Tansanias erste Präsidentin vereidigt
19. März 2021In einer vom Fernsehen übertragenen Zeremonie schwor Samia Suluhu Hassan in Daressalam den Eid auf die tansanische Verfassung. Die 61-Jährige stammt ursprünglich von der semi-autonomen Insel Sansibar. Sie arbeitete als Entwicklungshelferin und machte Karriere in der Regionalregierung von Sansibar. 2010 wurde sie ins tansanische Parlament gewählt und fünf Jahre später zur Vizepräsidentin unter Präsident John Magufuli ernannt.
Suluhu Hassan setzte sich in ihren vorherigen Funktionen unter anderem für die Rechte von Frauen und Mädchen und gegen Jugendarbeitslosigkeit ein. Neben der äthiopischen Präsidentin Sahle-Work Zewde ist sie derzeit das einzige weibliche Staatsoberhaupt in Afrika.
Spekulationen über Vorgänger Magufuli
Mit ihrer Vereidigung tritt sie die Nachfolge von John Magufuli an, dessen Tod am Mittwoch öffentlich wurde. Suluhu Hassan hatte erklärt, Magufuli sei in einem Krankenhaus in Daressalam einem Herzleiden erlegen, an dem er seit einem Jahrzehnt gelitten habe. Allerdings hatte zuvor eine längere Abwesenheit in der Öffentlichkeit für Spekulationen über eine mögliche COVID-19-Erkrankung gesorgt. Ihr Vorgänger hatte lange die Existenz des Coronavirus in dem Land abgestritten und mit provokanten sowie zweifelhaften Aussagen über die Pandemie für Aufsehen gesorgt. Tansania hat seit Mai vergangenen Jahres keine offiziellen Corona-Zahlen mehr bekanntgegeben.
Der ab 2015 amtierende Magufuli - wegen seines kompromisslosen Führungsstils auch "Bulldozer" genannt - polarisierte in dem ostafrikanischen Land mit seinen rund 58 Millionen Einwohnern. Von Befürwortern wurde er wegen seines Auftretens, seiner Infrastrukturprojekte und Versprechen der Korruptionsbekämpfung unterstützt. Kritiker aber verurteilten seine zunehmenden Beschränkungen von Presse- und Meinungsfreiheit sowie seinen Umgang mit der Pandemie.
Viele afrikanische Regierungschefs und auch viele Tansanier erinnerten positiv an Magufuli, zahlreiche Medien dagegen übten Kritik. Sein Tod sei zu einer Zeit gekommen, in der die Tansanier den Druck seiner autoritären Führung spürten, schreibt das Magazin "The Africa Report". Magufuli habe eine "Kultur von Terror und Stillschweigen" wiederbelebt.
Hoffnung auf mehr Demokratie
Nach Suluhu Hassans Vereidigung zeigten sich Menschenrechtler und Beobachter zuversichtlich. Sie hoffen auf eine demokratischere Zukunft unter Tansanias erster Präsidentin. "Die neue Regierung hat jetzt die Gelegenheit für einen Neubeginn, indem sie mit den problematischen Praktiken der Vergangenheit bricht", sagte Otsieno Namwaya, Ostafrika-Direktor von Human Rights Watch. Die Organisation sieht in dem Tod von Präsident Magufuli eine "Chance" für das Land, seine bröckelnde Menschenrechtsbilanz zu verbessern. "Die neue Führung sollte kein weiteres Unrecht begehen, indem sie den Missbrauch ungestraft lässt."
bri/mak (afp, kna, dpa, epd)