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Satou Sabally - Auf Nowitzkis Spuren

19. April 2020

Die 21-Jährige hat den Sprung in die beste Basketballliga der Welt, der WNBA, geschafft. Im Interview schwärmt Satou Sabally vom deutschen Frühstück, gambischer Gastfreundschaft und erklärt ihren Einsatz gegen Rassismus.

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Basketballerin Satou Sabally
"Einhorn" Satou Sabally: deutsche Mutter, gambischer Vater, in New York geborenBild: picture-alliance/AP Images/J. Raoux

Es war ein Tag, der Satou Sabally wohl für immer in Erinnerung bleiben wird. Der 17. April hat immerhin eine grundlegende Veränderung in das Leben der deutschen Basketball-Nationalspielerin gebracht. Sie wurde an diesem Abend als Zweite in die WNBA, der amerikanischen Basketball-Profiliga der Frauen, gedraftet.

Sie wechselt damit vom College im US-amerikanischen Oregon in die in ihrem Sport beste Liga der Welt - zu den "Dallas Wings". "Ich war noch nie so beschäftigt, in meinen Leben. Ich habe kaum etwas gegessen. Als es dann alles vorbei und offiziell war, war es echt eine Erleichterung", sagte Sabally in einem Telefoninterview am Tag danach. "Ich habe nur fünf Stunden geschlafen."

Bester deutscher Draft

Die Erleichterung, die Euphorie, sind ihr auch noch Stunden nach der Entscheidung noch anzumerken. Dirk Nowitzki, Ex-Superstar der Dallas Mavericks, dem städtischen Pendant der "Wings", hat sich sofort per Twitter gemeldet, um seine Gratulation auszusprechen und sie in naher Zukunft in der neuen Stadt willkommen zu heißen.

Schließlich wurde weder bei den Männern noch bei den Frauen jemals ein deutscher Sportler an einer besseren Position in den USA gedraftet als die 21-Jährige. In den kommenden Tagen will Sabally auf jeden Fall noch das persönliche Gespräch mit "Dirkules" suchen, bisher war dafür noch keine Zeit, "zu viele Nachrichten auf dem Handy", sagt sie lachend.

Sabally wurde einst zufällig auf einem Berliner Spielplatz unweit des Nollendorfplatzes im Alter von neun Jahren von einer Trainerin entdeckt. In ihrer Jugendzeit spielte sie unter anderem für DBC Berlin und TuS Lichterfelde, bevor sie mit 19 Jahren an die University of Oregon wechselte. 

Beste Flügelspielerin

Sabally gewann in den drei Jahren mit ihrem Team von der Universität von Oregon dreimal die regionalen Meisterschaften und wurde 2020 mit dem "Cheryl Miller Award" als beste Flügelspielerin des Landes ausgezeichnet. Ihre Spezialität: Sie kann mit beiden Händen werfen, ist Rechtshänderin, wirft den Ball aber meistens mit links. Noch aber ist des "Einhorn" wie Sabally von ihren bisherigen Teamkamaradinnen genannt wird, in Eugene im US-Bundestaat Oregon und kann ihr Glück kaum fassen.

Basketballerin Satou Sabally
"Einhorn" Satou Sabally: deutsche Mutter, gambischer Vater, in New York geborenBild: Getty Images/AFP/E. Miller

In diesem Sommer bekommt sie ihren Universitäts-Abschluss und beendet ihre dortige Zeit bereits nach drei statt nach vier Jahren. Auch, weil sie am College lediglich im Rahmen ihres Stipendiums Geld verdiente, weil das die Regeln im College-Sport nicht anders zulassen.

Die Corona-Pandemie lässt aber auch dort das Leben nahezu stillstehen und räumt deshalb genügend Zeit für einen Blick auf die eigene, sehr besondere Vita ein.

In vielen Ländern zu Hause

Satou wurde als Tochter einer deutschen Mutter und eines gambischen Vaters in New York geboren. Im Alter von drei Jahren zog sie nach Berlin, wo sie aufgewachsen ist und den Baskteball-Sport kennen und lieben lernte. "Ich fühle deutsch-gambisch. Ich kann aber auch Englisch sprechen", sagte sie.

Mit dem Begriff Heimat bringt sie aber vor allem Deutschland in Verbindung. "Ich vermisse das deutsche Frühstück und Berlin. Die Kultur dort. Ich hatte dort die besten Sommer, meine Jugendzeit war da super", schwärmte sie. Mit 19 Jahren hat sie die Hauptstadt in Richtung USA verlassen. Und obwohl sie auch einen amerikanischen Pass besitzt ("Dort bin ich jetzt zuhause"), ist sie im Herzen doch immer Berlinerin geblieben.

Aber auch für das Heimatland ihres Vaters hegt sie große Sympathien. "In Gambia sind die Menschen super freundlich, wollen immer zum Essen einladen und schaffen immer Familien-Atmosphäre. Es ist super dort und das Wetter ist auch top", sagte sie. Sabally ist eine Weltbürgerin, wie man sie sich wohl kaum besser vorstellen könnte.

Soziales Engagement

Aber Sabally, deren Schwester Nyara ebenfalls mit ihr am College spielt, schaut auch über den sportlichen Tellerrand hinaus, setzt sich über die sozialen Medien gegen Rassismus ein. Bei der Antirassismus-Bewegung "More than an Athlete", die NBA-Superstar LeBron James in den USA anführt und der sich bereits viele amerikanische Stars der unterschiedlichsten Sportarten angeschlossen haben, will sie gerade jetzt ihr Engagement erhöhen. "Ich bin mit Ihnen in Kontakt getreten und möchte erfahren, was ich noch alles machen kann. Jetzt, wo ich kein Basketball habe, versuche, ich meine Plattformen dafür zur nutzen und ein paar neue Sachen zu machen", erläuterte sie.

Irgendwann, wenn die Pandemie abgeebbt und die Heimübungen wieder einem normalen Trainingsalltag weichen werden, will sie aber erst einmal dabei helfen, das "junge Team aus Dallas" zu entwickeln und an die Spitze zu führen. "Druck ist eher eine Motivation für mich", sagte sie. "Ich spiele nur Basketball. Es gibt ganz anderen Druck, den ich nicht haben möchte." Und dann möchte sie irgendwann vielleicht sogar in die großen Fußstapfen Dirk Nowitzkis in Dallas treten.