Schirinowski: "Europa, du sollst zittern!"
17. März 2018Deutsche Welle: Herr Schirinowski, Sie haben bereits fünf Mal kandidiert. Jetzt das sechste Mal. Finden Sie das nicht langweilig?
Wladimir Schirinowski: Wie kann so etwas langweilig sein? Wird Ihnen langweilig, Interviews zu führen? Das ist Arbeit. Die verantwortungsvollste, repräsentativste und feierlichste Arbeit, die es gibt - wie Sport. Wer nicht an den Olympischen Spielen oder an Meisterschaften teilnimmt, hat da nichts verloren.
Sie haben gesagt, dass Russland eine gewählte Monarchie braucht. Wollen Sie also, dass Russland lieber von einem Zaren regiert wird, der Wladimir Schirinowski heißt?
Nein, aber Russland hat als Monarchie enorm viel erreicht. Wir hätten unsere Monarchie behalten sollen. So wie Großbritannien, Dänemark, Holland, Schweden und Norwegen. Als Variante könnten wir jetzt aber einen Monarchen wählen und den Landesnamen auf "Russisches Imperium" ändern. Der Präsident soll "oberster Herrscher" heißen.
Einem Präsidentschaftskandidaten können die Beziehungen zu den Nachbarn nicht egal sein. In der Ukraine-Frage steckt Ihr Land in der Sackgasse. Was tun?
Die Ukraine fällt sowieso auseinander. Polen nimmt sich den westlichen Teil, Ungarn die Karpaten, Rumänien nimmt Bukowina und Bessarabien. Wir nehmen uns das ganze Novorossia. Die Ukraine hat keine Zukunft.
Ich glaube nicht, dass die Ukraine von diesen Äußerungen begeistert sein wird. Was soll denn unternommen werden, damit die Beziehungen vielleicht doch besser werden?
Nichts. Dort herrscht ein anti-russisches Regime und darauf kommt es an.
Sie glauben also, dass die Ukraine an allem schuld ist und nicht die Politik Putins, die zu diesen Problemen geführt hat?
Nur die Ukraine. Ihre anti-russischen, pro-westlichen, verfassungswidrigen Kräfte. Die Ukrainer werden zusammenbrechen und wir müssen sie wieder aufbauen. Den Donbass, Luhansk und andere Gebiete.
Der Westen hat Russland für die illegale Krim-Annexion bestraft. Was glauben Sie, ist der Kalte Krieg schon da und wenn ja, was soll man da tun?
Die heutige Situation gefällt mir. Die Sanktionen stärken unsere heimische Wirtschaft.
Gut, dann wollen wir über die USA sprechen, die auch ein Teil des Westens sind. Als Präsident Trump gewählt wurde, haben Sie auf seinen Sieg Sekt hier in der Duma getrunken. Dann wurden die Beziehungen zu den USA aber schlechter. Bei Obama waren sie besser. Haben Sie sich zu früh gefreut?
Wir haben Trumps Sieg begrüßt. Ich habe diesen Sieg vorausgesagt. Und so habe ich nur meine richtige Prognose gefeiert. Trump hat gewonnen. Darauf kam es an. Dass er die Russland-Politik nicht verbessert hat, ist sogar gut. Wo wären wir denn hingekommen, wenn wir die ganzen Zugeständnisse bekommen hätten?
Schlechter ist besser oder wie?
Es ist besser, wenn der Westen in uns einen Feind sieht und uns überall einschränkt. Sanktionen, Sanktionen und nochmals Sanktionen. Dann kommen wir hoch und können uns schneller entwickeln.
Ich treffe zum ersten Mal einen Präsidentschaftskandidaten, der möchte, dass sein Land bestraft wird...
Ich spreche ja nicht von Strafe, sondern davon, dass der Westen nicht anders kann. Und das ist sein Fehler. Für Russland aber ist es von Vorteil. Wenn der Westen uns wie die Ukraine behandeln würde, diese ganze Zusammenarbeit mit der EU, dieses Schengen-Abkommen, dann wären wir längst erweicht, hätten allem zugestimmt und wären degradiert. Stattdessen werden wir aber stärker und das hilft uns, den Westen zu zerstören, damit er uns nicht mehr stört.
Sie wollen den Westen zerstören?
Natürlich. Er stört die Menschheit. Amerika, Deutschland.
Wieso stört Deutschland die Menschheit. Wieso stört Deutschland Russland?
Es regiert Europa. Wieso eigentlich?
Deutschland ist aber Russlands wichtigster Wirtschafts- und Handelspartner.
Brauchen wir nicht! Ihr sollt von uns nichts mehr kaufen. Wir kaufen auch nichts bei euch. Wenn ihr unser Gas nicht kaufen würdet, wäre unser ganzes Land jetzt mit Gasleitungen versorgt. Und wenn ihr unser Öl nicht kaufen würdet, wäre unser Sprit sehr billig.
18. März, 20 Uhr. Das Wahlergebnis ist ungefähr klar. Was erwartet Russland am Ende dieses Wahltags?
Ich könnte gewinnen. Und dann wird am nächsten Morgen das ganze Land mit einem Lächeln im Gesicht auf der Straße sein und sich freuen. Alle Sanktionen werden nach zwei, drei Monaten abgeschafft. Ihr - Europäer und Amerikaner - werdet mitmachen. Ich bringe die Welt an den Rand eines Kriegs. Ich werde sagen: Entweder macht ihr, was ich will oder ihr versteckt euch lieber in einem Bunker.
Klingt nach einem großen Diktator.
Warum? Wieso mischt ihr euch bei uns ein? Wir mischen uns bei euch nicht ein. Wieso sagt ihr, wie wir Russen leben müssen? Die Krim ist russisches Land. Dort leben russische Menschen. Im Donbass leben auch russische Menschen. Wir haben euch Deutschen die Chance gegeben, euch zu vereinigen. Was habt ihr uns dafür gezahlt? Zehnmal weniger, als ihr hättet zahlen können. Europa, du sollst zittern! Selbst wenn ich am 18. März nicht gewinne, wird das Regime in Russland euch zwingen, endlich aufzuhören, uns das Leben beizubringen. Wir lassen euch uns Russen nicht herumkommandieren!
Das Interview führte Juri Rescheto.