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Schlafen Sie noch gut, Herr Beckenbauer?

1. Mai 2011

Jürgen Klopp hat es geschafft! Die Meisterschaft ist unter Dach und Fach. Aber das ist nur eine Zwischenstation auf Klopps Weg, Deutschlands neue Fußball-Ikone zu werden, prophezeit Andreas Ziemons.

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Tätowierung Jürgen Klopp mit Meisterschale (Foto: dpa)
Jürgen Klopp geht unter die HautBild: picture-alliance/dpa

Ob Franz Beckenbauer in letzter Zeit manchmal nachts wach liegt? Er, die Lichtgestalt, der uneingeschränkte Alleskönner, der unantastbare Fußball-Papst. Lange Zeit war Beckenbauer konkurrenzlos am deutschen Fußballfirmament. Was er anpackte gelang. Was er voraussagte traf ein. Ausnahmslos! Immer!

Eigentlich also kein Grund für schlaflose Nächte, aber dennoch muss der "Kaiser" befürchten, dass bald einer kommt und ihn vom Sockel stößt – zumindest dann, wenn man die Aussagen der Experten richtig deutet und es versteht, auch zwischen den Zeilen zu lesen. Denn wer richtig hinschaut, kann kaum übersehen, dass da plötzlich ein Zweiter im Lande ist, der wie Beckenbauer die Eigenschaft besitzt, aus – Verzeihung! – Scheiße Gold zu machen.

Tapetenkleister, Zwieback und Kleinwagen

Jürgen Klopp klatscht (Foto: dpa)
Smart und immer gut gelauntBild: dapd

Jürgen Klopp, Jahrgang 1967, als aktiver Fußballer ein eher durchschnittlicher Zweitligaprofi. Nach Karriereende folgte der Wechsel ins Trainerfach und damit der rasante Aufstieg. Zunächst der mit Mainz in die 1. Liga, dann der von Klopp zum Fußballexperten im Fernsehen. Auch der erste Werbespot des smarten, stets schlecht rasierten Sonnyboys ließ nicht lange auf sich warten

Mittlerweile wirbt er für die Münchener Olympiabewerbung, prescht in einem spanischen Kleinwagen durch die Gegend, preist Tapetenkleister an und macht sich für den verstärkten Verzehr von Zwieback stark. Das hat fast schon Beckenbauer'sche Züge. Schließlich gab es Zeiten, in denen das Werbefernsehen einem keine Chance bot, dem Kaiser aus dem Weg zu gehen, der immer und immer wieder wissen wollte, ob "denn heut' scho Weihnachten is".

Aufstieg zur Ikone

Franz Beckenbauer und Jürgen Klopp (Foto: dpa)
Wachablösung? Beckenbauer und KloppBild: picture-alliance/Augenklick/Rauchensteiner

Nun ist der omnipräsente Jürgen Klopp zum ersten Mal Deutscher Meister geworden. Ein geradezu logischer Schritt auf seinem Weg zur unfehlbaren Ikone des deutschen Fußballs. Denn blicken wir in die Zukunft: In der nächsten Saison – ganz klar – verteidigt Klopps Mannschaft den Titel und gewinnt natürlich außerdem die Champions League. Im Jahr danach folgen das Triple und der Weltpokal. Damit ist in Dortmund alles erreicht, höchste Zeit für Klopp zu Bayern München zu wechseln, wo das Titelhamstern noch einige Jahre weitergeht, bevor der logische Aufstieg zum Bundestrainer folgt. Klopp übernimmt die Nationalelf nach der WM 2022, bei der es für die Deutschen erneut keinen Pokal gab.

Was seinem Vorgänger Joachim Löw in seiner 16-jährigen Amtszeit wiederholt nicht gelang, erledigt der allseits als Fußball-Experte geschätzte Klopp gleich im ersten Anlauf im Handstreich: Europameister 2024, zwei Jahre später endlich der ersehnte WM-Titel für Deutschland – Klopp sei Dank! Wer Fußball sagt, meint nun Jürgen Klopp. Klopp hier, Klopp da, Klopp überall. Klopp, Klopp, Klopp!

Und Kaiser Franz? Ist nur noch eine blasse Erinnerung...

Autor: Andreas Ziemons
Redaktion: Calle Kops