Minuten und 35 Sekunden sprach und Sanders mit 28 Minuten, sieben Sekunden knapp vorne lag.

se/as (dpa, rtr)