Porträt Samuel Eto'o
27. Mai 2010Nkongmondo, ein Viertel in Douala, der ehemaligen Hauptstadt Kameruns. Hier ist Samuel Eto´o geboren und hier haben sie ein Denkmal für ihn gebaut. Denn Eto´o ist aktuell der größte Fußballstar Kameruns, der legitime Nachfolger von Legende Roger Milla, dessen Lambada-Tänze an der Eckfahne unvergessen sind. Eto´o trifft und trifft - auch in den ganz wichtigen Momenten. Ob zuletzt bei der Qualifikation zur WM, bei der er für sein Land in elf Partien neun Tore machte, oder in der Serie A für seinen aktuellen Verein Inter Mailand. Als er in der Saison 2008/09 noch beim FC Barcelona spielte, erzielte er im Finale der Champions League gegen Manchester United das 1:0. Nun ist er mit Kamerun nach 1998 und 2002 schon das dritte Mal bei einer WM dabei und will wieder wichtige Treffer machen: "Kamerun träumt von der Weltmeisterschaft und ich auch. Dafür würde ich alles geben."
Von was soll er auch sonst noch träumen? Er hat ja schon fast alles erreicht. Mit Kamerun gewann er zweimal den African Cup (2000, 2002), ein Olympia-Turnier (2000), mit Barcelona holte er zwei Champions League-Titel (2006, 2009) und drei spanische Meisterschaften (2005, 2006, 2009), in diesem Jahr mit Inter das Triple aus italienischer Meisterschaft, Pokalsieg und Champions-League-Triumph.
Eto´o der "Spiritus Rector"
2006 waren sie bei der WM nicht dabei. Denn im entscheidenden Qualifikationsspiel versagten dem damaligen Bremer und heutigen Kölner Pierre Womé die Nerven, als er in der Nachspielzeit einen Strafstoß verschoss und Kamerun die Reise nach Deutschland verpasste. Eto'o brach danach in Tränen aus, und ein ganzes Land versank in tiefer Trauer. Doch in Südafrika sind sie dabei und bei der WM traut Eto'o seiner Mannschaft einiges zu: "Wir haben ein gutes Team, mit einer guten Mischung aus jungen und erfahrenen Profis. Ich bin sehr optimistisch, dass wir für eine Überraschung sorgen."
Trotz seiner 1,80 Meter sieht Eto'o jung aus, wirkt bubenhaft. Das ändert aber nichts an seiner Ausstrahlung, wie Otto Pfister findet. Der Coach trainierte die kamerunische Nationalmannschaft zwischen 2007 und 2009, führte sie 2008 ins Finale des Afrika-Cups. "Der Spiritus Rector der Mannschaft ist der Eto'o. Der hat das Team voll im Griff. Er ergreift das Wort und alle hören ihm zu", hat er beobachtet.
Politisch und extravagant
Doch Eto'o gilt auch als Sturkopf, als Heißsporn und extravagant. Er fährt gerne Luxuskarossen und überreagiert auch mal. So zum Beispiel, als er seinen Ex-Club Real Madrid 2005 einen "Scheiß-Verein" nannte und sich danach für diese Entgleisung öffentlich entschuldigen musste. Für Schlagzeilen sorgte 2009 sein Wechsel zu Inter. Barcelona ließ ihn ziehen, bekam dafür den schwedischen Stürmer Zlatan Ibrahimovic, musste aber obendrein noch geschätzte 45 Millionen Euro zahlen. Nun macht er also in Italien seine Tore.
In seiner Heimat ist es den Menschen gleich, für welchen Verein er trifft. Hier respektiert man ihn nicht nur wegen seiner herausragenden sportlichen Erfolge. Eto'o war schon immer auch ein politischer Mensch, der sich für die Schwarzen einsetzt: "Ich bin eigentlich nur ein Spieler und werde auch als solcher behandelt. Die Kameras sind auf mich gerichtet, auf Samuel Eto'o den Fußballstar. Aber jenseits des Spielfeldes gibt es unzählige Schwarze die gegen den Rassismus kämpfen und über die berichtet niemand."
2006 erlebt er Fremdenfeindlichkeit in seiner Wahlheimat auch auf dem Platz. Als er mit Barcelona bei Real Saragossa antritt, stimmen die heimischen Fans Urwaldgebrüll an. Eto'o will aus Wut das Spielfeld verlassen, wird nach langer Diskussion mit Schiedsrichter, Trainer und Mitspielern aber umgestimmt. Trotz solcher Vorkommnisse hat er seit 2007 auch die spanische Staatsbürgerschaft. Seine Tore will er bei dieser WM aber natürlich für Kamerun schießen. "Ich lebe in Europa, aber ich schlafe in Afrika", sagte er.
Autor: Felix Hoffmann
Redaktion: Joachim Falkenhagen