"Berliner Verteidigung" stoppt den Weltmeister
15. November 2016Magnus Carlsen hatte sich für die dritte Runde viel vorgenommen: Der norwegische Titelverteidiger begann seine Partie am Montag unternehmungslustig mit dem Doppelschritt seines Königsbauern. Sein russischer Gegner Sergej Karjakin ging dagegen kein Risiko ein und verteidigte sich mit einer Zugfolge, die in Schachkreisen als „Berliner Verteidigung“ bekannt ist. Diese vor mehr als 100 Jahren von Berliner Schachspielern erfundene Spielweise ist derzeit im Spitzenschach sehr beliebt und gilt als Mittel der Wahl, wenn man sich nur "einmauern" möchte und ein Unentschieden anstrebt.
Ins Remis entwischt
Die ersten dreißig Züge lang konnte sich Karjakin auch erfolgreich hinter dieser Mauer verschanzen, so dass es zunächst nach einem weiteren schnellen Remis in New York aussah. Doch um den 30. Zug herum erhöhte der Weltmeister plötzlich den Druck. In der für ihn typischen Art und Weise verbesserte Carlsen langsam aber sicher seine Stellung, gewann einen Bauern und erlangte damit gute Chancen, die Partie zu gewinnen.
Mit dem Rücken zur Wand zeigte dann Defensiv-Spezialist Karjakin, warum er so schwer zu schlagen ist. Umsichtig wehrte er sich gegen die trickreichen Springermanöver des Weltmeisters, der schließlich zwar einen großen Vorteil herausspielte, aber in Zeitnot Karjakin doch noch in das Remis entwischen ließ. „Das war eine sehr harte Partie“, meinte Carlsen etwas enttäuscht nach der spannenden Partie.
Weitere spektakuläre Partien?
Mit dem neuerlichen Unentschieden steht es jetzt 1,5:1,5 in New York. Um die WM zu gewinnen, müssen 6,5 Punkte erreicht werden. Nachdem Carlsen in der dritten Runde zum ersten Mal knapp vor einem Sieg stand, wird er den Druck nun weiter erhöhen - die nächsten neun Runden dürften also weitere spektakuläre Partien liefern.