Saar-SPD darf auf Machtwechsel hoffen
27. März 2022Die Sozialdemokraten im Saarland können sich berechtigte Hoffnungen machen, erstmals seit fast 23 Jahren wieder stärkste politische Kraft im kleinsten Flächenland Deutschlands zu werden - und damit die Christdemokraten aus der Staatskanzlei in Saarbrücken zu verdrängen. Meinungsforscher sahen die SPD mit ihrer Spitzenkandidatin Anke Rehlinger seit Wochen stabil und deutlich vor der CDU von Ministerpräsident Tobias Hans. An diesem Sonntag sind nun mehr als 750.000 Bürgerinnen und Bürger aufgerufen, über die künftige Zusammensetzung des Parlaments tatsächlich zu entscheiden.
Bisher haben der 44-jährige Hans und Vize-Regierungschefin Rehlinger (45) das Saarland gemeinsam in einer großen Koalition regiert. Nach der Wahl könnte aus dem schwarz-roten Bündnis ein rot-schwarzes werden - unter der Führung von Rehlinger. Sie wäre dann die erste SPD-Frau in diesem Amt an der Saar. Denkbar wären auch Mehrheiten für Rot-Grün, Rot-Gelb (SPD und liberale FDP) oder für eine rot-gelb-grüne "Ampelregierung" wie auf Bundesebene - falls Grüne und/oder FDP den Sprung in den saarländischen Landtag schaffen. Dort waren sie zuletzt nicht vertreten, auch diesmal könnten sie an der Fünf-Prozent-Hürde scheitern.
Kuriosum im Saarland
Folgt man den derzeitigen Umfragen, könnte sogar ein Zwei-Parteien-Parlament das Ergebnis der Landtagswahl an diesem Sonntag sein. Schließlich ist auch der Wiedereinzug der Partei Die Linke und der rechtsgerichteten AfD in die Volksvertretung keineswegs sicher.
Die Linke ist nach dem Abgang ihrer Führungsfigur Oskar Lafontaine entscheidend geschwächt - der 78-Jährige hatte kürzlich seinen Parteiaustritt erklärt. Auch die Grünen an der Saar hatten sich jahrelang selbst zerfleischt, was ihrem Ansehen schadete. Beides hilft der SPD.
Die Saarlandwahl wird im fernen Berlin mit Spannung verfolgt. Sie gilt als erster Stimmungstest für die "Ampel" aus SPD, Grünen und FDP in der Bundesregierung von Kanzler Olaf Scholz. In diesem Jahr werden auch noch neue Landtage in Schleswig-Holstein, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen gewählt.
wa/ack (dpa, rtr, afp)