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Immer noch 1000 Peitschenhiebe für Badawi

7. Juni 2015

Der Fall Raif Badawi löste Entsetzen aus. Weltweit protestierten Menschen gegen die Strafe, die den saudischen Blogger erwartet: Zehn Jahre Gefängnis und 1000 Peitschenhiebe. Doch das Urteil bleibt bestehen.

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Transparent einer Berliner Demonstration für die Freilassung des Bloggers Raif Badawi (Foto: AFP/Getty Images)
Bild: Tobias Schwarz/AFP/Getty Images

Saudi-Arabiens höchstes Gericht bestätigte ein Urteil vom vergangenen Jahr, demzufolge Raif Badawi für zehn Jahre ins Gefängnis muss und mit 1000 Peitschenhieben bestraft wird. Außerdem erwartet ihn eine Geldstrafe von knapp 240.000 Euro, wie die saudische Zeitung Okaz berichtete. Berufung könne nicht mehr eingelegt werden.

Badawi war 2012 wegen seiner liberalen Ansichten verhaftet worden. Die Anklage: Verspottung islamischer Religionsführer auf seiner Website. Er habe den Islam beleidigt. Im Januar bekam er öffentlich die ersten 50 Peitschenhiebe. Der weitere Vollzug wurde aus gesundheitlichen Gründen danach ausgesetzt.

Für Meinungsfreiheit, gegen Unterdrückung

Der 31-Jährige kämpfte jahrelang für Meinungsfreiheit in Saudi-Arabien. Auf der Webseite "Freie Saudische Liberale" griff er politische und gesellschaftliche Missstände in seinem Land auf. Er veröffentlichte beispielsweise sarkastische Artikel über die Religionspolizei, nannte eine große Universität des Landes einen Hort für Terroristen und schrieb über den Valentinstag - den zu feiern in Saudi-Arabien streng verboten ist.

"Mord auf Raten"

Menschenrechtler kritisieren die harte Strafe Badawis scharf. Auch wenn er der Todesstrafe entging, sehen sie in einer auf 20 Wochen verteilten Prügelstrafe von 50 Schlägen nichts anderes als einen langsamen, qualvollen Tod. "Mord auf Raten" sei das, sagte der Grünen-Politiker Tom Koenigs. Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier bezeichnete die Strafe für Badawi als "grausam, falsch, ungerecht und völlig unverhältnismäßig". Auch die USA hatten sich besorgt gezeigt und das verbündete Königreich gebeten, das Urteil zu überprüfen. Saudi-Arabien folgt in seiner Rechtsprechung einer strikten Interpretation der islamischen Scharia.

Ensaf Haidar bei der Jahrestagung von Amnesty International Deutschland 2015 (Foto: picture-alliance/dpa)
Ensaf Haidar kämpft unermüdlich für die Freilassung ihres MannesBild: picture-alliance/dpa/A. Burgi

"Freedom of Speech Award" für Badawi

Für sein Engagement zeichnete die Deutsche Welle Badawi im Februar mit dem "Freedom of Speech Award" aus . Er wird erstmals im Rahmen des Blog-Wettbewerbs "The Bobs - Best of Online Activism" vergeben, bei denen international herausragende Online-Aktivisten und Netz-Projekte ausgezeichnet werden. DW-Intendant Peter Limbourg begründete die Entscheidung: "Er steht in herausragender Weise für den mutigen, unerschrockenen Einsatz für das Menschenrecht auf freie Meinungsäußerung. Unsere Auszeichnung soll ein starkes Zeichen setzen und sein Schicksal noch stärker in das Licht der Weltöffentlichkeit rücken. Wir hoffen, dass somit der Druck auf die Verantwortlichen in Saudi-Arabien noch größer wird, Badawi endlich freizulassen."

Limbourg wird den Preis am 23. Juni im World Conference Center Bonn an Badawis Frau Ensaf Haidar überreichen. Sie lebt seit ihrer Flucht 2013 mit den gemeinsamen Kindern in Kanada.

nin/haz (dpa, BBC)