Rätselhaftes Walsterben vor Argentiniens Küste
Mindestens 13 Südliche Glattwale verendeten innerhalb einer Woche an der argentinischen Atlantikküste. Forschende stehen vor einem Rätsel - Hauptverdächtiger ist derzeit eine Alge.
Hotspot für Wale
Ein Wal springt vor der patagonischen Halbinsel Valdés aus dem Atlantik. Jedes Jahr zwischen April und Dezember versammeln sich Hunderte Tiere der Art Südlicher Glattwal (Eubalaena australis) in den ruhigen, warmen Gewässern des Golfs, um sich zu paaren und ihre Kinder zur Welt zu bringen. Doch dieses Jahr gibt es ein Problem: Mindestens 13 Wale wurden tot an die Strände der Halbinsel gespült.
Gestrandeter Gigant
Ein toter Wal liegt am Strand von Puerto Madryn. Der Grund für das Verenden der Tiere ist unklar: Keiner der bisher untersuchten Walkörper wies Anzeichen von Verletzungen auf, zudem seien sie gut genährt gewesen, erklärte das argentinische Institut für Walschutz (ICB), das einige der toten Tiere obduziert hat. Die Wale starben in der Woche zwischen dem 24. September und dem 3. Oktober.
Familienidylle
Es gibt jedoch auch gute Nachrichten: Die Behörden zählten dieses Jahr mehr als 1400 Glattwale im Golf vor Vadés - so viele wie seit über 50 Jahren nicht mehr. Das Luftbild zeigt ein Muttertier, das gemeinsam mit seinen beiden Kälbern in der Bucht schwimmt. Ein ausgewachsener Glattwal kann bis zu 16 Meter lang und 50 Tonnen schwer werden.
Trauerspiel am Strand
Vorbereitung für den Abtransport: Arbeiter haben ein Seil an der Schwanzflosse eines toten Wals befestigt. Laut Mariano Sironi, wissenschaftlicher Direktor des ICB, wurden im vergangenen Jahr insgesamt 45 Wale tot aufgefunden. Obwohl die Zahl in dieser Saison niedriger als sonst ist, sei es besorgniserregend, dass die Todesfälle 2022 in einem so kurzen Zeitraum auftraten, so Sironi.
Fahrt zur letzten Ruhestätte
Ein Schiff der argentinischen Marine schleppt einen toten Wal zu einem verlassenen Strand. Forschende suchen auch im Wasser nach Gründen für das Walsterben: Die große Zahl der Todesfälle innerhalb weniger Tage deute darauf hin, dass ein lokaler Umweltfaktor dafür verantwortlich ist, erklärten Meeresexpertinnen und -experten. Sie vermuten eine Vergiftung durch Algenblüten.
Gefahr im Wasser
Algenblüten produzieren Giftstoffe, die für andere im Wasser lebende Organismen schädlich sein können. Ihr Pigment färbt die Wasseroberfläche rot, was dem Phänomen den Namen "rote Flut" einbrachte - in diesem Jahr gab es Einheimischen zufolge ungewöhnlich viele "rote Fluten". Diesem Glattwal konnten die Algen bisher nichts anhaben - stattdessen wird er allerdings gerade von einer Möwe attackiert.
Auf Tuchfühlung mit den Meeressäugern
Ganz nah dran: Die Walbeobachtung hat sich zur größten Touristenattraktion in der Region entwickelt und zieht jede Saison rund 100.000 Menschen an. Die Meeressäuger nähern sich den Touristen manchmal bis auf wenige Meter - so wie dieser auf einem Surfbrett paddelnden Frau, die die neben ihr schwimmenden Wale beinahe berühren kann.