Schauspieler Gottfried John ist tot
2. September 2014Mit seiner eindringlich tiefen Stimme und seiner schiefen Nase zählte Gottfried John zu den markantesten Gesichtern des deutschen Films. Er wurde am 29. August 1942 in Berlin geboren. Seinen Vater hat John nie kennengelernt: "Ich bin unehelich geboren", schrieb er in seinem autobiografischen Roman "Bekenntnisse eines Unerzogenen". Darin gesteht er, dass er sich als Kind dafür schämte.
Statt Familienglück zu erleben, führte John als Kind und Jugendlicher ein vagabundierendes Leben mit seiner Mutter, die vom Künstlerdasein träumte. Ihr Sohn stotterte, plagte sich in der Schule und landete immer wieder im Heim. Trotzdem erlebte er auch viele Glücksmomente: "Ich habe mein Leben einfach angenommen, dadurch habe ich sehr viele verschiedene Leben gelebt. Da gab es genauso Freude oder Trauer", sagte er einmal in einem Interview. Nach dem Zweiten Weltkrieg zog er gemeinsam mit seiner Mutter nach Paris. Hier verdiente er seinen Lebensunterhalt als Straßenmaler und Bauarbeiter und träumte zunächst nur von einer Karriere als Schauspieler.
1972 lernt Gottfried John nach einigen schauspielerischen Erfolgen auf der Theaterbühne den Regisseur Rainer Werner Fassbinder kennen und wird unter ihm ein gefragter Darsteller des neuen deutschen Films. Bereits mit der ersten Zusammenarbeit, dem Fünfteiler "Acht Stunden sind kein Tag", in der John die Hauptrolle des Werkzeugmachers Jochen Epp spielt, schafft er den Durchbruch. In den Folgejahren übernimmt er auch in Fassbinders Frankfurter "Theater am Turm"-Gruppe mehrere Hauptrollen.
Neben den Rollen in Fassbinder-Filmen wie "Die Ehe der Maria Braun" (1978), "Lili Marleen" (1981) oder "Berlin Alexanderplatz" (1980) spielte Gottfried John auch in vielen Fernsehproduktionen. Er war in Krimiserien wie "Tatort", "Derrick" und "Ein Fall für zwei" zu sehen, in Marianne Lüdckes "Die große Flatter" (1979) und Geißendörfers "Theodor Chindler" (1979). Internationalen Erfolg hat John mit der Rolle des Bösewichts General Ourumov in dem James-Bond-Streifen "Goldeneye" (1995) an der Seite von Pierce Brosnan. "Ich habe mich bemüht, Aufstieg und Fall der Sowjetunion in einer Person zu spielen, mit allen menschlichen Schwächen", sagte er einst dazu. In Doris Dörries Episodenfilm "Bin ich schön?" (1998) probierte er sich als tragikomische Figur, in "Asterix und Obelix gegen Caesar" (1998/99) zeigte er sein komödiantische Seite.
Gottfried John zählte zu den bekanntesten deutschen Schauspielern. Mit der Vielzahl und Vielfalt seiner Rollen im Theater, im Kino und im Fernsehen konnte er im Verlaufe seiner langen Karriere eine enorme Wandlungsfähigkeit unter Beweis stellen. "Unvergessen bleibt seine wunderbare Darstellung in Fassbinders 'Berlin Alexanderplatz'", sagte WDR-Intendant Tom Buhrow zum Tod des Schauspielers. Gottfried John erlag vier Tage nach seinem 72. Geburtstag einem Krebsleiden und starb in der Nähe von München.
az /fab (dpa/Munzinger Archiv)