Russlands Ukraine-Angriff: Wie die Kultur sich wehrt
Vom ESC über Disney bis Cannes reagiert die Kulturwelt mit unterschiedlichen Aktionen auf die Ukraine-Invasion. Auch regierungskritische russische Künstler sagen Auftritte ab. Ein Überblick.
Disney will alle Geschäfte in Russland aussetzen
Zunächst hatte Disney nur angekündigt, keine Filme mehr in die russischen Kinos zu bringen. Nun stoppt der Konzern all seine Aktivitäten - von seinen TV-Sendern, inklusive der Vermarktung der TV-Inhalte über das Lizenzgeschäft bis hin zu Kreuzfahrten. Die Entscheidung erfolge "angesichts des unerbittlichen Angriffs auf die Ukraine und der eskalierenden humanitären Krise."
Opern stoppen Zusammenarbeit mit Sopranistin Anna Netrebko
Die Metropolitan Opera in New York und die Berliner Staatsoper beenden die Zusammenarbeit mit dem russischen Opernstar Anna Netrebko. Sie sei eine der großartigsten Sängerinnen in der Geschichte des Opernhauses, hieß es seitens der MET, aber "wenn Putin unschuldige Opfer in der Ukraine umbringt, gibt es keinen anderen Weg". Netrebko hatte sich nicht von Putins Vorgehen distanziert.
Cannes schließt russische Delegationen aus
Das Filmfestival von Cannes hat entschieden, "keine offiziellen russischen Delegationen" oder regierungsnahe Personen zu empfangen. Eine Reihe von Filmfestivals, darunter Glasgow und Stockholm, reagieren ähnlich. Locarno schließt sich dem Boykott dagegen bislang nicht an. Die Filmfestspiele von Venedig zeigen in kostenlosen Vorführungen einen Film über die russische Annexion der Krim 2014.
Russland vom Eurovision Song Contest ausgeschlossen
Die den ESC organisierende Europäische Rundfunkunion (EBU) erklärte am 25. Februar, dass "angesichts der beispiellosen Krise in der Ukraine die Aufnahme eines russischen Beitrags den diesjährigen Wettbewerb in Misskredit bringen würde". Inzwischen hat die ukrainische Folk-Rap-Gruppe Kalush Orchestra (Foto) die besten Siegesaussichten.
Opernhäuser setzen Bolschoi-Kooperation aus
Das Royal Opera House in London hat die Sommersaison des Moskauer Bolschoi-Balletts gestrichen. Auch die New Yorker Metropolitan Opera nimmt ihre "Lohengrin"-Inszenierung - eine Bolschoi-Koproduktion vom Spielplan. Wladimir Urin, Direktor des Bolschoi, galt bislang als Putin-Anhänger. Nun gehört er zu den Unterzeichnern eines offenen Briefs gegen den Krieg.
Valery Gergiev - Konzerte abgesagt
Viele russische Künstlerinnen und Künstler haben die Ukraine-Invasion verurteilt. Nicht so Valery Gergiev: Trotz eines Ultimatums der Münchner Philharmoniker, sich öffentlich zu positionieren, schwieg der seit 1992 mit Putin befreundete Maestro. Am 1. März entließ das Orchester seinen vormals gefeierten Chefdirigenten. Auch zahlreiche Konzerte Gergievs in Europa und den USA wurden abgesagt.
Russische Künstler ziehen sich von der Biennale in Venedig zurück
Nicht immer sind es die Veranstalter, die aktiv werden. Bei der Biennale von Venedig, die am 23. April 2022 startet, sind die Künstler und Kuratoren der russischen Ausstellung selbst zurückgetreten. Auf Instagram erklärten sie, dass "der russische Pavillon geschlossen bleiben wird". Aus Protest gegen die Tötung von Zivilisten durch Raketen und die Unterdrückung der Kriegsgegner in Russland.
Amsterdamer Eremitage beendet Zusammenarbeit
Die Eremitage in Amsterdam ist ein Ableger der Eremitage in Sankt Petersburg. Bisher hat sich das Museum nie zu Putins Politik geäußert, aber "mit dem Einmarsch der russischen Armee in der Ukraine ist eine Grenze überschritten worden. Krieg macht alles kaputt. Sogar 30 Jahre der Zusammenarbeit", erklärte das Museum am 3. März. Und schloss zudem die aktuelle Ausstellung "Russische Avantgarde".
Museen trennen sich von russischen Oligarchen
Nach dem Appell an Kultureinrichtungen, Putin-Verbündete aus ihren Aufsichtsräten zu entfernen, kappen Museen ihre Verbindungen zu russischen Oligarchen. Laut "New York Times" ist Milliardär Wladimir Potanin aus dem Kuratorium des Guggenheim-Museums ausgeschieden. Dem Portal "Artnet" zufolge ist der Bank-Magnat Petr Aven als Kurator der Royal Academy in London zurückgetreten.
Hollywood stoppt Filmstarts in Russland
Nach Disney haben auch Warner Bros., Sony, Paramount Pictures und Universal beschlossen, ihre Filme nicht mehr in die russischen Kinos zu bringen. "The Batman" (Foto) sollte am 4. März anlaufen. Zudem von der Entscheidung betroffen sind Disneys Pixar-Animationsfilm "Turning Red", "The Lost City" und "Sonic the Hedgehog 2" von Paramount sowie der Marvel-Film "Morbius".
Konzerte in Russland abgesagt
"Ukraine, wir stehen zu dir und zu allen in Russland, die sich diesem brutalen Akt widersetzen", sagte Nick Cave. Er hat seine für den Sommer geplanten Russland-Termine abgesagt, genau wie viele andere Bands, etwa Franz Ferdinand, The Killers, Iggy Pop und Green Day. Auch der beliebte russische Rapper Oxxxymiron hat seine Auftritte in Russland gecancelt und zu einer Antikriegsbewegung aufgerufen.